Langfristig in die Sackgasse
Die wirtschaftlichen Vorteile für die Vereinigen Staaten dürften sich in Grenzen halten. Aus dem Ausland kamen bereits Signale, dass Marktzugänge für US-Unternehmen dann nicht möglich seien, wenn sie Wettbewerbsvorteile aus dem Nichbeachten von Paris geltend machten. Wirtschaftsexperten glauben, das Setzen auf veraltete, nicht zukunftsträchtige Industrien wie Kohle und Öl werde höchstens kurzfrsitig Arbeitsplätze bringen - langfristig aber in die Sackgasse führen.
Klimaschützer, Politiker und Wirtschaftsführer aus aller Welt hatten schon vorher deutlich gemacht, was sie von der Entscheidung im Weißen Haus halten: Nichts! «Wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte», hatte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete getwittert. Wer nach seiner Ansicht auf der falschen Seite steht, sagte er nicht explizit, das brauchte er auch nicht.
Es wurden aber auch Stimmen laut, die Trumps Entscheidung durchaus etwas abgewinnen konnten. Es könnte sich als besser herausstellen, wenn eine Regierung wie die Donald Trumps, mit einer Partei im Hintergrund wie den US-Republikanern, nicht im Abkommen bleibe und dort nur Unruhe stifte.
Flehentliche Appelle
Das Paris-Abkommen werde auch diese Politik der USA überdauern, betonte Cañete. Zuvor hatten mehrere Politiker noch flehentliche Appelle nach Washington geschickt. «Es ist entscheidend, dass alle Parteien am Paris Abkommen festhalten», schrieben die Regierungschefs der stark vom Klimawandel betroffenen nordischen Länder Schweden, Norwegen, Finnland, Island und Dänemark in einem gemeinsamen Last-Minute-Brief an Trump - auch das war vergebens.
Ob das Paris-Abkommen, von 195 Ländern unterzeichnet und von 147 bereits ratifiziert - darunter auch die USA - durch Trumps Schritt in seinen Grundfesten erschüttert wird, hängt nun von vielen Faktoren ab. Einer davon heißt China, ein anderer Russland. Chinas Ministerpräsident Li Keqiang versicherte in Berlin, sein Land werde sich auch in Zukunft an das Pariser Klimaabkommen halten.
Das Reich der Mitte, noch vor den USA größter Produzent von Treibhausgasen in aller Welt, hatte sich in den Monaten des Washingtoner Wankelmuts geradezu als ein Hüter des Weltklimas produziert - eigene wirtschaftliche Interessen immer im Hinterkopf.
Auch Russland will Teil der Paris-Übereinkunft bleiben. Aus dem Kreml verlauteten aber auch Töne, die Wasser auf die Mühlen von Verschwörungstheoretikern sind, die eine geheime Allianz zwischen Trump und Wladimir Putin wittern. Es werde natürlich schwer, das Klimaschutzabkommen umzusetzen, wenn wichtige Länder fehlten, sagte Peskow laut Agentur Interfax. Das ließ durchaus aufhorchen.
Es sei schon ein bitterer Befund, «dass ein Land wie die Volksrepublik China, ein Einparteienstaat autoritärer Art, in der Klimapolitik uns näher steht als die Vereinigten Staaten von Amerika», erklärte Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD, in Berlin. Parteikollegin und Umweltministerin Barbara Hendricks mühte sich derweil um demonstrative Gelassenheit: «Paris ist nicht tot», sagte sie im rbb-Inforadio.
Wohlstand in Amerika auf dem Spiel
Einen wahren Freudenrausch hatte der damalige französische Außenminister Laurent Fabius unter den Delegierten ausgelöst, als er im Dezember 2015 mit einem knallgrünen Hammer auf den Tisch schlug und das Klimaabkommen für angenommen erklärte. Endlich hatte die Weltgemeinschaft sich zusammengerauft, um der selbst verursachten Erderwärmung entgegenzutreten und ein Zeichen für den Abschied von Kohle und Öl gesetzt - wenn auch eher übermorgen.
Ökonomen rechnen Trump und seinen Leuten seit Monaten vor, dass der Verbleib im Klimaabkommen wirtschaftlich sinnvoll wäre. «Wenn wir es nicht schaffen, eine Volkswirtschaft aufzubauen, die wenig Kohlenstoff verbraucht, dann setzt das den Wohlstand in Amerika aufs Spiel», heißt es in einem Brief an den Präsidenten, den die Chefs von 600 US-Unternehmen unterzeichnet haben - darunter Firmen wie Johnson&Johnson oder der Jeans-Hersteller Levi Strauss.