Therme Fichtelberg: Baugenehmigung erteilt

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Ein Schritt zu einer neuen Therme in Fichtelberg ist gemacht: Das Landratsamt Bayreuth hat am Mittwochnachmittag die Baugenehmigung erteilt. Ob und wann Badbetreiber Heinz Steinhart jetzt baut, steht damit allerdings nicht fest. Mehr Geld von der Versicherung gibt es - noch - nicht.

 
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19,8 Millionen Euro, dazu Baunebenkosten – Badbetreiber Steinhart kleckert nicht. Auch die direkte Nachbarschaft eines 60,5-Millionen-Euro teuren Kurzentrums mit großem Thermenbereich und etwa 1000 Quadratmeter Wasserfläche in Weißenstadt hat ihn von der Größe seiner Fichtelberger Pläne nicht abgebracht. Allerdings kleckert er in Sachen Wasserflächen: Die werden in Fichtelberg sehr viel kleiner. Wasserflächen sind das teuerste beim Badbetreiben, Steinharts Schwerpunkt liegt auf Radon-Heilbecken und dem Saunabereich.

Fichtelbergs Bürgermeister Georg Ritter (CSU), „der freut sich, weil das wirklich ein Riesen-Schritt in die richtige Richtung ist, dass wir zu einer neuen Therme kommen“, sagte er. Allerdings weiß auch Ritter, dass der Baubeginn davon abhängen wird, was die Brandversicherung an Steinhart zahlen wird. Die allerdings wehrt sich: Der Zeitwert zum Gebäudeschaden sei bereits ausbezahlt worden, sagt eine Sprecherin. Die sogenannte Neuwertspitze, also die Differenz zwischen Zeitwert- und Neuwertschaden, wird erst fällig, "wenn entweder die Wiederherstellung tatsächlich erfolgt ist oder die Sicherstellung der Verwendung der Entschädigung zur Wiederherstellung gewährleistet ist". Die Baugenehmigung alleine genüge nicht, um an mehr Geld zu kommen. Nach Informationen des Kuriers liegt auch noch kein "qualifizierter Bauvertrag" von Steinhart vor. Und noch keine Anzahlung. All das braucht es aber, um von der Versicherung das Geld für den "gleitenden Neuwert" zu bekommen. Also so viel Geld, als wenn eine neue Therme abgebrannt wäre. Ob Auflagen mit der Genehmigung verbunden sind, dazu will sich das Landratsamt nicht äußern.

Kampf mit der Versicherung geht weiter

Seit Jahren streitet er mit der Gothaer Versicherung, die bereits etwa sechs Millionen Euro überwiesen hat – und keinen Cent mehr überweisen will. Noch im Dezember hieß es, dass weiterverhandelt werde. Weil noch nicht alle Unterlagen vorlägen. Vor fast vier Jahren war die Therme bis auf die Grundmauern abgebrannt. Steinhart wollte zunächst einen kompletten Neubau, die Versicherung bestand darauf, die noch nutzbaren Teile in einen Wiederaufbau einzubeziehen, was den Bau eigentlich günstiger machen sollte.

Steinhart hat das öffentliche Bad im Jahr 2000 übernommen und dafür 4,5 Millionen Mark bezahlt. Bis zum Brand zahlte er „Raten“ an die Gemeinde Fichtelberg, er baute den Saunabereich aus, die Schwimmhalle ließ er baulich weitgehend unverändert. An dem Verfahren Beteiligte bezweifeln, ob die Investitionen Steinharts in den Jahren seines Betriebes wirklich im zweistelligen Millionen-Bereich liegen. Und sie bezweifeln, dass der geplante Wiederaufbau überhaupt 20 Millionen Euro wert sei.

Clinch mit Gemeinde nicht endgültig vom Tisch

Wenn Steinhart einen Millionenbetrag für den Wiederaufbau der abgebrannten Therme bekäme, könnte dies als versteckte Wirtschaftsförderung gesehen werden. Es sei denn, er kann nachweisen, dass er wirklich einen zweistelligen Millionenbetrag investiert hat. Die Verhandlungen mit der Versicherung gehen im März weiter, bei einem der nächsten Gespräche soll auch der Anwalt der Gemeinde mit am Tisch sitzen. Bürgermeister Ritter wertet die Baugenehmigung als positives Zeichen für die Versicherung. „Jetzt besteht die Rechtsgenehmigung, dass gebaut werden darf.“

Die Gemeinde hat nach dem Wechsel im Bürgermeistersessel alles getan, um Steinhart die Türen zu öffnen. Die Verhandlungen mit ihm begannen wieder, der Brandschutt vor der Therme wurde weggeschafft, Steinhart durfte im Gemeinderat sprechen, die Gemeinde ließ sich auf einen Deal ein, um ihre Forderungen an ihn abzumildern: Sie übertrug die ausstehenden „Raten“-Zahlungen für das Bad in eine Art Grundschuld auf ein Grundstück von Steinhart. Trotzdem stehen immer noch Schadenersatz-Behauptungen des Badbetreibers im Raum: in Millionenhöhe. Er sieht in der Gemeinde den Hauptschuldigen, dass er so lange nicht bauen konnte. „Es steht eine Äußerung im Raum“, sagt Ritter. Die Summe will er nicht sagen. Bewiesen hat Steinhart seine Behauptungen allerdings nicht.

Auf der Suche nach Fördermitteln

Dafür hat er schon an anderen Fronten nach Fördermitteln geforscht. Auch bei der Regierung von Oberfranken. Ein Sprecher bestätigt: „Es gab Gespräche.“ Die Regierung verteilt Geld aus Programmen, die auch den Tourismus fördern. Ob Steinharts Therme allerdings die Vergaberichtlinien erfüllen wird, ist unklar.

Steinhart war für ein Gespräch nicht zu erreichen.

 

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