Turbostart des Hilfenetzwerks Jaz

Von Peter Rauscher
Sie sind die Motoren von Jaz: Vereinsvorsitzender Gerhard Krug und Geschäftsführerin Monika Helgert im Büro in der Kirchgasse in Bayreuth. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ein neuer Verein stellt sich vor – und wird gleich überschüttet mit Beitrittserklärungen und Anfragen. Das Netzwerk Jung und Alt zusammen in Stadt und Landkreis Bayreuth e.V. (Jaz) hat einen fulminanten Start hingelegt.

 
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Jaz-Geschäftsführerin Monika Helgert hat am Tag nach der Auftaktveranstaltung alle Hände voll zu tun: „Dauernd kommen neue Anfragen, ich hab noch nicht mal Zeit, unsere neuen Mitglieder eintragen“, sagt sie dem Kurier. Und Beitrittserklärungen gibt es viele: 28 Anmeldungen gab es allein beim Vorstellungsabend des Vereins am Mittwoch im Iwalewahaus. Viele der rund 150 Zuhörer fanden keinen Sitzplatz mehr. „Das übertrifft meine kühnsten Träume“, sagte Vereinsvorstand Helmut Krug. Die Mitgliederzahl stieg binnen 24 Stunden um gut 50 Prozent auf über 70.

Bei Jaz bieten Mitglieder ehrenamtliche Dienstleistungen wie Hilfen beim Einkauf, Arzt- oder Behördenbesuchen an, kleine Arbeiten in Haus und Hof oder Friedhofsbesuche und anderes. Die Dienstleistungen können sich andere Vereinsmitglieder für acht Euro pro Stunde kaufen. Helfer erhalten pro Stunde sechs Euro – zwei Euro behält der Verein – oder 45 Minuten Gutschrift, wenn sie mal selber ehrenamtliche Hilfe in Anspruch nehmen wollen.

Die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zeigte sich angetan: „Das ist ein interessantes Modell, das einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenhalt leisten kann“, sagte sie in ihrem Grußwort. Die neue bayerische Ehrenamtsbeauftragte Gudrun Brendel-Fischer sagte, sie sei „begeistert“ über das große Interesse der Bürger. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sei der Freistaat in der Pflicht, bei solchen Projekten zu helfen. Der Freistaat unterstützt Jaz mit 30 000 Euro auf drei Jahre verteilt.

Ab 1000 Mitglieder könne sich eine solche Genossenschaft selbst tragen, sagte Bianca Fischer-Kilian, die ein ähnliches Projekt vor einigen Jahren im Landkreis Kronach aufgebaut hat. „Wir haben klein angefangen, mit 30 Arbeitsstunden im Monat, jetzt sind es 700 bis 1000.“ Fast überall in Oberfranken gründeten sich ähnliche Initiativen. Fischer-Kilians Vision: Wenn es überall in Bayern solche Genossenschaften gibt, könne man an seinem Wohnort ehrenamtliche Arbeit leisten und das erarbeitete Zeitguthaben könnten auch hilfsbedürftige Eltern in einem anderen Landkreis in Anspruch nehmen. Sie sei überzeugt, dass die Idee eine große Zukunft habe. „Es werden sich immer mehr Menschen anschließen, weil auch Jüngere spüren, dass diese Arbeit Sinn hat.“

Info: Das Büro von Jaz Bayreuth in der Kirchgasse 1 ist erreichbar unter Telefon 09 21/60 80 68 41. Es ist besetzt an Dienstagen, 15 bis 17 Uhr, und mittwochs bis freitags 10 bis 12 Uhr. Außerdem ist Monika Helgert an Montagen, 15 bis 17 Uhr, am Menzelplatz zu erreichen.

Das sagen die Zuhörer der Auftaktveranstaltung

Anne Kenyeres (70) aus Bayreuth: Ich bin schon Mitglied im Verein Jaz, mein Mann ist stellvertretender Vorsitzender. Ich hatte mal einen Schlaganfall, da merkt man, dass einem Grenzen gesetzt sind und wie schnell es gehen kann, dass man auf Hilfe angewiesen ist –- selbst wenn man so gut vom Ehepartner unterstützt wird wie ich. Ich habe die Mitgliedschaft in Jaz meinen Bekannten weiterempfohlen.

Jürgen Linhardt (60) aus Bayreuth: Ich finde die Idee, sich gegenseitig zu helfen, einfach gigantisch gut. Noch heute werde ich den Mitgliedsantrag für Jaz abgeben. Derzeit bin ich fit und gesund, aber vielleicht brauche ich ja auch mal selber Hilfe. Und abgesehen davon helfe ich anderen Menschen einfach gerne. Ich bin schon mehrfach ehrenamtlich tätig und unterstütze auch meine Mutter.

Katrin Kiesl (27) aus Bayreuth: Ich bin total überzeugt von diesem Austauschgedanken. Jung und alt, Arbeitsleistung gegen Arbeitsleistung, das finde ich toll. Ich überlege ich mir, hier mitzumachen, denn wie schnell kann auch ich auf Hilfe angewiesen sein. Ich habe schon ehrenamtlich Besuchsdienst im Altenheim gemacht. Bei Jaz gibt es für ehrenamtliche Arbeit eine Gegenleistung, das ist Ausdruck von Wertschätzung.

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