Thema Studentenpartys: Toleranz auf beiden Seiten

Von Peter Engelbrecht

Immer diese Studenten! Das ist wohl der natürliche Reflex vieler Bayreuther auf Beschwerden von Anwohnern aus dem Emil-Warburg-Weg. Sie hatten sich gegenüber unserer Zeitung über grölende Studenten, zerbrochene Flaschen, wummernde Bässe bis früh um 2 Uhr und menschliche Exkremente vor den Häusern beklagt.

 
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Das ist die weniger angenehme Seite einer Studentenstadt, auf die viele Bayreuther stolz sind. Ja, eine Universitätsstadt ist weltoffen und tolerant, da weht ein freier Geist, Spießigkeit ist woanders. Mit diesem Image wirbt Bayreuth, das ist ein großes Pfund, um das uns andere Städte beneiden. Junge Leute feiern gerne, und das ist auch gut so. Junge Leute schlagen gerne über die Stränge, das gehört dazu. Ihnen das verbieten zu wollen, wäre naiv und unrealistisch. In einer freien Gesellschaft kann es keinen Polizeischutz für Studentenfeten geben, kann auf dem Nachhauseweg nicht an jeder Ecke ein Sicherheitsbeamter stehen. Hier ist auch die Eigenverantwortung gefragt.

Eine Studentenstadt sollte Partys und Feten aushalten, auch wenn dem einen oder anderen Anwohner der Kamm schwillt. Natürlich ist ein Nachbar, der sich bis früh am Morgen wummernde Bässe und grölende Menschen anhören muss, zu bedauern. Entscheidend ist die Dosis: Einmal im Monat mag das erträglich sein, wenn aber jeden Tag „Rambazamba“ bis in die Puppen ist, scheint das Maß des Erträglichen überschritten.

Normalerweise regelt man Nachbarschaftsprobleme im persönlichen Gespräch, aber ab einem bestimmten Promillewert der Feiernden ist dies naturgemäß schwierig. Dann kommen höhnische Sprüche wie „Oma, trink’ halt auch ein Bier mit“ oder es folgt der Vorwurf, alle, die nicht die Nacht durchfeiern, seien Spießer. Wer so in Schwarz-Weiß denkt, macht es sich zu einfach. Natürlich haben Menschen einen Anspruch auf Nachtruhe. Rücksicht zu nehmen auf diejenigen, die am nächsten Morgen wieder raus müssen, sollte selbstverständlich sein.

Probleme mit feiernden jungen Leuten gibt es nicht nur im Warburg-Weg nahe der Uni, sondern auch in der Innenstadt. Aber: Wer in die Nähe von Kneipen zieht, dem muss klar sein, dass es nachts turbulenter werden kann. Wer Ruhe haben will, sollte ländliche Gebiete bevorzugen.

Die Zahl der Studenten wird in Bayreuth in den nächsten Jahren zunehmen, damit werden wohl auch die Partyprobleme wachsen. Dies ist noch lange kein Grund, alle Studenten in Bausch und Bogen zu verurteilen und alle Vorurteile, die manche haben, an Studentenfeten festzumachen. Jeder sollte sich an seine Zeit als Jugendlicher und junger Erwachsener zurückerinnern. Dann wird der Blick hoffentlich etwas milder ausfallen.