Tennet plant Windstrom-Insel in Nordsee

So stellt sich Tennet die Windstrom-Insel vor. Illustration: Tennet/dpa Foto: red

Windenergie gilt als sauber. An Land gibt es aber vermehrt Widerstand gegen neue Windräder, Windparks auf hoher See sind teuer. Was tun? Netzbetreiber Tennet hat einen Plan.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der niederländische Netzbetreiber Tennet will in der Nordsee eine Insel für Windstrom bauen. Dadurch könnten große Mengen Strom kostengünstig produziert werden, erläuterte das Unternehmen. Die künstliche Insel soll Windmühlenparks der Nordseestaaten miteinander verbinden und zugleich ein Knotenpunkt für die Stromnetze der Niederlande, Deutschlands, Großbritanniens, Norwegens und Dänemarks bilden. Tennet möchte die Insel im niederländischen Teil der Doggerbank aufschütten. Die Sandbank liegt stellenweise nur wenige Meter unter dem Meeresspiegel.

Fertigstellung 2050 möglich

„Eine europäische Infrastruktur in der Nordsee kann die Kosten für Windstrom deutlich senken“, sagte Tennet- Vorstandsvorsitzender Mel Kroon. 2030 könnte der Bau der Insel starten, 2050 soll sie samt der notwendigen Verkabelung betriebsbereit sein. Mit einer Kapazität von 30 Gigawatt könnten zehn Millionen Menschen versorgt werden. Der Konzern führt bereits Gespräche mit Behörden, Unternehmen sowie Umweltorganisationen.

Nordsee-Staaaten wollen zusammenarbeiten

Neun Nordsee-Staaten, darunter auch Deutschland, hatten sich in dieser Woche auf Zusammenarbeit bei der Produktion von Windenergie verständigt. Bisher machen die Kabelverbindungen zu den einzelnen nationalen Stromnetzen die erneuerbare Energie sehr teuer. Faustregel ist: Je weiter weg vom Land, desto teurer. Weiterer Nachteil ist, dass teure Plattformen mit Konvertern gebaut werden müssen, in denen der erzeugte Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt wird.

Platz für 400 Windräder und 2000 Mitarbeiter

Die Doggerbank liegt zentral zwischen Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Dänemark. Der Teil der Nordsee, in dem die Insel gebaut werden soll, ist mit zehn bis 20 Metern nicht sehr tief, und „es gibt dort viel Wind“, erläuterte Kroon. Auf der rund sechs Quadratkilometer großen Insel sollen nach den Plänen mehrere Konverter, eine Landungsbahn für Flugzeuge, ein Hafen und Wohnungen für rund 2000 Mitarbeiter gebaut werden. Der Bau von Windmühlen in dem Naturschutzgebiet ist allerdings umstritten. Umweltschützer protestierten bereits gegen britische Pläne, dort etwa 400 Turbinen aufzustellen.

Für die Umsetzung der Pläne für die Strominsel müssen laut Kroon die Staaten ihre Regeln angleichen. Er verwies dabei auf die bereits enge Zusammenarbeit von Deutschland und den Niederlanden. Tennets Tochter in Bayreuth ist in Deutschland für den Anschluss der Windparks ans Stromnetz verantwortlich: „Mit nur zwei Ländern können wir anfangen.“ dpa

Autor