Stadt Hollfeld überlegt, ob und wie sie an Burdinski und seiner Truppe sparen kann Theatersommer soll Miete zahlen

Von Michael Weiser
Ein Mann, der fürs Theater brennt: Theatersommer-Intendant Jan Burdinski. Foto: Archiv Fürst Foto: red

Kultur ist vielen lieb und manchen teuer. Manchmal auch zu teuer: Die Stadt Hollfeld überlegt, wie sie am Fränkischen Theatersommer sparen kann.  Das Tourneetheater soll möglicherweise bald Miete zahlen.

 
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Es ist nicht so, dass sie den Fränkischen Theatersommer und seinen Intendanten Jan Burdinski nicht mehr leiden könnten. Nein, im Gegenteil, ein bisschen stolz scheinen sie schon zu sein auf die Schauspieler, die immer wieder von St. Gangolf aus losziehen, um in der Region aufzutreten. So, wie es ein Moliere mal gemacht haben könnte, Komödianten auf Tournee, mit ihren Requisiten im Thespiskarren. Stadtrat Manfred Neumeister (Bündnis 90/Die Grünen) beispielsweise äußert ein vorsichtiges Lob für den Theatermann und seine Truppe: "Jan Burdinski hat ja ganz gute Ideen."

Doch ist die Lage so, dass Hollfeld sparen muss. Die Stadt möchte von der Stabilisierungshilfe des bayerischen Finanzministeriums profitieren. Und ohne eigene Anstrengungen gibt es kein Geld aus München. Konsolidierungsanstrengungen will das Ministerium sehen und schreibt dazu vor: "Dass sich die Kommune auf unabweisbare Ausgaben beschränkt".

Hollfeld will daher sein Verhältnis zu seinem prominenten Gast überdenken. Der Fränkische Theatersommer hat sein Hauptquartier in Hollfeld aufgeschlagen, bekommt Räume gestellt, ohne Miete, Heizung und Strom bezahlen zu müssen. Auf über 18000 Euro bezifferte die Stadt die Theaterausgaben im vergangenen Jahr. "Klar sind wir sind dankbar", sagt Intendant Burdinski, "das Büro zu bekommen ist schon Förderung." Aber derlei machten andere Gemeinde ja auch, "und das sogar in einem größeren Rahmen". Und er fügt hinzu: "Wir sind wesentlich billiger als die Musikschule." Was wiederum Bürgermeisterin Karin Barwisch "nicht fair" findet.

Für den Theatersommer könnten frostige Zeiten anbrechen. Sogar Barwisch (Bürgerforum), vielleicht die einzige Hollfelder Kommunalpolitikerin, die regelmäßig beim Theatersommer zuschaut, überlegt, wie man bei Burdinski und Co. sparen kann. "Der fränkische Theatersommer ist ein gern gesehener Gast", sagt Barwisch. "Er müsste sich halt an der Miete beteiligen."

Über konkrete Zahlen haben die Theaterleute und die Stadt noch nicht gesprochen. Gedanken aber hat man sich allemal gemacht. Johann Handwerger (Wahlgemeinschaft Hollfeld-Land) beispielsweise, er hat über die mauen Besucherzahlen des Theatersommers bei seinen Heimspielen in Hollfeld nachgedacht. "Vielleicht ist das Programm des Theatersommers zu anspruchsvoll", sagt er, "man bräuchte vielleicht eher was fürs normale Volk, nicht für die oberen Zehntausend."  Was der Theatersommer anbietet, sei schon "gehobene Kost", sagt auch Neumeister. Er hat einen Vorschlag: "Warum nicht Einheimische mitwirken lassen? Das wär doch gar nicht schlecht. Die bringen ihr Publikum mit." So, wie es ja auch in der Bayreuther Studiobühne funktioniere. Ob man die Hollfelder Stadträte damit zum Theaterbesuch bewegen könnte? "Die Bürgermeisterin geht mit gutem Beispiel voran, sie bräuchte halt eine größere Begleitung", sagt Burdinski mit Blick auf die Politprominenz.

Burdinski wäre andererseits nicht mal abgeneigt, Amateure auf der Bühne einzusetzen. Er hat in theaterbegeisterten Orten wie Altusried in Schwaben gute Erfahrungen mit Laien gesammelt und bereitet gerade für das 900jährige Jubiläum von Aufseß ein Stück vor. Stationentheater, viele Aufsesser sollen mitmachen, sogar eine Theaterpädagogin habe man schon für die Probenarbeit abgestellt. "Wenn das in Aufseß gut läuft, und wenn wir das Gefühl haben, Mensch, Klasse! kann ich mir das gut vorstellen." Immerhin habe auch Hollfeld 2017 ein Jubiläum zu feiern. 

Derweil sucht Karin Barwisch nach einer Lösung. Sie findet den Theatersommer "fantastisch" und will von einer Trennung vom Theater nichts wissen: "Was weg ist, ist weg."  Ihr Vorschlag: "Warum sagt nicht der Landkreis, wir übernehmen die 20000 Euro?"