Stadträtin kann die Bundespolitik ihrer Partei nicht mehr mittragen Tina Krause verlässt die SPD

Von Frank Schmälzle
Tina Krause ist aus der SPD ausgetreten. Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Sie war die Hoffnungsträgerin. Das junge, frische Gesicht. Die Frau mit dem unkoventionellen Politik-Stil. Jetzt ist sie raus. Stadträtin Tina Krause (36) ist aus der SPD ausgetreten.

 
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Dass sie nicht mehr für den Stadtverbandsvorsitz kandidieren würde, stand schon länger fest. Weil sie ihr Job als Gewerkschaftssekretärin bei Verdi fordert. Dass sie aber auch aus der Partei austritt, das waren ein Paukenschlag. Das erfuhren die Mitglieder der Bayreuther SPD erst am Freitagabend bei der Stadtverbandsversammlung. Tina Krause war bei dieser Versammlung schon nicht mehr dabei.

Die SPD verliert ihre Identität

Zehn Jahre gehörte sie der SPD an, in der vergangenen Woche war es für sie zu viel. Die neuen Asylgesetze, die der Bundestag mit den Stimmen der SPD durchwinkte, die konnte und wollte sie nicht mehr mittragen. "Ich setze mich hier vor Ort für Flüchtlinge ein. Und meine Partei will diese Menschen ins Gefängnis stecken." Das ist nicht das Einzige, was Tina Krause nicht mehr mit sich vereinbaren kann. Die SPD ist für das Freihandelsabkommen TTIP, sie als Gewerkschafterin sieht das ganz anders. Die SPD hat den Mindestlohn erreicht und rudert jetzt zurück. Die SPD wirkt mit dem Tarifeinheitsgesetz daran mit, den Einfluss der Gewerkschaften zu mindern. Obwohl die Partei immer wieder die Nähe zu den Gewerkschaften beschwört. Den ersten Knacks in der Beziehung von Tina Krause zur SPD gab es nach der letzten Bundestagswahl. Sie wollte die Große Koalition nicht, hält sie bis heute für einen Fehler. Der linke, sozialdemokratische Gesellschaftsentwurf ist der SPD verloren gegangen, sagt sie.

Brief an Sigmar Gabriel

Tina Krause hat einen Brief an den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel geschrieben. Darin erklärt sie, warum sie einen Schritt tut, der ihr schwer fällt. Darin schreibt sie: "Ich kann diese Politik nicht mehr länger mittragen. Verantwortungsbewusste, linke Politik sieht für mich anders aus und ich erlebe als politisch denkender Mensch fast täglich Momente, wo ich mich für die Richtung, in die die SPD geht, schämen muss." Und an anderer Stelle des Briefes heißt es: "Ich komme aus einer sozialdemokratischen Familie und  habe lange mit mir gehadert, ob ich wirklich diesen Schritt tun soll. Aber es ist wie in einer Beziehung, wenn die Schnittmengen gegen Null gehen, sollte man getrennte Wege gehen. " Dem Kurier sagt sie: "Ich bin durch und durch Gewerkschafterin. Ich würde mich unglaubwürdig machen, ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich diesen Schritt jetzt nicht täte."

In der Bayreuther Kommunalpolitik will Krause weiter mitarbeiten. Am Montag wird sie ihren Fraktionskollegen ihre Beweggründe für den Parteiaustritt erklären. "Ich möchte in dieser Fraktion bleiben", sagt Krause, die seit 2014 Stadträtin ist. "Und ich hoffe sehr, dass mir das ermöglicht wird." Mit der Kommunalpolitik, mit der Arbeit in der Fraktion habe ihr Parteiaustritt nichts zu tun. Und sie denke nicht daran, sich einer anderen Partei oder Gruppierung anzuschließen.

Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Thomas Bauske, will Krause als parteilose Stadträtin in der SPD-Fraktion halten. Sie habe ihm ihre Entscheidung in einem persönlichen Gespräch erklärt. "Ich verstehe ihre Gründe, auch wenn ein solcher Schritt für mich unvorstellbar wäre", sagt Bauske. Tina Krause leiste engagierte Arbeit im Stadtrat. Ob sie der SPD angehört, spiele für ihn eine untergeordnete Rolle. "Ich freue mich auf eine weitere gute Zusammenarbeit. Tina Krause gehört zu uns." Mit Tina Krause hat die SPD neun Sitze im Stadtrat.

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