Mit welchem Trick der Wagen vor zwei Wochen in Bindlach gestohlen wurde und warum er nicht nehr zu gebrauchen ist Trauriges Wiedersehen mit dem Porsche

Von Manfred Scherer
Die Diebe zündeten den Wagen im Innenraum an, um Spuren zu verwischen. Foto: Manfred Scherer Foto: red

Es schien ein Verbrechen mit glücklichem Ausgang: In Bindlach wird ein teurer Porsche gestohlen, einen Tag später wird er in Zwickau gefunden. Doch die Freude des Besitzers Walid Ismailat währt nicht lange. Indessen scheint klar, mit welchem Trick der Porsche gestohlen worden sein dürfte.

 
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Der weiße Panamera mit Sonderausstattung wurde am 28. Juli in der Hirtenackerstraße in Bindlach gestohlen. Am 30. Juli meldeten sich Passanten in einem Zwickauer Gewerbegebiet bei der Polizei. Dort stand der verlassene und zur Fahndung ausgeschriebene Porsche herum. Am folgenden Montag erfuhr Walid Ismailat, Geschäftsmann aus Bayreuth und Bindlach, dass sein verschwundener Wagen wieder da ist. "Ich habe mich richtig gefreut nach dem Ärger der Tage zuvor."

Doch nach einem Anruf bei der Kripo in Sachsen verflog Ismailats Euphorie. "Auf meine Frage, wann ich mein Auto abholen kann, sagten die Beamten mir, dass ich nicht damit fahren könne." Die Porschediebe hatten im Innenraum des Wagens Benzin ausgegossen und angezündet.

Gutachter sagt: Totalschaden

Alexander Czech, Polizeisprecher in Bayreuth, bestätigt das: "Die Kollegen der Kripo gehen davon aus, dass die Täter durch das Feuer wohl Spuren vernichten wollten." Der Autobesitzer sagt: "Wenn du dich zehn Minuten in das Auto setzt, vergiftest du dich an den Benzindämpfen."

Im Innenraum ist Plastik geschmolzen, die Scheiben sind stark verrußt. Obwohl der Motor einsatzbereit wäre, dürfte Walit Ismailat den Wagen nicht fahren - sobald der Motor heiß wird, bestünde Entzündungsgefahr. Ein Gutachter der Versicherung hat den Porsche mittlerweile als Totalschaden eingestuft.

Dem Porschebesitzer war der Wagen quasi unterm Bett weggestohlen worden. Zwei Meter über dem Parkplatz in der Hirtenackerstraße liegt das Schlafzimmer von Walid Ismailat. Die Ermittler der Kripo gehen davon aus, dass der Diebstahl gelingen konnte, weil der Porsche mit einem sogenannten "Keyless Go"-system ausgestattet ist. Der Schlüssel sendet an das Auto ein Signal, man kann den Wagen ohne Umdrehen des Zündschlüssels starten.

Laut Polizeisprecher Alexander Czech sind mittlerweile Funkwellenempfänger auf dem Markt, die das Signal des Schlüssels verstärken - so dürften auch die Porschediebe das Signal von Ismailats Schlüssel "abgegriffen" haben und mit dem Wagen weggefahren sein, während der rechtmäßige Eigentümer schlief.

Aluhut für den Schlüssel

Der Polizeisprecher hat ein simples Rezept, mit dem "Keyless Go"-Besitzer solchen Tricks einen Riegel vorschieben können: Den Schlüssel in Alufolie einwickeln.

Laut Czech war auch ein BMW, der in derselben Nacht wenige Straßen weiter verschwand, mit dem "Keyless Go" ausgestattet. Der BMW war kurz nach dem Diebstahl bei Goldkronach gefunden worden - die Diebe hatten sich am Rand eines Waldstücks festgefahren. Laut Czech gibt es zurzeit keine heiße Spur, die zu den professionellen Tätern führen könnte.

Erst Wut, dann Angst

Für Walid Ismailat hatte der Diebstahl Folgen: Erst Wut, dann kam eine Spur Angst, sagt er: "Wer ein Auto so knacken kann, der kann auch in eine Wohnung einbrechen."

Den materiellen Verlust kann er verschmerzen. Dass er Opfer wurde, daran wird er gerade täglich erinnert: Er mussste seine Kreditkarten blockieren, er musste neue Papiere beantragen, denn sein im Porsche liegender Geldbeutel ist logischerweise weg.

Auch teure, liebgewonnene Gegenstände wie Brillen und mehrere Parfüms. Ein einziges fanden die Diebe nicht: das blaue Fläschchen befand sich in einem Geheimfach in der Armlehne der Rücksitzbank.

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