Tote Vögel: Staatsanwalt ermittelt

Von Heike Hampl
Klaus Klötzer ist CSU-Stadtrat in Bayreuth, er setzt sich gegen den Windpark am Vogelherd ein. Zwischen Busbach und Alladorf sollen acht Windräder entstehen. Vor zwei Wochen hatten Anwohner dort zwei tote Greifvögel gefunden. Die Frage, ob die Rotmilane vergiftet wurden, klärt der Staatsanwalt. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Woran sind zwei Rotmilane bei Busbach verendet? Dieser Frage geht jetzt der Staatsanwalt nach. Windpark-Gegner wie Klaus Klötzer befürchten, dass jemand die Tiere vergiftet hat. Ohne Not, denn auf die acht geplanten Windräder wirken sich die Rotmilane nicht aus - egal, ob tot oder lebendig.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Für Klötzer waren die Rotmilane auf dem Vogelherd eine Chance. Darauf, vielleicht doch noch etwas gegen den dort geplanten Windpark zu unternehmen. Der Bayreuther CSU-Stadtrat kritisiert den Standort zwischen Busbach und Alladorf. Für einen Unbekannten, für jemanden, der vom Windpark profitiert, könnten die Greifvögel eine Gefahr gewesen sein. Eine Gefahr, die zu strengeren Abschaltzeiten oder gar einem Bauverbot führt. Hat diese Person die Vögel vergiftet?

Umstrittener Windpark

Der Windpark am Vogelherd in der Gemeinde Eckersdorf ist genehmigt. Er war umstritten. Aber die Betreiberfirma und die Landratsämter in Bayreuth und Kulmbach hatten sich nach einem Gerichtsprozess geeinigt. Darüber, wann welches der Windräder sich drehen darf. Und wann nicht.

Wichtig sind diese Abschaltzeiten für Baumfalken und Wespenbussarde. Zwei Windräder müssen von Mai bis August tagsüber stillstehen, weil der Baumfalke in der Nähe brütet. Ein drittes von Mitte Juli bis August. Im August stehen zwei weitere Räder still, weil der Wespenbussard zu dieser Zeit hoch fliegt. Nur für diese fünf Räder gibt es ausreichend Beobachtungen, die den erzwungenen Stillstand rechtfertigen, sagt Manfred Scheidler von der höheren Naturschutzbehörde, die zur Regierung von Oberfranken gehört.

"Sehr teuer"

Der Rotmilan ist für die Abschaltzeiten unwichtig, weil Vogelbeobachter ihn vor drei Jahren zuletzt am Vogelherd entdeckt hatten. Als es um die Genehmigung des Windparks ging, war kein Rotmilan da. "Wenn die Genehmigung draußen ist, gilt sie", sagt Scheidler. Heißt: Wollte das Landratsamt den Rotmilan schützen, dann müsste es den Betreiber entschädigen. "Das wäre sehr, sehr teuer."

Das heißt aber nicht, dass das Landratsamt zusehen müsste, wie Windradrotoren Greifvögel erschlagen. Die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde könnten Horstbäume entfernen, das würde den Vogel zwingen, anderswo ein Nest zu bauen. Außerdem könnten sie Felder anlegen, auf denen der Rotmilan Fressen findet, sodass er nicht unter Windrädern jagt. "Man kann was machen, wenn der Rotmilan sich wirklich dort ansiedelt", sagt Scheidler. Und er macht klar, dass es völlig nutzlos ist, Vögel zu vergiften. "Die Genehmigung wird nicht wegen des Rotmilans zurückgezogen."

Klötzer frustriert

Klaus Klötzer frustriert das. Der CSU-Stadtrat saß mit im Planungsverband, der bestimmt hat, wo in der Region Windräder entstehen dürfen. "Und ich habe mich immer gegen diesen Standort ausgesprochen." Warum eigentlich? Es sei etwas Persönliches, sagt Klötzer. "Ich hänge emotional dran." Klötzer kennt den Vogelherd als Spaziergänger und Vogelbeobachter. "Jetzt sollen acht Monumente mitten ins Idyll."

Markus Vilsmeier ist Projektleiter bei Fronteris. Die Tochterfirma von Primus baut den Windpark am Vogelherd. Ihm gefällt der Ärger um die toten Vögel nicht. Vilsmeier lege Wert auf einen einvernehmlichen Umgang mit den Bürgern. "Wir wollen nicht als die bösen Windpark-Bauer dastehen." Die Firma habe sich nicht nur mit den Ämtern auf strenge Abschaltzeiten geeinigt, sondern investiere zusätzlich in den Artenschutz am Vogelherd. Sie schafft Biotope und künstliche Horste.

Sechs Monate wird es dauern, bis die beiden toten Vögel obduziert sind. "Sollten sie jemand vergiftet haben, ermitteln wir weiter", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel.

Bilder