Sprecherin: Investoren wollen Textilkette als Ganzes kaufen – Branchenkenner sehen Überlebenschance Textildiscounter NKD bestätigt Verkaufsgespräche

Von Peter Engelbrecht
NKD hat laut Branchenkennern eine Überlebenschance. Foto: dpa Foto: red

Der angeschlagene Textildiscounter NKD mit Sitz in Bindlach hat „fortgeschrittene und konstruktive Gespräche mit einer Auswahl seriöser und finanzstarker Investoren" bestätigt. Die Investoren seien an einem Kauf von NKD als Ganzes interessiert, sagte eine Unternehmenssprecherin.

 
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Um die Verhandlungen nicht zu stören, könne über die Investoren und deren Herkunft derzeit nichts mitgeteilt werden, fügte die Sprecherin hinzu. Die „Wirtschaftswoche" hatte geschrieben, der Textildiscounter stehe kurz vor dem Verkauf an einen Finanzinvestor.

"Typ Leichenfledderer"

Das Magazin zitierte einen Branchenkenner, wonach sich der Kreis der Interessenten auf eine Handvoll Private-Equity-Unternehmen verringert habe. Er bezeichnete sie als „Typ Leichenfledderer". Strategische Investoren, die selbst aus dem Handel kommen, seien dagegen abgesprungen. Ihnen seien die Risiken zu groß gewesen. Den Bericht wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Auch beim NKD-Haupteigentümer Daun & Cie. aus Rastede in Niedersachsen, der seit Juni nach einem Käufer für die Textilkette sucht, war keine Stellungnahme zu erhalten. Füt Presseauskünfte sei NKD zuständig, hieß es.

Branchenkenner gehen davon aus, dass das Unternehmen nach wie vor eine Chance haben wird. „Es wird ein hartes Stück Arbeit, die einige Jahre in Anspruch nehmen wird", sagte der Redakteur Matthias Erlinger vom Fachblatt Textilwirtschaft in Frankfurt. Ein neuer Investor müsse „mindestens eine hohe einstellige Millionensumme" in das Unternehmen stecken, um es wieder profitabel zu machen, schätzte Erlinger. „Der Markt ist hart umkämpft,die Margen sind sehr gering", lautete seine Einschätzung. Konkrete Stellungnahmen zu den Übernahmekandidaten gibt es nicht. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass einige Finanzinvestoren aus Deutschland, möglicherweise auch aus Großbritannien, im Rennen sind. Deren Angebote sollen sich eher im unteren Bereich bewegen, war zu hören.

Zwei Wege

Um nach dem Kauf mehr Cash aus dem Unternehmen herauszuholen, seien zwei Wege möglich: Ein weiterer Mitarbeiterabbau, der angesichts der bereits dünnen Personaldecke und der vielen Überstunden in den einzelnen Filialen eher als unwahrscheinlich angesehen wird, und ein weiteres Drücken der Einkaufspreise der Textilien, die aus Fernost kommen. Weiterhin könnten Filialen, die nicht profitabel arbeiten, geschlossen werden, vermuteten Beobachter. Im August 2013 hatte NKD angekündigt, in der Zentrale 93 der 638 Stellen zu streichen.

Brancheninvestoren, die bereits im Textildiscount Erfahrungen gesammelt haben, sind offenbar aus dem Rennen. Das Vertrauen in ein Sanierungskonzept scheint hier nicht allzu groß zu sein. Insider glauben, dass der Einstieg eines Brancheninvestors besser wäre, da diese Unternehmen mittel- und langfristig denken, während Finanzinvestoren auf den kurzfristigen Profit aus seien. Sie beteiligen sich an angeschlagenen Unternehmen und veräußern sie nach einer Umstrukturierung weiter.

Einen früheren NKD-Geschäftsführer, der derzeit wegen des Verdachts auf millionenschwere Untreue in Untersuchungshaft sitzt, machen Insider für den Niedergang der Textilkette verantwortlich. Die Neueröffnung von großen Filialen auf der grünen Wiese und kleinen Verkaufsstellen in Innenstädten habe nicht zusammengepasst.

Landrat besucht NKD

Landrat Hermann Hübner besucht am Dienstag zum Abschluss seiner 33 Gemeindebesuche Bindlach, um sich den unterschiedlichsten Problemen und Fragen zu stellen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Dabei wird er auch das Hochregallager der Firma NKD – 2012 die größte Baumaßnahme im Landkreis – anschauen. Gemeinsam mit Bürgermeister Gerald Kolb und dem Gemeinderat soll diese Visite einen wesentlichen Teil des Programms einnehmen. „Die Standortentscheidung von NKD ist für Bindlach und die gesamte Region von gewichtiger Bedeutung und stellt einen Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung dar", wird Hübner zitiert. Die Baukosten hätten sich auf 16 Millionen Euro belaufen.

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