Der Philharmonische Chor ging mit großer Ausdruckskraft ans Werk und schaffte es sogar, dass man sich die Sänger kurz mit einem Augenzwinkern vorstellen konnte: Schließlich geht die Mär davon, wie man sich mit List und Witz gegen die Intoleranz von Glaubenskämpfern wehrt.
Der Chor verschwindet hinter dem Orchester
Die Klangfarben hätte man dagegen gern mit stärkerer Nuancierung erlebt. Das aber ist schwierig, in diesem Raum, in dem sich das Orchester fast wie ein Wall vor dem Chor erhob. Die Zuhörer in der vorderen Hälfte des Parketts bekamen lediglich die Scheitel der Chorsänger zu sehen, und da auch der Ton den kürzesten Weg sucht, verschwamm der Klang mitunter beim Flug durch die Reihen des Orchesters. Der Schwammigkeit der Akustik scheint auch der gelegentliche Mangel an Präzision des Orchesters vor allem nach Generalpausen geschuldet gewesen zu sein.
Eine tragbare Beeinträchtigung, insgesamt, das Publikum spendete begeistert Beifall. Zum Gelingen hatten vor allem Sayaka Shigeshima mit wunderbarer Fülle und guter Verständlichkeit sowie Uwe Schenker-Primus mit einem dunkel strahlenden Bariton beigetragen.
Der Wagnerianer Brahms
Ein abendfüllendes Programm bekommt man mit einer Walpurgisnacht freilich nicht hin, mit der Manfred-Ouvertüre von Robert Schumann sowie der Alt-Rhapsodie und Hyperions Schicksalslied hatte der Chor die erste Hälfte des Abends gestaltet.
Die dramatische Ouvertüre kann man als Vorgeschmack aufs Mendelssohn-Stück versehen, allerdings blieben die Hofer in puncto Dynamik noch etwas schuldig. Die dramatischen Vorgänge zu modellieren, ihnen Kontur und Tiefe zu verleihen - das gelang ihnen bei Mendelssohn weit besser.
Altbekannt und doch irgendwie überraschend die beiden Brahms-Stücke. Zauberhaft, wie einfach erst einmal bei aller Komplexität das Schicksalslied klingt. Erstaunlich, wie sehr es in der Rhapsodie wagnert: Ausgerechnet Brahms spürt da „Tristan und Isolde“ nach. Hat er sich bei der Gelegenheit nicht selbst spöttisch als Wagnerianer bezeichnet? Und das einige Jahre, bevor er mit seinem Freund Hermann Levi bricht, wegen dessen Bekenntnis zu Wagner?
Man mag’s nicht glauben. Anhören kann man es natürlich. Durchaus mit großem Genuss.