Thema Seilbahn: Mutige Entscheidung

Von Andreas Gewinner
Bald Geschichte: Die mehr als 20 Jahre alte Ochsenkopfseilbahn mit ihren halboffenen Sesseln. Sie soll durch eine moderne Kabinenbahn ersetzt werden. Eine mutige Entscheidung, die jedoch auch Risiken birgt. Foto: Archiv (Andreas Gewinner) Foto: red

Nun ist es raus: Die Ochsenkopfseilbahnen werden für bis zu 20 Millionen Euro neu gebaut. Eine mutige Entscheidung, die aber auch mit Risiken verbunden ist. Und die einen kleinen Schönheitsfehler hat.

 
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Wer kennt das nicht: Soll ich das alte Auto reparieren, dass es noch mal über den TÜV kommt? In der Hoffnung, dass in den folgenden zwei Jahren nicht was Großes kaputtgeht? Oder lieber gleich ein neues Auto kaufen und viele Jahre Ruhe haben? Mit einem Auto das womöglich schneller, schöner, bequemer, praktischer ist als das alte?

Am Ochsenkopf hat man nun den großen Sprung in die Zukunft gewagt. Und beschlossen, zwei neue Seilbahnen zu bauen, statt die alten noch mal zu überholen. Kosten: bis zu 20 Millionen Euro. Ebenfalls beschlossen: Projekte für Neubau, für zwei Millionen Euro.

In der Tat spricht sehr viel für die Entscheidung für die neue Bahn zum jetzigen Zeitpunkt: Der Staat schwimmt im Geld und zeigt sich zuschussfreudig. Die Zinsen sind niedrig – eine Konstellation, die es seit Jahrzehnten nicht gab. Und von der man nicht weiß, wie lange sie anhält.

Doch die Entscheidung ist auch risikoreich. Von der endgültigen Höhe der Zuschüsse hängt ab, wie hoch die Lasten für den Landkreis und die Ochsenkopfkommunen durch die Millioneninvestition in Zukunft sind. Schon jetzt kennt der Umlagebedarf vor allem eine Richtung: nach oben. Heuer wird die Schallmauer von einer Million Euro durchbrochen.

Das spricht dafür, dass die Stimmen derer lauter werden, die zuschussbedürftige Tourismuseinrichtungen in öffentlicher Hand grundsätzlich in Frage stellen. Der Verteilungskampf wird härter werden. Zwischen den Politikfeldern. Und zwischen den beiden großen Feriengebieten im Landkreis Bayreuth.

Landrat Hermann Hübner hatte in den ersten Jahren seiner Amtszeit – ob zu Recht oder Unrecht, sei dahingestellt – den Ruf, im Fichtelgebirge eine zu passive Rolle zu spielen, etwa beim unseligen Thermenstreit in Fichtelberg. Nun hat er sich an die Spitze der Bewegung gestellt und Mut bewiesen. Und kein Geheimnis ist, dass vor allem aus Bischofsgrün professionelle, mit Fakten unterlegte Lobbyarbeit betrieben wurde.

Auch unter den Nachbarn am Ochsenkopf scheint es wieder besser zu klappen. Aber auch da ist noch Raum nach oben, wie Bürgermeister Unglaubs gereizte Reaktion auf eine harmlose Äußerung von Stefan Prechtl aus Warmensteinach zeigte.

Wenn die wegweisende Entscheidung vom Mittwoch einen Schönheitsfehler hat, dann die, dass man nicht noch das Bikeparkprojekt auf der Ochsenkopfsüdseite draufgepackt hat. 1,3 Millionen Euro zusätzlich hätten bei insgesamt 22 Millionen das Kraut nicht fett gemacht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

andreas.gewinner@nordbayerischer-kurier.de