Thema Fall Peggy: Nüchtern bleiben

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Zwei Dinge nerven im Fall Peggy: Die Menschen, die den Fall ideologisch sehen, und die Menschen, die in Gerüchten schwelgen. Beide vergessen nämlich eins: die Fakten. Und davon gibt es leider nicht viele. Nur das: Am 7. Mai 2001 verschwand ein neunjähriges Mädchen. Am frühen Nachmittag, kurz nach der Schule, hat man sie gesichert noch gesehen.  

 
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Die Ermittlungen leiden bis heute darunter, dass es keine verwertbaren Spuren gibt, die auf ein Gewaltverbrechen hinweisen. Und sie leiden darunter, dass es für den Tag von Peggys Verschwinden keine verlässlichen Zeugen gibt. Und das ist bis heute so. Selbst neueste Kriminaltechnik hilft nicht, wenn es keine Spuren gibt. Und die Angaben der Zeugen sind nach all den Jahren immer noch widersprüchlich. Ein ideales Betätigungsfeld also für Hobby-Verschwörungstheoretiker, Schuld-Zuschieber und Gerüchte-Köche. Denen möchte man zurufen: Schweigt endlich! Denn auch ihr habt keine Beweise.

Im April wird der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder Ulvi Kulac wieder aufgerollt. Für ihn wie für alle anderen Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung. Zwar wird in den zuständigen Behörden hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass ohne den Fall Mollath und dessen justizkritische Begleiterscheinungen die Wiederaufnahme des Falles Ulvi Kulac nicht denkbar gewesen wäre. Allerdings steht auch fest, dass Rechtsanwalt Michael Euler einiges in den Ermittlungsakten gefunden hat, was eine neue Diskussion notwendig macht. Dort gibt es Widersprüchliches in den Zeugenaussagen und Ansätze von Spuren, die er nicht ausermittelt sieht. Aber einen neuen Täter hat er ebensowenig wie die Autoren eines Buches zu dem Fall. Ob die Zweifel reichen, das Urteil von 2004 zu erschüttern, wird allein das Gericht entscheiden. Und dort gilt: Im Zweifel für den Angeklagten. Dass auch die neue Verhandlung im April viele unzufrieden zurücklässt, ist schon jetzt klar.

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