Treibjagd auf dem Friedhof

Von
Blumenschmuck ist im städtischen Friedhof an der Winterleite ist seit April eine beliebte Speise für Rehe aus dem benachbarten Waldgebiet. Mit Schaschlikstäbchen versuchten Grabbesitzer, der Plage Herr zu werden. Foto: Archiv/Frank Heidler Foto: red

Sie sind wieder da, da hilft auch die neue Eingangstür nichts. Im städtischen Friedhof an der Winterleite geben sich seit geraumer Zeit nach Einbruch der Dämmerung wieder ungebetene Gäste die Ehre: Rehe tummeln sich auf dem Gelände und machen sich in für die Betroffenen unschöner Weise am Grabschmuck zu schaffen – indem sie ihn verspeisen. Im Rathaus denkt man jetzt sogar über einen neuen Zaun nach.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Das vor einigen Monate auftauchende Problem (wir berichteten) schien gelöst. Das war im April. Die Stadt ließ eine neue Tür anbringen, die sich von selbst schließt, wenn ein Besucher dies vergisst. Es wurde ruhig um den tierischen Blumenklau am Friedhof. Doch seit „drei, vier Wochen, sind sie wieder aufgetaucht“, so mehrere Bürger, die sich in der Redaktion gemeldet haben. Mit denselben Folgen wie beim ersten Mal: Blumen, die tags zuvor frisch ans Grab gebracht wurden, sind am nächsten Morgen weg.

Springen sie über den Zaun?

Die Rathausverwaltung weiß Bescheid: „Es ist tatsächlich so, dass sich wieder vereinzelt Rehe im Friedhof aufhalten“, sagt Bürgermeister Uwe Raab. Wie sie dort hingelangen, sei unklar, „das können wir nicht sagen“. Friedhofsgänger glauben, dass die Rehe von der Hangseite über den Zaun springen, , wobei ihnen das Gefälle zu Hilfe komme. Gegen die Steigung jedoch kämen sie nicht mehr auf dem selben Weg zurück. Eine Vermutung, „die wir weder bestätigen noch dementieren können“, so der Bürgermeister.

"Recht unwahrscheinlich"

Allerdings sei der Zaun in diesem Bereich durchgängig mindestens 1,5 Meter hoch. Daher scheine es „relativ unwahrscheinlich“, dass die Tiere hier durchkommen.

Trassierband soll abschrecken

Auf Empfehlung eines erfahrenen Jägers habe die Stadt am Freitag den Zaun, der im angrenzenden Wald verläuft, mit Trassierband durchzogen – „in der Hoffnung, dass diese Empfehlung Erfolge zeitigt“. Bei einer ebenfalls am Freitagmorgen anberaumten Treibjagd – davon gab es schon einige – im Friedhof wurden keine im Friedhof entdeckt. Die Grabbesitzer jedenfalls sind ziemlich angefressen, was ihre abgefressenen Blumen angeht. Bürgermeister Raab kann das nachvollziehen: „Das Problem stellt sich, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, schon als erheblich dar.“

Notfalls über neuen Zaun nachdenken

Aus Sicht der Grabeigentümer sei es natürlich durchaus „sehr ärgerlich“, wenn ein frisch angepflanztes Grab am nächsten Tag abgeknabbert ist. Raab: „Daher unternehmen wir alles, um die Situation in den Griff zu bekommen. Sollte die Maßnahme mit dem Trassierband keinen Erfolg bringen, müssen wir über andere Maßnahmen nachdenken.“ Um welche es sich handeln könnte, könne er noch nicht konkret sagen. Aber: Es gebe Gedankenspiele, „die sich um eine neue Einzäunung ranken“.

Autor