Turm im Lot, Kanal noch nicht

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Die Sanierung der evangelischen Jakobuskirche steht noch so ziemlich am Anfang - und doch ist jetzt ein wichtiger Schritt getan: Die Turmzier ist wieder dort, wo sie hingehört: Ob an der Spitze des 50 Meter hohen Kirchturms. Anlass für eine kleine Feierstunde der Kirchengemeinde, bei der klar wurde: Es gilt noch so manches Problem zu lassen bei diesem gut 3,6 Millionen Euro teuren Vorhaben.

 
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Reise mit Überraschungsfaktor

Pfarrer Achim Peter verglich das Projekt mit einer Reise - "keine Pauschalreise" -, bei der man zwar oft das Ziel kenne, aber nicht so recht wisse, wie man es letztlich erreicht. Schon jetzt, in der Auftaktphase der Sanierung, sei rasch deutlich geworden, dass die Planer nicht gegen die eine oder andere böse Überraschung gefeit sind. Wie etwa bei einer genaueren Begutachtung des Glockenraums, bei der sich herausstellte: Das Holz in diesem Bereich ist maroder als gedacht, der tragende Boden für das Geläut muss komplett neu eingezogen werden. Das ist unabdingbar, denn so Peter beim Aufstieg Richtung Kirchturmspitze nach dem offiziellen Teil: "Unsere größte Glocke wiegt immerhin vier Tonnen."

Jede Menge Dankbarkeit

Doch abgesehen davon überwiege die Freude, überwiege die Dankbarkeit. Nach Ostern wurde das Gerüst aufgestellt, in der ersten Maiwoche begannen die Arbeiten am Kirchturm. Alle Beteiligten haben an einem Strang gezogen, bisher ging alles unfallfrei über die Bühne. Und auch die Nachbarn, die so manchen Nachteil in Kauf nehmen müssten, akzeptierten dies mit Gelassenheit.

Kommune mit im Boot

Bürgermeister Martin Dannhäußer sprach von einem "besonderen Anlass". Sei es doch nicht alltäglich, dass ein Kirchturm eine neue Spitze bekommt, "das kommt vielleicht alle, 30, 40 Jahre vor". Die Kommune stehe hinter der Sanierung, beteilige sich ja auch finanziell. Das sei auch wichtig, meinte dazu Michael Erhard, Abteilungsleiter am staatlichen Bauamt, Träger der Maßnahme. Spätestens, wenn die Entwässerungsfrage und damit der Anschluss an den Kanal zu klären sind, sei man wieder auf die Unterstützung der Kommune angewiesen.

Der Kanal - das große Problem

"Wir müssen da irgendwo drauf, da hilft alles nichts", ergänzte Erhard später im Kurier-Gespräch. Und da man im Umfeld eines solchen großen Gebäudes nicht so einfach das Umfeld für neue Rorhe aufbuddeln könne - "Hohlräume für einen Stauraumkanal neben einem solchen Gewicht sind eine gefährliche Kombination" -, gelte es intelligente Lösungen zu finden. Denn da komme schon jede Menge Wasser zusammen bei der Größenordnung dieser Dachflächen. Und, klar, es gebe neue Richtlinien dazu, welche Mengen an Abwasser einer Kläranlage je nach deren Dimension zugeführt werden dürfen - "aber das kann man nicht alles uns und damit dem Freistaat überlassen, der trägt sowieso schon den größten Teil dieser Sanierung".

Sanierung bei 15 Prozent

Rund 15 Prozent der Baumaßnahme sind bis jetzt absolviert, es steht also noch vieles an in den nächsten zwei Jahren. Doch immerhin sind die Arbeiten am Turm weit fortgeschritten, nachdem die Spitze erneuert und das Turmdach mit neuen Scheifern ausgestattet wurden, kann das Gerüft nun Stück für Stück von oben zurückgebaut werden. Klappt alles wie vorgesehen, könnten die Glocken laut Erhard am Heiligen Abend wieder läuten, "quasi als Weihnachtsgeschenk, versprechen kann ich das aber nicht". Gottesdienste können in der St.-Jakobus-Kirche weiter abgehalten werden. Bis dann 2019 die Sanierung des Innenraums ansteht. Und der Einbau einer neuen Orgel.

Schiefer kommt aus Spanien

Doch jetzt im ersten Bauabschnitt erst einmal der Turm an der Reihe. Und da wurde beim Material nicht gespart, wie Karl-Heinz Jantke vom staatlichen Bauamt im Gespräch mit dieser Zeitung betonte. Der Schiefer stammt aus Spanien und "ist erstklassige Qualität". Verarbeitet hat ihn eine Firma aus Thüringen, auch das in erstklassiger Manier, sagt Jantke. Thüringischer Scheifer sei übrigens mindestens genauso gut, "aber dort wurde dicht gemacht".

Viele stiegen auf den Turm

Dem Befüllen der kupfernen Turmzier mit aktuellen Zeitungsberichten zur Städtepartnerschaft mit Greußen, Broschüren zur Kirchengeschichte, Münzen und weiteren Utensilien wohnten zahlreiche Mitglieder der Kirchengemeinde bei. Und nicht wenige nutzten die Gelegenheit, sich anschließend an eine Kirchturmbesteigung zu wagen.

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