Premiere am Samstag mit William Shakespeares Tragödie "Romeo und Julia" Theater ist im Schloss angekommen

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Das Schlosstheater gibt "Romeo und Julia". In den Hauptrollen: Franz Steiner (links) und Lucia Knäpper. Foto: Koslowsky Foto: red

Hinten in der Ecke stehen zwei Kleiderstangen. Sie umrahmen an zwei Seiten das Regiepult. Daneben ein paar Stühle, ein Sonnenschirm. Das Schlosstheater und sein Intendant Wolfgang Krebs sind umgezogen. Zu den ersten Schlossfestspielen in Thurnau ist das Theater dorthin gezogen, wo es dem Namen nach hingehört - in den Unteren Schlosshof.

 
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Zum 450. Geburtstag von William Shakespeare führt das kleine Theater ernstmals ein Stück mit einem größeren Ensemble auf. Das Schloss bildet die nahezu ideale Kulisse für die Liebestragödie "Romeo und Julia". Fensterchen mit schmiedeisernen Gittern, efeubewachsene Wände und natürlich ein Balkon sind sowieso vorhanden. Nur auf einer Seite wird die Bühne von einer nicht ganz so ansehlichen Wand eingerahmt.

Doch im Mittelpunkt steht schließlich das Ensemble, das Schauspieler und Regisseur Krebs aus ihm bekannten Kollegen zusammengestellt hat. Der Dozent an der Regensburger Schauspielschule verfügt über ein großes Netzwerk. Und so kann er immer wieder Darsteller für seine Produktionen mit kleinem Budget gewinnen. Wie die 24-jährige Lucia Knäpper auf Kassel, über die er sagt: „Sie kann sehr sensibel und emotional spielen, besitzt Charme und ein umwerfendes Lächeln.“ Also genau die Richtige für die Figur der Julia. Die Schauspielerin war freiberuflich tätig, will aber nun Lehramt und Theaterpädagogik studieren. Über ihre Rolle sagt sie: „Ich habe schon so viele Julias gesehen, die mir nicht gefallen haben. Jetzt bekomme ich selbst die Chance, es besser zu machen.“ Weder zu hart noch zu mädchenhaft soll ihre Julia sein, weder Rebellin noch Unschuldslamm. „Sie hat viel mehr Facetten, die ich zeigen will.“

Amateurdarsteller aus der Region mit Bühnenerfahrung wie Anita Hofmann (Amme) wirken genauso mit wie die aus Bayreuth und Trebgast bekannte Sigrid Kern (Lady Capulet). "Mir war es wichtig, Menschen, die hier leben, miteinzubinden", erklärt Krebs. "So haben die Zuschauer einen persönlichen Bezug zu ihrem Theater." Probenauftakt war Anfang Mai, inzwischen laufen die Schlussproben. Jeden Tag kommen die Darsteller jetzt bis zur Premiere zusammen. Am Sonntag spielten sie zum ersten Mal in Kostümen einen kompletten Durchlauf. Janos Kapitany (Mercutio) und Franz Steiner (Romeo) tragen Jeans und Turnschuhe. Das Stück will nicht in der Vergangenheit verharren. "Ich versuche, nicht zu spielen, was die Zuschauer erwarten, sondern ich suche die Figur in mir selbst", sagt Kapitany über seine Rolle. "Wer aber sagt, was die richtige Lesart ist?" Mercutio sei für ihn ein "freier Vogel", ein "verletzlicher Charaker". Den Romeo spielt der 35-jährige Münchner Franz Steiner.

Dass die Tragödie überhaupt aufgeführt werden könne, sei dem Förderverein des Schlosstheaters zu verdanken, sagt Krebs. Die Produktion kommt mit wenig Mitteln aus. "Die Schauspieler belegen den ganzen Ort." Unterstützt wird Krebs von dem Dramaturgen Stephan Menzel-Gehrke. Der hat das Shakespear'sche Personal auf zwölf Personen zusammengestrichen. "Die Geschichte ist so stark, dass man sie immer wieder erzählen kann", meint er. "Oder gibt es einen größeren Liebesbeweis, als jemandem in den Tod zu folgen?"

Info: Die Premiere am 26. Juli ist ausverkauft. Weitere Aufführungen am 1., 2., 8. und 9. August um 20 Uhr. Karten sind an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Bestellungen sind zudem per E-Mail (info@schlosstheater-thurnau.de) und per Telefon (0 92 03/9 73 86 80) möglich.

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