45 Jahre nach dem Ende der Vereinsgeschichte feiern Mitglieder ein Wiedersehen Tuspo - der unvergessene Verein

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Für den Höhepunkt der Tuspo-Vereinsgeschichte im Fußball sorgte diese Mannschaft 1965 mit dem Aufstieg in die A-Klasse (stehend von links): Trainer Wippenbeck, Dörfler, Schwinn, Breuer, Turner, Steib, Klemenz, (vorne von links) Zerle, Plinske, Macheu, Schönauer, Freiberger. Foto: red Foto: red

Vor 45 Jahren ist die Geschichte des Tuspo Bayreuth zu Ende gegangen, aber vergessen ist der Stammverein des heutigen BSV 98 deswegen noch lange nicht. Willi Kaiser (68) hat den Versuch unternommen, ehemalige Mitglieder zu einem Treffen am kommenden Freitag um 16 Uhr im BSV-Sportheim an der Prellmühle zusammen zu trommeln - und sein Erfolg war beachtlich. Auch eine Legende der Bayreuther Fußball-Geschichte wird kommen.

 
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37 Zusagen hat Kaiser für das Treffen bekommen, das ursprünglich schon zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1998 angedacht gewesen war, aber damals aus beruflichen Gründen nicht verwirklicht wurde: „Seither bin ich so oft auf diese Idee angesprochen worden, dass ich es jetzt einfach mal machen musste – auch ohne so einen konkreten Anlass.“ Die Zahl der Zusagen gibt ihm Recht, denn sie ist ziemlich hoch im Verhältnis zu den „nicht viel mehr als 50 Anfragen“, die Kaiser gestellt hat. Nicht mitgezählt sind dabei die Fälle, in denen die teilweise mühsame Nachforschung nach den heute zwischen 65 und 80 Jahre alten früheren Vereinskollegen vergeblich geblieben ist: „Einige sind nun mal inzwischen schon verstorben.“

Allerdings hat er bei den Einladungen auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Ziel der Suche war hauptsächlich jene Fußballmannschaft des Tuspo, bei der Kaiser in den 60er Jahren im Tor stand: „Auch ein paar Handballer werden dabei sein und ein paar Frauen, die immer als Zuschauer oder Betreuer dabei gewesen sind“, sagt der Organisator. „Unsere ganze Clique halt.“ Der eine oder andere nimmt dafür eine Anfahrt von einigen hundert Kilometern auf sich. Den Rekord dürfte dabei Max Eck aufstellen: Der heute 70 Jahre alte damalige Tuspo-Verteidiger, der später beim FC Bayreuth in der Bayernliga gespielt hat, lebt abwechselnd im schwäbischen Plochingen und in der tschechischen Heimat seiner Ehefrau.

Der beste Freund fehlt

Nur in ganz wenigen Fällen hat Kaiser über die Personen auf seiner Liste gar nichts mehr in Erfahrung bringen können. „Ausgerechnet mein damals bester Freund Klaus Hübner gehört dazu“, bedauert er. „Ich weiß noch, dass er zur Bundeswehr nach Zweibrücken gegangen ist, aber dann verliert sich die Spur.“ Auch um einen Kontakt zu Siegfried Macheu, der ihn Mitte der 60er Jahre als Tuspo-Torwart abgelöst hat, bemühte er sich vergeblich. „Vielleicht liest ja der eine oder andere den Zeitungsartikel und kommt dann doch noch“, sagt Kaiser. Willkommen sei jeder, der sich dem Tuspo verbunden fühlt.

Bemerkenswert ist die Resonanz aber schon jetzt – vor allem wenn man bedenkt, dass der Verein seit 1969 überhaupt nicht mehr existiert. Seit der damaligen Fusion mit dem VfB zum BSV 98 erinnert kaum noch etwas an den Tuspo – kein Stammtisch, keine regelmäßige Runde von Kartenspielern. „Die Handball-Abteilungen beider Vereine bewegten sich damals auf etwa gleichem Niveau und haben sich ergänzt, aber bei uns Fußballern war der höherklassige VfB klar dominierend“, erklärt Kaiser. „Da blieben von uns nicht mehr viele übrig.“ Er selbst war zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr dabei, nachdem es ihn 1965 beruflich nach Coburg verschlagen hatte.

70 Breuer-Tore in einer Saison

Als größter Erfolg in der Geschichte der Tuspo-Fußballer gilt der Aufstieg von der B- in die A-Klasse (heute vergleichbar mit Kreisklasse und Kreisliga) im Jahr 1965. Herausragender Spieler war damals ein 21-Jähriger namens Wolfgang Breuer, genannt „Bobby“. Das Eigengewächs hatte den Verein zuvor mit unfassbaren 70 Saisontoren von der C- in die B-Klasse geschossen und später mit dem Wechsel zu Bayern Hof den Grundstein für eine Profilaufbahn gelegt. Mit der Empfehlung als Torschützenkönig der höchsten österreichischen Liga kehrte er von Wacker Innsbruck nach Bayreuth zurück und wurde Mitte der 70er Jahre bei der SpVgg zur einer zentralen Figur der legendären Zweitliga-Mannschaft, die 1979 als Vizemeister ans Tor zur Bundesliga klopfte. Der heute 70-jährige „Bobby“ kommt am Freitag natürlich auch – Ehrensache.

Gründung als "Arbeiter-Turnverein"

Die Wurzeln des Tuspo Bayreuth reichen 116 Jahre zurück bis zum 13. Dezember 1898, als der „erste Bayreuther Arbeiter-Turnverein“ gegründet wurde. Dem Namen entsprechend widmeten sich die Mitglieder zunächst dem Geräteturnen, aber schon bald kamen leichtathletische Disziplinen hinzu. Nach dem ersten Weltkrieg gewannen die Mannschaftsspiele Fußball und Handball schnell an Bedeutung, worauf der Verein im September 1919 mit einer Namensänderung reagierte: „Turn- und Sportverein 1898 Bayreuth“ – der „Tuspo“ war geboren. In den 20er Jahren entwickelte sich der Verein mit neuen Abteilungen (Schwimmen, Schwerathletik) und einem für die Zeit beachtlichen Frauenanteil unter den Turnern von 20 Prozent. Aus Tuspo-Sparten gingen eigenständige Vereine hervor wie SC Kreuz, BSC Saas und der Turn- und Sportverein Bayreuth-Altstadt (die spätere Spielvereinigung).

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte der Tuspo zu jenen Vereinen, die wegen ihrer sozialdemokratischen Prägung verboten wurden. Schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg fanden sich aber ehemalige Mitglieder zu einer Neugründung zusammen. Ab 1947 spielten die Fußballer wieder auf dem vereinseigenen Gelände in der Hammerstadt, auf dem heute das Hans-Walter-Wild-Stadion steht. Die Vereinsgeschichte endete am 14. März 1969 durch die Fusion mit dem VfB zum Großverein „Bayreuther Sportverein von 1898“ (kurz: BSV 98), der bei seiner Gründung 1300 Mitglieder hatte.

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