„Das Geld, mit dem die Unternehmen die immer höheren Stromrechnungen begleichen müssen, fehlt an anderer Stelle für Investitionen, oder treibt diese ins Ausland“, kritisierte der Verbandschef. Er sieht aktuell sogar eine „schleichende De-Industrialisierung“ Deutschlands. Wir donnern langfristig mit unserer Energiepolitik an die Wand.“ Gleichzeitig warf er auch einen Blick über den Atlantik: „Amerikanische Politiker und Stromerzeuger schütteln den Kopf über die deutsche Energiepolitik.“
Produktion wieder in Deutschland?
Dass sich diese langfristig negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auswirkt, schließt der VTB-Präsident nicht aus. „Man kann die Nachteile durch die Energiepreise nicht unbegrenzt durch Vorteile in Innovation und Schnelligkeit kompensieren“, sagte Sandler unserer Zeitung. Der Wettbewerb zwischen Asiaten, Europäern und Amerikanern werde immer intensiver, sagte Sandler bereits während der Versammlung zu den VTB-Mitgliedern. Gerade neue Technologien wie eben Verbundwerkstoffe oder Materialien für den Leichtbau seien jedoch Entwicklungen, die in Europa Zukunft hätten, relativierte er.
Das gilt auch für die Bekleidungsindustrie. Siemens und Adidas machen es mit ihrer „Speedfactory“ im Schuhbereich gerade vor: sie produzieren Artikel hochgradig individualisiert. Etwas Ähnliches könnte sich der VTB-Präsident auch für seine Mitgliedsunternehmen vorstellen. Die Modezyklen würden immer schneller. Dadurch lohne es sich nicht mehr, Kleidungsstücke in Fernost produzieren zu lassen. „Es ist einfacher, diese in der Nähe produzieren zu lassen“, sagte Sandler. Gut möglich, dass künftig wieder mehr Bekleidungsstücke im benachbarten Ausland oder sogar wieder direkt „made in Germany“ produziert werden.