Tigers haben sich Respekt erarbeitet

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Viel gegrübelt haben Teammanager Dietmar Habnitt und Trainer Sergej Waßmiller (rechts) über die Zusammenstellung der Mannschaft – mit Erfolg. Der Saisonstart ist dem EHC Bayreuth geglückt. Foto: Peter Kolb Foto: red

Fast ein Viertel der DEL2-Hauptrunde ist vorbei, bis auf den EC Bad Nauheim (Freitag, 19.30 Uhr) hat der EHC Bayreuth gegen jeden Gegner gespielt – und der Saisonstart ist dem Aufsteiger mit Platz zehn gelungen. Tigers-Teammanager Dietmar Habnitt ist zufrieden, lobt die Spieler, trauert aber auch einigen verschenkten Punkten hinterher. Er weiß, wo sich seine Mannschaft noch verbessern muss und welche Probleme auf sie zukommen könnten.

 
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Zwölf Spiele, 14 Punkte: Wie beurteilen Sie den Saisonstart des EHC Bayreuth?
Dietmar Habnitt: Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Wir sind gut in der DEL2 angekommen. Mit dem im Vergleich zur Oberliga höheren Tempo haben wir keine Probleme. Wir hatten in den vergangenen Jahren ja schon immer eine sehr laufstarke Mannschaft. In einigen Situationen müssen wir uns aber noch cleverer verhalten und noch einiges lernen und verbessern. Gerade in knappen Spielen haben wir, auch weil manchmal das Glück fehlte, einige Punkte liegen gelassen. Wir haben viermal Verlängerung gespielt und nur einmal den Zusatzpunkt bekommen. Hier ist für die Restsaison noch Luft nach oben. Aber bis auf wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel zuletzt gegen die sehr starken Bietigheimer, haben wir mit den Gegnern sehr gut mithalten können und uns Respekt erarbeitet. Die Konkurrenz lobt uns ja immer wieder für unsere Lauf- sowie Kampfstärke und die gute taktische Ordnung.

Welche Dinge müssen konkret verbessert werden?
Habnitt: Unser großes Manko ist, dass wir bei eigenem Scheibenbesitz in der Defensive zu oft den Puck nicht rausbekommen. Dadurch kann uns der Gegner in der Abwehr festhalten und spielt mit uns irgendwann Karussell. Die Folge aus diesem permanenten Druck sind Gegentreffer. Hier müssen wir die Scheibe konsequenter über die blaue Linie bringen. Zudem könnten wir in der einen oder anderen Situation noch etwas besser auf den Körper spielen.

Auffällig ist, dass der Gegner Abwehrfehler sehr konsequent bestraft. Dem EHC gelingt das nur bedingt.
Habnitt: In der Tat brauchen wir oft zu viele Chancen, der Gegner ist da effizienter. Das hat aber auch was mit der individuellen Klasse der Topspieler der Konkurrenz zu tun.

Beim EHC ist dagegen die Mannschaft der Star – und die muss in jedem Spiel viel Aufwand betreiben, um zu punkten. Kann sie das über 52 Hauptrundenspiele durchhalten? Und dann kommen ja noch die Playoffs- oder -downs.
Habnitt: Das kann ich nur schwer voraussagen. Wenn man immer ans Limit gehen und 110 Prozent bringen muss, besteht schon die Gefahr, dass man irgendwann auch mal in ein Leistungsloch fällt. Zudem müssen wir hoffen, dass Leistungsträger nicht länger verletzungsbedingt ausfallen, sonst sind die anderen Topspieler irgendwann ausgebrannt.

Wie sind Sie generell mit den Leistungsträgern zufrieden?
Habnitt: Unsere Spieler aus der Oberliga haben den Sprung in die DEL2 sehr gut gemeistert. Auch die Neuzugänge machen einen sehr guten Eindruck. Zum Beispiel Martin Heider und Felix Linden, sie machen ihre Sache in der Abwehr sehr gut. Sergej Stas braucht nach seiner Verletzung dagegen noch etwas Zeit, bis er den Anschluss wieder völlig hergestellt hat.

Zeit bekam auch Königstransfer David Wohlberg – und nimmt mittlerweile mehr Einfluss aufs EHC-Spiel. Erfüllt der Amerikaner nun die an ihn gestellten Anforderungen?
Habnitt: Wir sind zufrieden mit ihm. Er brauchte als Europaneuling die mehrwöchige Eingewöhnungszeit. Zudem hat er die Vorbereitung nicht bei uns mitgemacht, das hat man ihm angemerkt. Seine Fitness war nicht auf dem Level seiner Teamkollegen. Aber das hat er jetzt aufgeholt. Es hat sich in den letzten Spielen gezeigt, dass er für uns eine klare Verstärkung ist.

Stark spielen in dieser Saison auch die beiden Neuzugänge auf der Torhüter-Position.
Habnitt: Bei uns hängt sehr viel von der Form der Torhüter ab. Halten die Keeper überragend, schon punkten wir. Rufen sie normale Leistungen ab, schon haben wir einige Probleme. Tomas Vosvrda und Johannes Wiedemann haben beide schon super Spiele gemacht und ich bin überzeugt, das werden sie auch weiterhin. Zwei Keeper dieser Klasse zu haben, ist sicher nicht verkehrt.

