Theatersommer: Forchheim blitzt ab

Von Thorsten Gütling
Der Fränkische Theatersommer spielt im August 2016 das Stück Don Quichotte am Historischen Museum in Bayreuth. Hinter den Kulissen wird ein Großprojekt in Forchheim geplant, das die Mitglieder des Vereins aber nicht ohne Widerworte mittragen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Dieser Versuch ist gescheitert. Eigentlich wollte sich die Stadt Forchheim, der neue Partner der Landesbühne Oberfranken, das Vereinsvermögen des Theaters sichern. Und trotzdem hält die Stadt schon deutlich mehr in den Händen, als die Ziehmutter Hollfeld, jemals hatte.

 
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Der Plan: Die Mitglieder des Fränkischen Theatersommers sollten einer Satzungsänderung zustimmen. Dass nämlich im Falle einer Aufösung des Vereins das gesamte Vereinsvermögen an die Stadt Forchheim fällt. Dort will der Theatersommer eine fast zwei Millionen Euro teure Probenbühne bauen. Weil der Verein aber  trotz einiger Spenden nicht einmal die Planungskosten alleine stemmen kann, will die Stadt Forchheim helfen. Etwa 30.000 Euro sind im ersten Schritt nötig, im Gegenzug fordert die Stadt Zugriff auf das Vermögen falls die Sache schief geht. Löst sich der Verein eines Tages auf, würde das , was davon übrig bleibt, nicht mehr wie bisher an den Bezirk Oberfranken fallen. Bezirkstagspräsident Günther Denzler (CSU) habe sein Einverständnis für die Pläne bereits erteilt, sagt der Vorsitzende des Vereins, Bernd Matthes.

Im Minus trotz Zuschauerrekord

Das aktuelle Vermögen berechnet Schatzmeister Stephen Goldfarb auf rund 12.000 Euro. Vergangenes Jahr hat die Landesbühne mit 6000 Euro im Minus geschlossen. Und das, obwohl mit 18.853 Zuschauern soviele wie nie zuvor in der Geschichte des Theatersommers gezählt wurden. Aber man erhalte viel zu wenige Zuschüsse, sagt Intendant Jan Burdinski und die Mieten für die vielen Lagerstätten stiegen, ganz abgesehen von dem logistischen Aufwand den es bedeute, das benötigte Material jedes mal zusammen zu fahren. Noch zwei solche Jahre, wie das vergangene, und man sei pleite, sagt Matthes.

Die Hoffnung heißt Forchheim

Alles in Forchheim unter einem Dach zusammen zu fassen, ist daher das erklärte Ziel des Vorstandes. In einem Umfeld wie Erlangen, Bamberg und Coburg könnten zudem mehr Zuschauer begeistert werden. Hollfeld, wo der Verein gerade erst aus dem Alten Rathaus am Marienplatz in die frühere Brauerei in der Langgasse umgezogen ist, soll aber zunächst Sitz des Vereins bleiben. Gespielt werden soll nach wie vor in ganz Oberfranken.

Gegenwind kommt aus Hollfeld

Allenvoran die Vereinsmitglieder aus Hollfeld sind mit einer Satzungsänderung aber nicht einverstanden. 25 Jahre lang habe sich die Stadt um den Verein gekümmert, sagt deren Kulturbeauftragter, Michael Staudt. Hollfeld habe 200.000 Euro aus der eigenen Tasche bezahlt, um die frühere Kirche St. Gangolf zu einem Kulturzentrum umzubauen, in dem auch der Theatersommer seine Probebühne über 20 Jahre lang vorfand. "Die Kosten der Stadt haben die Bürger getragen", sagt Staudt. Und trotzdem wäre Hollfeld niemals auf die Idee gekommen, zu fordern, dass das Vermögen beim Erlöschen des Vereins an die Stadt falle. Hollfelds Bürgermeisterin Karin Barwisch ergänzt: Auch Zuschussgeber wie die Landkreise seien unter dem Deckmantel des Bezirks vertreten und hätten ein Anrecht darauf, dass das Geld im Zweifel an den Bezirk falle. Ganz abgesehen von den privaten Spendern, die vielleicht auch deshalb gespendet hätten, weil sie in dem Bezirke eine Art Treuhänder sähen.

"Der Verein ist benutzt worden"

Der Verein, sagt daraufhin der Vorsitzende Matthes, sei "benutzt" worden, damit die Stadt Hollfeld für den Umbau des Gangolfs Fördergelder kassieren konnte. In den letzten Jahren sei man von der Stadt aufgrund ihrer schlechter Finanzlage immer weniger unterstützt worden. Noch dazu habe man bei keiner einzigen Veranstaltung dort mehr Geld verdient als ausgegeben. Das wiederum ruft den Kulturbeauftragten Staudt auf den Plan: "Sie machen die gleichen Fehler wie unsere Kirchen. Sie schimpfen auf die Leute, die nicht kommen." Aus unternehmerischer Sicht müsse man die Ursachen aber zunächst einmal bei sich selbst suchen.

Einstimmig gegen die Satzungsänderung

Einstimmig, bei Enthaltung des Forchheimer Bürgermeisters Franz Streit (CSU), stimmen die Mitglieder daher dafür, die Satzung zu belassen, wie sie ist. Und stattdessen einen Vertrag mit der Stadt Forchheim abzuschließen, damit diese im Falle einer Vereinsauflösung ihr bis dahin eingebrachtes Geld zurück erhält. Ein Vertrag also, den es auch für Hollfeld nie gegeben hat.

Jetzt sind die Forchheimer Stadträte am Zug

Der Forchheimer Bürgermeister sagt dazu: "Für mich ist das kein Grund, den Neubau für den Theatersommer nicht weiter zu unterstützen. Ich weiß aber nicht, wie die Stadträte das sehen." Ende April wolle der Stadtrat Forchheim wieder über den Neubau und die Reaktion auf die Ablehnung der Satzungsänderung diskutieren.

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