Thema Flüchtlinge: Wo bleibt der Protest?

Von Joachim Braun
 Foto: red

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Niemand, niemand! Von wegen. Beim Lesen der Onlinekommentare, Leserbriefe und Facebook-Meinungen auf der Kurier-Seite wird nicht nur dem Journalisten mulmig.

 
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Wo kommt all diese Fremdenangst her? Woher dieser Sozialneid? Und nicht zuletzt: Wir nennen uns christlich, unsere Nächstenliebe aber endet oft am eigenen Gartenzaun. Ein schlimmes Bild, das viele in Bayreuth gerade bieten – den zuallermeist in Angst um ihr Leben aus ihrer Heimat geflüchteten Asylbewerbern.

Ob Irak und Syrien, die Ukraine oder auch Südsudan und Eritrea – all diese Konflikte gehen uns mehr an, als wir bereit sind zu akzeptieren. Sie alle sind entstanden aus einer von uns Europäern geprägten Weltordnung, aus der wir jahrzehntelang nur den Nektar abgesaugt haben, als Profiteure einer Ungleichverteilung der Reichtümer zwischen Nord und Süd, West und Ost.

Die aktuellen Konflikte im Mittleren Osten und an den Grenzen Russlands, in Urlaubsflugreisenähe also, haben den Krieg zu uns gebracht. Und jeder Flüchtling, der bei uns Unterschlupf sucht, muss willkommen sein – nicht, weil es das Asylgesetz so will, sondern weil es unsere Achtung vor dem Schwächeren gebietet oder auch nur: weil wir es uns leisten können, zu helfen.

Wenn jetzt der Innenminister fordert, das Grundrecht auf Asyl zu begrenzen (was ja schon längst geschehen ist), dann müssten eigentlich alle Egerländer, alle Ungarndeutschen, alle Schlesier, die Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen, Russlanddeutschen aufstehen und protestieren. Als sie nach 1945 kamen, vertrieben, traumatisiert, besitzlos, rückten unsere Vorväter (und -mütter) zusammen und teilten. Unserem Land hat das gutgetan. Auch ohne Quote.

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