Thümmler wird am Samstag 70

Von
Manfred und Sonja Thümmler: Der ehemalige Pegnitzer Bürgermeister wird am Samstag 70. Foto: Ralf Münch Foto: red

Er war immer eine Kämpfernatur. Jetzt ist dieser Wesenszug mehr gefragt denn je. In eigener Sache. Altbürgermeister Manfred Thümmler, der 30 Jahre lang die Geschicke der Stadt prägte und sich dabei nicht nur Freunde machte, muss nun vor allem für sich selbst kämpfen. Für seine Gesundheit. Das macht er in gewohnter Manier: Mit eisernem Willen. Der Kampf verläuft erfolgreich. Am Samstag wird Thümmler 70.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Anzeichen sind unübersehbar. Ein Rollator im Hausflur, daneben Gehhilfen an der Wand. Oben im Wohnbereich kleine Geräte für den Muskelaufbau. Zeugnisse einer schweren Krankheit, der eine monatelange Rekonvaleszenz folgt. Manfred Thümmler hat mehrere Operationen hinter sich. Drei neue Bandscheiben wurden ihm eingesetzt, dazu mehrere Rückenwirbel versteift. Vorher war schon eine Operation an der Halswirbelsäule unumgänglich.

Lange Zeit kein Urlaub

Für einen Mann wie Thümmler ist das nicht so einfach zu verkraften. Für einen Mann, für den Urlaub über Jahrzehnte hinweg ein Fremdwort war. Einen Mann, der als Workoholic galt. Einen Mann, der eine Halswirbel-OP so lange verschob, bis es fast zu spät war. Weil er bis zum letzten Tag seines Bürgermeister-Daseins aktiv sein wollte. Ohne Rücksicht auf die eigene Person.

Dann das Umdenken. Zwangsweise. Die Dauerbelastung forderte ihren Tribut. Thümmler musste eine Vollbremsung hinlegen. Das fiel ihm schwer. Er kannte das nicht. Einfach nichts tun, einfach zur Untätigkeit verdammt sein.  Doch was heißt bei Thümmler untätig. Smartphone und Laptop waren auch am Krankenbett ständige Begleiter. So ganz loslassen ist nicht sein Ding. Wird es wohl auch nie sein. „Ich hätte es mir nie vergeben, auch nur einmal aufzugeben“, sagt er im Kurier-Gespräch.

Leidensgeschichte

Ein Manfred Thümmler kämpft eben. So auch im Moment. Seine Leidensgeschichte ist noch nicht zu Ende. Mit einem hohen Maß an Selbstdisziplin trainiert er täglich verbissen, um seinen durch die massiven Eingriffe angeschlagenen Körper wieder auf Vordermann zu bringen, um verlorene Muskelmasse wieder aufzubauen - und bereitet sich damit zugleich auf die nächste OP vor: Ein neues Knie muss her, die OP ist für den Herbst geplant. Zuvor wird er sich mit seiner Frau Sonja, die vor kurzem ihren 70. Geburtstag feierte, noch eine kurze Wellness-Auszeit gönnen. In Oberbayern vielleicht. Oder in der Oberpfalz.

Nicht mehr unter Strom

Die Krankheit hat Thümmler verändert. Er strahlt Gelassenheit aus, er steht nicht mehr ununterbrochen unter Strom. Auch dazu gehört Selbstdisziplin. Wie auch beim Reduzieren überflüssiger Pfunde. Er unterwirft sich einem strikten Ernährungsplan. 20 Kilo sind weg. Klar, das hängt auch mit den Klinik- und Reha-Aufenthalten zusammen: "So groß war der Appetit da nicht gerade", sagt er.

"Echte Partnerschaft"

Auch hier hilft ihm seine Frau. Sonja Thümmler ist fast immer an seiner Seite, "ohne ihre Hilfe und Zuwendung wäre ich wohl an den körperlichen wie seelischen Hürden gescheitert", sagt er. Er spricht von Aufopferung, von einer echten Partnerschaft. Sie dürfte auch dabei helfen, jetzt die "Sieben vorne dran" zu verarbeiten. "Da kommt man schon kurz ins Grübeln, wenn dieser Geburtstag auf einmal da ist", sagt Sonja Thümmler. Ihr Mann nickt. Die Vergänglichkeit des eigenen Seins drängt ins Bewusstsein. 

Tägliche Zeitungslektüre

Was sagt Thümmler eigentlich zur aktuellen Stadtpolitik? Ist er zufrieden mit der Art, wie sein Erbe verwaltet und neu gestaltet wird? Thümmler sagt nichts. Die tägliche Zeitungslektüre - "den Kurier lese ich gleich morgens in der E-Paper-Ausgabe" - ist für ihn selbstverständlich. Doch einen Kommentar zur lokalen Kommunalpolitik ist ihm nicht zu entlocken. Er sehe sie aus der Warte des "souveränen Betrachters", sagt er. Er stehe "ein bisschen über den Dingen", sagt er. Er sagt aber auch: "Wenn ich gebraucht werde, stehe ich jederzeit gern zur Unterstützung bereit.“

Klar, ein Manfred Thümmler bleibt natürlich auch angeschlagen aktiv. Da sind schon noch einige Posten und Funktionen, die er ausübt: Verbandsvorsitzender des Wasserzweckverbandes Juragruppe, Vorsitzender des Vereins „Hilfe für das behinderte Kind“, Vorsitzender des von ihm gegründeten Vereins „Pegnitz für Kinder“. Dazu Aufsichtsratschef der Wohnungsbaugesellschaft Pegnitz sowie Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Staatlichen Berufsschule Pegnitz. Um nur einige Ämter zu nennen.

Er wird sie Zug umd Zug abbauen. Bei der Wohnungsbaugeslleschaft ist qua Satzung mit 70 eh Schluss. Bei "Hilfe für das behinderte Kind" - der Verein trägt auch die Dr.-Dittrich-Schule in Pegnitz - will er die Neugestaltung der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bayreuth erfolgreich zu Ende bringen. Nur die Juragruppe, die liegt ihm besonders am Herzen: "Da würde ich schon gerne noch ein bisschen weitermachen."

Ein schwerer Verlust für ihn war im vergangenen Jahr der plötzlichen Tod des  Bauunternehmers Rainer Markgraf, Freund und enger Vertrauter von Thümmler. Markgraf baute auf Thümmler, beteiligte ihn an der Entwicklung einer zukunftssicheren Unternehmensstrategie. Jetzt ist Thümmler Vorstand des Stiftungsrates der Rainer-Markgraf-Stiftung. "Eine Herausforderung, die mich auch im Kopf fit hält", sagt Thümmler. Wie auch der tägliche Umgang mit den Enkelkindern Leonie und Annika, auf die er so richtig stolz ist.

Beim Abschied sagt Thümmler jenes geflügelte Wort, das zu seinem Markenzeichen wurde: "Glück auf!". Da ist Elan im Spiel. Es geht wieder aufwärts mit Manfred Thümmler. Unüberseh- und unüberhörbar.

Autor

Bilder