Terrorschutz durch Blumenkübel

Von Christina Holzinger

Ab Freitag, 24. November, sind die Buden des Christkindlesmarktes geöffnet, auch wenn dieser erst offiziell am Montag, 27. November, um 17 Uhr eröffnet wird. Grund für den „Stillen Markt“ ist der Totensonntag am Wochenende. Neu ist das Sicherheitskonzept des Marktes, das nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr verschärft wurde.

 
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Wie genau das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt aussieht, will Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt Bayreuth nicht verraten. Offensichtlich seien jedoch die errichteten Durchfahrtshindernisse. Weihnachtsbäume und mehrere der 90 mal 90 Zentimeter großen und 500 Kilogramm schweren Blumenkübel wurden an den Zufahrtswegen aufgestellt. Sie sollen die Besucher vor einem Lkw-Attentat wie in Berlin im vergangenen Jahr schützen. „Eine absolute Sicherheit gibt es allerdings nirgendwo“, sagt Oppold. Unannehmlichkeiten, die den Besuchern dadurch entstehen können, bittet die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe zu entschuldigen, aber „unser aller Sicherheitsbedürfnis bedarf solcher Maßnahmen“.

Polizei half beim Konzept

Als die Stadt Bayreuth ihr neues Sicherheitskonzept entwickelt hat, hatte die Polizei Bayreuth Stadt eine „beratende Funktion“, wie Reinhard Eber, Sachbearbeiter für Ordnungs- und Schutzaufgaben, bestätigt. In Absprache mit der Stadt wird die Polizei mit Streifenwagen und Beamten zu Fuß präsent sein. Wirklich sicher vor einem Attentat sei man trotzdem nicht. „Wir können bei der Planung nur alles Menschenmögliche bedenken“, sagt Eber. Ein Restrisiko bleibe, da man sich nur zu einem gewissen Maß vorbereiten könne. Derzeit sind noch keine Taschenkontrollen vorgesehen, da es sich um einen öffentlichen Bereich handelt, den nicht nur Weihnachtsmarktbesucher, sondern auch Passanten nutzen. In begründeten Einzelfällen könne es jedoch Taschenkontrollen kommen, sagt Oppold.

Helfen Blumenkästen wirklich?

Wie effektiv Blumenkästen zur Terrorabwehr sind, ist fraglich. Im Frühjahr testete Dekra im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks mobile Betonsperren. Sie beschleunigten einen zehn Tonnen schweren Lastkraftwagen auf 50 Stundenkilometer. Die vier Betonsperren, von denen eine jeweils 2,4 Tonnen und damit fast das fünffache der Bayreuther Blumenkübel wiegt, rammt der Lkw mühelos weg. Durch die Kollision sind die Vorderräder weggerissen worden und der Fahrer kann weder beschleunigen oder lenken. Dennoch wäre der Lkw noch mindestens 75 Meter lang gerollt, wäre er im Test nicht von den Banden des Testgeländes aufgehalten worden. Auf dem Bayreuther Weihnachtsmarkt entspricht das immerhin der Strecke vom Inneneinrichtungsgeschäft Depot bis auf Höhe des Warenhauses Karstadt. Einzige Sicherheit bieten laut dem Test nur fest verbaute Fahrzeugsperren. Diese seien jedoch relativ teuer und aufwendig zu installieren.

Ähnlich wie in Nürnberg

Ähnliche Sicherheitsvorkehrungen gibt es übrigens rund um den Nürnberger Christkindlesmarkt: Dort hat die Polizei bereits im vergangenen Jahr in Folge des Attentats von Nizza die Sicherheitsvorkehrungen für den Christkindlesmarkt verstärkt. In den Zufahrtswegen parken seither Polizeifahrzeuge. Das werde auch heuer wieder so gehandhabt, wie Thomas Meiler, Pressesprecher der Stadt Nürnberg, sagt. Wie in Bayreuth sichert in Nürnberg die Polizei die Zufahrten mit mobilen Sperren in Form von Blumenkübeln. Auch wenn es bisher keine Hinweise auf die Gefährdung des Nürnberger Christkindlesmarktes gibt, wird laut Meiler die „Polizei mit zivilen und uniformierten Kräften vor Ort“ sein, um das „subjektive Sicherheitsgefühl zu verstärken“.

Christkindlesmarkt-Besuch "gefahrlos möglich"

Auch Oppold ist sich sicher: Der Besuch des Christkindlesmarktes ist in diesem Jahr wieder gefahrlos möglich. Für die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ist der Weihnachtsmarkt nicht nur ein „wichtiger Wirtschaftsfaktor“, sondern dient auch der Brauchtumspflege.


Ida-Maria Jahn ist das diesjährige Christkind. Foto: Andreas Harbach
 

Einer zentralen Rolle kommt dem Christkind zu: Ida-Maria Jahn ist 16 Jahre alt, besucht die elfte Klasse des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums und tanzt in ihrer Freizeit. Beworben hat sie sich nicht dafür, sondern eine Lehrerin hat sie vorgeschlagen. Sie freut sich, in der Weihnachtszeit als Christkind aufzutreten.

 

Das Programm der kommenden Tage:

Freitag, 24. November: Um 19 Uhr präsentiert das Marionettentheater Operla in der Steingraeber-Passage Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ für Erwachsene und größere Kinder.
Samstag, 25. November: Um 15 Uhr stimmt der Hollfelder Spielmannszug im Rotmain-Center schwungvoll auf die Weihnachtszeit ein.
Sonntag, 26. November: Von 11.30 Uhr bis 16.30 Uhr findet der Adventsbasar in der St. Benedikt Kirche statt. Im Anschluss daran spielt das „Ensemble Cellophonie“ bis 17.30 Uhr.
Montag, 27. November:
Um 17 Uhr wird der Christkindlesmarkt durch das Christkind Ida-Maria Jahn, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Lampionträger der Graserschule eröffnet. Musikalisch umrahmt wird das durch den Chor der Graserschule und Blechbläsern der städtischen Musikschule. Zeitgleich treten der Zamirchor und die Zamirsternchen im Rotmain-Center auf. Ab 18 Uhr sind Chiara und Katharina auf der Aktionsbühne zu hören .

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