Tolle Tigers-Moral bleibt unbelohnt

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Auszeit Bayreuth – und Trainer Sergej Waßmiller (links) schweigt: Es brauchte auch nicht viele Worte, da das Team genau wusste, dass es nach zwei Gegentreffern innerhalb weniger Sekunden schnell den Hebel umlegen musste. Zwar fiel kurz darauf noch das 1:5, doch dann kämpfte sich der EHC mit einer tollen Teamleistung zurück ins Spiel. Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Jetzt wird es schwer für den EHC Bayreuth: Zum ersten Mal in dieser Oberliga-Saison verloren die Tigers ein Playoff-Heimspiel. Nach dem 6:7 (1:2, 3:4, 2:1) im zweiten Finale gegen die Tilburg Trappers brauchen die Bayreuther drei Siege in Folge, um den Titel zu holen. Unmöglich scheint das nicht, denn der Kampfgeist und die Moral waren auch am Sonntag wieder beeindruckend.

 
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Dennis Thielsch zerschlug in der 24. Minute wutentbrannt seinen Schläger auf dem Eis, fuhr mit hochrotem Kopf, wild gestikulierend und laut schimpfend auf die Bank – gerade hatte Tilburg das 1:5 erzielt. Die Vorentscheidung? Mitnichten.

Thielschs Reaktion zeigte deutlich: Abschenken wollten die Tigers dieses zweite Finalspiel nicht. Auch von den Rängen kam die richtige Reaktion. Trotz Vier-Tore-Rückstands gab es keine Pfiffe, sondern lautstarke Anfeuerungsrufe.

Die Bayreuther Spieler nahmen diesen Rückenwind auf und legten den Vorwärtsgang ein. Selbst vom zwischenzeitlichen 2:6 – auch der vierte Tilburger Torschuss dieses Drittels war ein Treffer – ließen sich die Hausherren nicht beirren. Sie zeigten die Qualität, die sie in dieses Finale geführt hatte: eine unbändige Moral.

So brachten Christopher Kasten in Überzahl und Andreas Geigenmüllers Alleingang die Tigers wieder auf 4:6 heran. Die Trappers schwammen in der Abwehr und wussten nicht, wie sie das eminent einsatzfreudige und druckvolle Heimteam stoppen sollen. Eine Tilburger Auszeit brachte die Gastgeber nicht von ihrer Linie ab, mehrmals lag der Anschlusstreffer in der Luft.

Spektakuläres Mitteldrittel

Doch der spektakuläre Mittelabschnitt mit sieben Treffern, effizienten Gästen und leidenschaftlich kämpfenden Hausherren endete mit 4:3 für die Tilburger. Was wohl auch daran lag, dass die Schiedsrichter ihre zuvor eher großzügige Linie nicht beibehielten und ab der 33. Minute drei sehr kleinliche Strafzeiten – zwei gegen den EHC, eine gegen die Trappers – verteilten.

Kaltschnäuzige Tilburger

Im Schlussdrittel das gleiche Bild: Die Tigers waren, auch wenn sie nicht mehr ganz so viel Druck wie zuvor ausübten, das gefährlichere Team. Eine 5:3-Überzahl ließen sie noch ungenutzt, doch als Stefan Reiter per Alleingang auf 5:6 (49.) verkürzte, bebte der Tigerkäfig erneut. Elf Minuten blieben noch für den Ausgleich.

Doch die größte Stärke der Gäste war ihre Abgezocktheit vor dem Tor: Der EHC verlor den Puck in der neutralen Zone, Björn Willemse erzielte mit dem ersten gefährlichen Trappers-Torschuss des Schlussdrittels das 5:7 (53.). Marcus Marsalls erneuter Anschlusstreffer 26 Sekunden vor Spielende kam zu spät, danach hatten die Tigers keine Torchance mehr.

Fehler gnadenlos bestraft

Bayreuth hatte trotz seines kleinen Aufgebots alles aus sich heraus geholt, unterlag aber einem extrem cleveren Gegner, der mit seinen vier ausgeglichen besetzten und technisch versierten Reihen die Fehler des Heimteams vor allem zu Beginn der zweiten 20 Minuten gnadenlos bestrafte und deshalb verdient gewann. Die 1:5-Hypothek erwies sich für den EHC als zu groß.

Ihre abgezockte Spielweise bewiesen die Gäste bereits im Anfangsdrittel. Zwar hatte Fedor Kolupaylo (9.) die Bayreuther mit einem Schuss aus der Halbdistanz in Führung gebracht, doch dieser Vorsprung hielt nur zehn Sekunden. Verlorenes Bully, toller Willemse-Pass und Danny Stempher hatte keinen Gegenspieler mehr – 1:1 (10.).

Diese beiden Treffer waren Auftakt für eine sehr wilde Phase. Beide Teams spielten nun mit offenem Visier und kamen zu guten Chancen. Den nächsten Treffer erzielten die Gäste, als sie Mickey Bastings schön freigespielt hatten.

Die Niederländer profitierten auch von ihrer körperlichen Überlegenheit, gefühlt war jeder Tilburger einen Kopf größer als sein Gegenspieler. Dieser Größenvorteil war aber auch die Chance der Tigers, denn oft setzten die Gäste ihren Körper zu robust ein. Doch gerade im Auftaktdrittel münzten die Bayreuther ihre Überzahlspiele nicht in Treffer um.

Tore: 1:0 (9.) Kolupaylo, 1:1 (10.) Stempher, 1:2 (14.) Bastings, 1:3 (22.) Bastings (5 gegen 4), 1:4 (23.) Stempher, 1:5 (24.) Hagemeijer, 2:5 (25.) Kuhn, 2:6 (27.) Just, 3:6 (29.) Kasten (5 gegen 4), 4:6 (31.) Geigenmüller, 5:6 (49.) Reiter, 5:7 (53.) Willemse, 6:7 (60.) Marsall (6 gegen 5).

 

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