Bayreuther Orthopäde Karl-Heinz Conrad sammelt Spenden, um die Infektionskrankheit auszurotten Tetanus: Mit zwei Euro ein Kind retten

Von Susanne Will
Karl-Heinz Conrad ist Orthopäde und sammelt Geld, um Tetanus-Impfungen auf der ganzen Welt zu bezahlen. Foto: Susanne Will Foto: red

Am Samstag wird Karl-Heinz Conrad im Rotmain-Center stehen und Lose verkaufen. Er gehört nicht zur Fernsehlotterie, er ist im normalen Leben Orthopäde. Wer dem Hünen ein Los abkauft hilft mit, Tetanus von der Welt zu verbannen – und gleichzeitig einer bedürftigen Familie aus dem Landkreis.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dr. Karl-Heinz Conrad hat seit 25 Jahren eine Gemeinschaftspraxis in der Romanstraße. Der Arzt besticht durch seine Menschlichkeit: durch seine klare Sprache, seinen herzhaften Humor und seine zupackende Art. Mit der hilft er. Nicht nur bei seinen Patienten. Sondern auch Kindern auf der ganzen Welt.

Mit 110 Millionen Euro gegen Tetanus

Conrad engagiert sich seit Jahrzehnten bei der Wohltätigkeitsorganisation „Kiwanis“, die eng mit Unicef zusammenarbeitet. Zum einen engagiert sich Kiwanis Bayreuth-Obermain für Bedürftige in der Region, zum anderen aber hat Kiwanis weltweit bestimmte Themen, für die sich der Verein einsetzt. Derzeit ist es der Kampf gegen Tetanus. Dafür werden 110 Millionen Dollar benötigt.

160 tote Kinder jeden Tag

„In meiner Ausbildung zum Facharzt habe ich einmal einen Fall von Tetanus gesehen – es war schlicht schrecklich“, beschreibt er. Eine junge Frau, von Spasmen geschüttelt, bei der man nicht so recht wusste, in welcher Fachabteilung sie wirklich zu behandeln ist. „In Deutschland ist die Abdeckung der Tetanus-Impfung sehr gut – in anderen Teilen der Welt ist  sie kaum vorhanden.“ Und Tetanus kann  tödlich sein. Jeden Tag sterben 160 Kinder an der Infektionskrankheit.

Mit zwei Euro Leben retten

Eine Impfung kostet so viel wie ein Espresso: rund zwei Euro. „Mit zwei Euro kann ich also das Leben eines Kindes retten“, fasst Conrad zusammen.

Wenn es darum geht, Spenden für Bedürftige zu sammeln, war Conrad schon immer weit vorne, sein dichtes Netzwerk an sozialen Kontakten hilft ihm dabei und eben auch seine Mitgliedschaft bei Kiwanis Bayreuth. Dass es sich bei Kiwanis Bayreuth an sich um einen reinen Männerverein gehandelt hat, störte ihn so, dass er 2000 den Verein „Kiwanis Bayreuth und Obermain“ gründete – da sind Frauen willkommen. „Warum soll ich denn auf 50 Prozent der Bevölkerung verzichten?“ Mit Kiwanis Bayreuth, dem Männerverein, machen sie gemeinsame Sache. So auch in der Aktion gegen Tetanus.

Unterstützung von Norbert Neugirg

Dank seines Netzwerkes, das er auch in seiner Praxis knüpft, kennt er die legendäre „Altneihauser Feierwehrkapell’n“, bekannt aus der BR-Produktion „Fastnacht in Franken“. „Ich bin deren Leibarzt“, sagt er und sieht selbst aus wie der künftige Tuba-Spieler der Kapelle – groß und mächtig. Und als Freund konnte er dem Vorsitzenden der Feierwehrkapell’n, Norbert Neugirg, ein sehr moralisches Angebot machen: Spielt im November 2015 in der Bayreuther Stadthalle. Mit möglichst wenig Gage. Was zusammenkommt, das kriegt BRK Kinderhaus. Und wenn mehr als 13 000 Euro zusammenkommen, dann kriegt den Überschuss das Tetanus-Projekt.

12 000 Euro gesammelt

Die Altneihauser kamen und spielten, die Gäste spendeten, es kamen 18 500 Euro zusammen. Also Und mit einem Benefizkonzert des Bayreuther Kiwanis-Vereins und einigen Einzelaktionen kam Conrad schließlich auf einen Überschuss von 12 000 Euro. „Das sind 6000 gerettete Kinder.“

Medaille als Anerkennung

Wenn er das Sagen hätte, würde er sagen: Schön war’s, Strich drunter, jetzt mach‘ ich was Neues. Doch er hatte die Rechnung ohne seine Vereinskollegen gemacht. Denn die verliehen ihm jüngst für seinen Einsatz eine Medaille, was Conrad vollkommen überraschte.  „Ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. Und was ich auch nicht wusste ist: Wenn du mehr als 1250 2-Euro-Spenden gesammelt hast, dann kriegst du eine Medaille von Kiwanis. Das wären dann ja acht Medaillen, damit würde ich ja aussehen wie ein Held der Sowjetunion.“ Er lacht dröhnend.

Sammlung am Samstag

Medaillen sind nichts für ihn, statt sich auszuruhen, macht er lieber weiter. Samstag wäre eigentlich sein freier Tag. Doch er wird im Rotmaincenter stehen und Menschen animieren, seine Lose zu kaufen. Den Erlös erhalten diesmal eine bedürftige Familie aus dem Landkreis und das Bayreuther Frauenhaus.

Bilder