Top-Schützin landet beinahe im Rollstuhl

Von Herbert Steininger
Hatte Glück im Unglück: Die Bad Bernecker Schützin Nina Laura Kreutzer. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Es ist still geworden um Nina Laura Kreutzer: Die zweifache Weltmeisterin 2014 und Europameisterin von 2015, beide Male mit der deutschen Mannschaft, und Fast-Olympionikin 2016 ist abgetaucht. Der letzte Erfolg der 22-jährigen Euro-Industriekauffrau mit dem Gewinn eines kompletten Medaillensatzes bei den bayerischen Meisterschaften mit dem Luftgewehr und dem Kleinkaliber liegt gute acht Monate zurück. Der Kurier fragte bei der wohl erfolgreichsten Schützin im Umkreis nach.

 
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„Natürlich brauchte ich nach der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio eine Auszeit, ich war psychisch nicht ganz so gut drauf. Immerhin habe ich zehn Jahre auf diese Chance hingearbeitet, viel Zeit geopfert“, sagt die Bad Berneckerin. „Um auf andere Gedanken zu kommen, habe ich das Reiten wieder angefangen, das ich wegen meines Schießsports vier, fünf Jahre nicht mehr betrieben habe.“ Und an den 17. Juli vergangenen Jahres erinnert sich Nina Laura Kreutzer noch, als wäre es gestern gewesen: „Mein Pferd hat sich vor einem Mähdrescher erschrocken und mich abgeworfen.“ Die Folgen: Sie erlitt einen zweifachen Bruch der Wirbelsäule – und sie hatte dabei noch Glück im Unglück: „Mein Arzt hat mir gesagt, zum Rollstuhl fehlten zwei Zentimeter.“

Was folgte, war langwierig und schmerzhaft: Neun Wochen steckte sie im Korsett, die letzten Übungen mit dem Physiotherapeuten absolvierte sie im Dezember und im Januar. An internationale Wettkämpfe oder die Bundesliga verschwendete sie keinen Gedanken. „Es ging ja sowieso nichts.“ Im vergangenen Jahr holte sie mit der HSG München noch die Bronzemedaille bei den deutschen Meisterschaften, heuer landeten die Münchner ohne Kreutzer hinter dem Abonnementsmeister Hubertus Elsen, Eichenlaub Saltendorf und der SB Freiheit Osterode auf dem vierten Platz.

Das ist alles momentan zweitrangig für die Bad Berneckerin: „Vielleicht habe ich diesen Unfall auch gebraucht. Ich habe mich über all die Jahre hinweg unter Druck gesetzt, habe für meinen sportlichen Erfolg vieles hintangestellt. Nun ist mir klar geworden, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, dass vor allem die Gesundheit das Wichtigste ist.“ Die Ruhe tat ihr gut, deshalb machte sie auch nicht viel Aufhebens von ihrem Missgeschick, das der Öffentlichkeit lange verborgen blieb.

Ihren Platz in der Nationalmannschaft hat sie trotz ihrer schweren Verletzung nicht verloren: „Mein Kaderstatus liegt halt derzeit auf Eis. Und das bleibt er auch so lange, bis ich sage, es geht wieder.“ Mit dem Nationaltrainer will sie in nächster Zeit in Kontakt treten. Doch erst will sie wieder richtig fit werden.