Nachbarn schauen genau hin Tannenbergstraße: Umstrittenes Haus wird gebaut

Von Frank Schmälzle
Die Bodenplatte ist betoniert. Bis Jahresende soll das Wohnhaus an der Tannenbergstraße im Rohbau stehen. Spätestens dann haben Nachbarn einen Eindruck, wie groß das Haus wird. Ein Teil von ihnen steht dem Projekt kritisch gegenüber. Foto: Harbach Foto: red

Die Baugrube ist ausgehoben, die Bodenplatte betoniert. Bis Sommer nächsten Jahres soll das neue Mehrfamilienwohnhaus an der Tannenbergstraße stehen, sagt Thomas Burger, Geschäftsführer der Firma Probau. Endlich, nach einer ganzen Reihe von Querelen. Nachbar Christian Gubitz ist frustriert. „Für uns ist die Sache schlecht gelaufen.“ Jetzt schaut er den Männern vom Bau ganz genau auf die Finger.

 
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Früher war das Areal zwischen Rathenau- und Robert-Koch-Straße mal eine Grünfläche. Daran hatten sich die Nachbarn über Jahrzehnte gewöhnt. Dass jetzt ziemlich nahe an ihren Häusern ein neues Gebäude entsteht, gefällt ihnen nicht. Fakt ist aber auch: Für das Gelände, das von den umliegenden Straßen aus nicht einsehbar ist, hatte die Stadt bereits einmal eine Baugenehmigung erteilt. Für ein Wohnhaus, das viel massiver ausgefallen wäre, als das, das jetzt entsteht.

Thomas Burger hat einen langen Atem gebraucht, bis die Stadt die Baugenehmigung erteilt hatte und der Baubeginn kam. Er hat Fachingenieure beauftragt, die seinen Worten nach das Gebäude exakt in das Grundstück eingemessen haben. Damit die vorgeschriebenen Mindestabstandsflächen zu den umliegenden Häusern unbedingt eingehalten sind. Denn darauf achten die Nachbarn, die regelmäßig bei Behörden der Stadt nachfragen, sehr genau. Bis Jahresende soll der Rohbau stehen. Im Sommer 2015 dann wird das Gebäude fertiggestellt werden.

Gewundert hat sich Burger in den vergangenen Wochen und Monaten ein paarmal. Nicht nur über den einen oder anderen Nachbarn. Auch über die Stadtverwaltung. Dass sich Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe nicht gegen, sondern für das Projekt ausgesprochen hat, weil Bayreuth Wohnraum in der Innenstadt braucht, das hat Burger ihr hoch angerechnet. Auch weil sie sich damit gegen einen Bürgerprotest stellt. Anderes hat ihn irritiert. Zum Beispiel, dass die Stadt ihm die Anzahl der Wohnungen auf sieben zusammengestrichen hat. Und dass sie ihm in die Baugenehmigung hineingeschrieben hat, er habe einen Spielplatz anzulegen. Das ist kein gesetzliches Muss, sagt Burger. Und er sagt auch: Nach jetzigem Verkaufsstand wird kein einziges Kind in dem Haus wohnen. Vielleicht lässt sich ja noch eine sinnvollere Lösung finden. „Wir können das Geld, das wir für einen Spielplatz bräuchten, ja an eine Kindereinrichtung spenden.“ Die meisten Wohnungen des Gebäudes mit zwei Obergeschossen und einem Penthouse obendrauf hat Burger bereits verkauft.

Hinter dem Gartenzaun und ein paar Meter von der Baustelle entfernt, steht Christian Gubitz auf seinem Balkon. Er hätte den Neubau am liebsten verhindert, aber das hat nicht geklappt. Jetzt pocht er darauf, dass zumindest die Abstandsflächen gewahrt sind. Und dass Abmachungen eingehalten werden. Das, sagt der Nachbar, sei nicht immer geschehen. „Wir können derzeit noch immer nicht abschätzen, wie das Gebäude, das man uns vor die Nase stellt, aussehen wird.“ Weil eine Schnurgerüstabnahme, bei der die Ausmaße des Baus mit Schnüren abgesteckt und verdeutlicht werden, schlicht nicht stattgefunden habe, obwohl sie den Anwohnern versprochen war. Und weil die überarbeiteten Pläne des Bauherrn den Nachbarn immer noch nicht vorliegen. Obwohl es versprochen war. Gubitz will weiter nachfragen. Verhindern wird er den Neubau nicht mehr können.

Info: Probau hat in der Innenstadt zahlreiche Sanierungsprojekte realisiert. Dazu gehören Anwesen an der von-Römer-Straße. Aktuell erneuert das Unternehmen das Gebäude an der Maxstraße 77. Demnächst wird Probau zwei Gebäude an der Sophienstraße zu Stadtwohnungen umgestalten.

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