Die Liga ist sehr ausgeglichen. Rang vier und 14 trennen nur sieben Punkte. Wird das so eng bleiben?
Habnitt: Ich denke nicht. Vorne werden sich wohl drei oder vier Teams absetzen und dahinter bildet sich ein sicheres Mittelfeld. Und dahinter? Da gibt es etwa sechs Teams, die sich nicht viel schenken. Hier kann jedes in den Abstiegsstrudel geraten.

Das heißt im Umkehrschluss, dass für die Tigers auch Platz zehn und somit die Pre-Playoffs drin wären.
Habnitt: Das kann man so sehen. Aber die Saison dauert noch sehr lange. Bei uns hängt sehr viel davon ab, ob wir von Verletzungen verschont bleiben. Ausfälle von Leistungsträgern können wir kaum kompensieren. Unser Kader ist nicht breit genug, um diese eins zu eins zu ersetzen. Das haben wir ja bereits gesehen. So konnten wir den Ausfall von Stas gerade noch ausgleichen, wäre noch ein Topmann dazugekommen, hätten wir erhebliche Probleme gehabt. Aber für einen Aufsteiger ist es auch normal, dass hohe Qualität in der Breite nicht so da ist. Zudem haben wir keine DNL-Mannschaft, aus der wir Talente nachschieben können. So können wir Verletzungen nur schwer abfedern. Aktuell sind mit Basti Mayer und Heider zwei wichtige Abwehrspieler angeschlagen, zudem ist Fedor Kolupaylo erneut erkrankt.

Sollten sich die Verletzungen häufen, könnte der EHC personell nachbessern? Zudem könnte ja eine Kontingentposition frei werden, falls Kolupaylo den deutschen Pass bekommt.
Habnitt: Da ist aktuell nichts vorgesehen. Und bei der Einbürgerung Kolupaylos ist zeitlich nichts absehbar, deswegen gibt es hier auch keine weitergehenden Pläne.

Ein Wort zu den Zuschauern: Die Stimmung im Stadion ist ja aktuell – egal ob Sieg oder Niederlage – richtig gut.
Habnitt: Ich bin seit 1984 mit einigen Unterbrechungen beim Bayreuther Eishockey dabei, aber das, was dieses Jahr bisher bei den Fans abgeht, habe ich in der Form noch nicht erlebt. In den Jahren zuvor war es manchmal so still wie am Friedhof, und jetzt ist alles ganz anders. Die Mannschaft bekommt – egal bei welchem Spielstand – überragende Unterstützung. Bei Heimspielen ist eine super und vor allem sehr positive Stimmung, auch auswärts sind viele EHC-Fans dabei. In Crimmitschau waren es fast 500 – sensationell. Ich freue mich schon auf Sonntag, wenn Crimmitschau dann mit vielen Fans zum Rückspiel nach Bayreuth kommt. Dieses Spiel wird sicher ein Höhepunkt.

EHC-Geschäftsstellenleiter sieht den Verein „voll im grünen Bereich“

Zufrieden mit dem Saisonstart des EHC Bayreuth ist Thomas Bothstede. Der Geschäftsstellenleiter der Tigers bezieht sich dabei auf das operative Geschäft: „Zuschauerzahlen, Sponsoreneinnahmen oder SpradeTV – wir liegen in allen Punkten über den im Voraus geplanten Zahlen. Wir sind voll im grünen Bereich.“

Er betont dabei, dass das nicht allein sein Verdienst ist. Zum einen seien viele Dinge bereits vor seinem Engagement in die Wege geleitet worden. Zum anderen sei es ihm als Teamplayer wichtig, Entscheidungen zusammen reifen zu lassen. So beziehe er unter anderem Vorsitzenden Matthias Wendel, Trainer, Teammanager, die Leitung des Nachwuchsbereichs oder das Medienteam regelmäßig mit ein.

„Der Saisonstart ist uns nicht nur aus sportlicher Sicht gelungen, sondern auch von Vereinsseite“, freut sich Bothstede. Auch wenn man von außen die Entwicklung nicht immer sofort sehe, so werden die gemeinsam gemachten Schritte doch immer größer. „Allerdings gilt auch: Die Flitterwochen sind jetzt vorbei. Jetzt werden bei Entscheidungen mehr und mehr Nägel mit Köpfen gemacht.“ Dazu gehöre auch, dass die Gründung der GmbH weiter vorangetrieben wird. „Das passiert oft neben dem Tagesgeschäft“, sagt der Geschäftsstellenleiter. „Der Plan bleibt: Spätestens nach der Saison wird die erste Mannschaft in eine GmbH ausgelagert.“

Allerdings sei es noch zu früh, um öffentlich über mögliche Gesellschafter oder die Struktur der GmbH zu reden. Auch das Ausscheiden von Matthias Wendel aus dem operativen Geschäft – er hatte angekündigt, sich bis November zurückziehen zu wollen – ist zeitlich nicht genau fixiert: „Ich bin in alle Entscheidungen involviert“, sagt Bothstede. „Aber Matthias ist ein sehr, sehr wichtiger Teil des EHC-Teams, gerade im Sponsorenbereich leistet er tolle Arbeit. Der Abschied von Matthias aus dem operativen Geschäft wird eher ein schleichender Prozess.“

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