Wer etwas wissen will, fragt Johann
Oben auf dem Berg in Weißenbach zeige Johann jeden Tag, welches Potenzial in ihm steckt, beobachtet Silka Mitchell. "Er posiert gern mit den Wanderern und Einheimischen und steht für gemeinsame Fotos zur Verfügung", sagt die Künstlerin. Oft setze sich jemand zu ihm auf die Bank. Im Winter wurde dem Riesen sogar ein Schal umgelegt, damit er nicht frieren muss.
Der Name "Johann" war in Weißenbach einst sehr geläufig. Der Bauernhof, auf dem das Ehepaar heute lebt, hatte im Jahr 1627 beispielsweise einen Vorbesitzer namens Johann Jungkunz. Er steht Pate für die Kunstfigur Johann, der ebenfalls ein einfacher Mann vom Lande sein soll. "Er dient als Vehikel und erzählt seine Geschichte", erklärt Peter Mitchell die Idee dahinter. Wer etwas über die Historie des Frankenwaldes, die Natur und Umwelt und die Menschen erfahren will, der fragt Johann.
Johann regt die Fantasie an
Es funktioniert interaktiv und setzt auf die Kreativität der Menschen. Sie sollten Geschichten über Johann verfassen. Alt und Jung könnten gemeinsam schreiben. "Ich habe dazu auch Kontakt zu Schulen aufgenommen", sagt Silka Mitchell. Denkbar wäre ein Wettbewerb für Schüler im kreativen Schreiben.
Die ersten Johann-Freunde haben ganz spontan schon Geschichten, Lieder und Gedichte verfasst. Wer eine Idee dafür hat, kann sie gerne weiterhin an Silka Mitchells E-Mail-Adresse silka@leepswood.de schicken. Johann regt die Fantasie an. Das war auch vor zwei Jahren bei der Einweihung zu sehen, als Bürgermeister Hermann Anselstetter statt einer Rede einen Sketch verfasst hatte und sich in Verkleidung zu Johann aufs Bänkla setzte.
Verborgene Schönheit des Naturparks
Nicht nur in der Gemeinde und im Landkreis, sondern auch von Unternehmen, die als Sponsoren Geld zuschießen sollten, war zu Beginn ein tolles Feedback da, sagt die Innenarchitektin. "Deshalb haben wir viele Wochen damit verbracht, die Idee auszuarbeiten." Auf den Wanderwegen im Frankenwald sollten im Laufe der Zeit überall Johann-Figuren zu finden sein. Es gehe darum, die Besucher aus Nah und Fern zu ermutigen, die verborgene Schönheit des Naturparks zu entdecken, erklärt Peter Mitchell.
Johann könne internationales Interesse an der Region wecken. Mitchells Kontakte ins Vereinigte Königreich seien möglicherweise hilfreich, um über Johann englische Touristen anzusprechen. Sie kommen bislang so gut wie gar nicht auf die Idee, ihren Urlaub in Oberfranken zu verbringen, stellt der Wahl-Wirsberger fest.
Kunst- und Skulpturenweg soll die Ortsteile verbinden
"Wir waren mit Feuereifer dabei", erinnert sich Silka Mitchell. "Wir wollten kleine Johann-Figuren erschaffen, die zusammen mit Kindern in den Urlaub um die ganze Welt reisen." Auch eine eigene Internetseite sollte entstehen. Dort wären die Geschichten des Johann für jedermann nachlesbar. Im Comic oder Cartoon sollte die Figur virtuell vom Ruhebänkchen aufstehen und zum Leben erweckt werden. Und alle touristischen Ziele könnten auf ihrer eigenen Website den Johann einbinden.
Nicht direkt eingebunden in das Johann-Projekt ist die Marktgemeinde. Die Wirsberger wollen unabhängig davon zusammen mit Silka und Peter Mitchell und deren Design-Studio Leepswood eine andere Idee verwirklichen. Der Kunst- und Skulpturenweg soll die Ortsteile verbinden und über eine hohe EU-Förderung finanziert werden. Für den ersten Konzeptentwurf hat der Gemeinderat zunächst 2500 Euro im Haushalt vorgesehen.
Die Chancen für den Skulpturenweg stehen derzeit besser als für Johann. Doch der Riese ist geduldig und sitzt die Probleme einfach aus. Als würde er nur darauf warten, dass seine große Zeit noch kommt.