"Tannbach" bringt die Region ins TV

Von Dorit Koch,
 Foto: red

Drei Jahre ist es her, dass das ZDF mit dem Dreiteiler „Tannbach - Schicksal eines Dorfes“ einen Quotenhit landete. Bis zu rund sechseinhalb Millionen Zuschauer schalteten jeweils die Geschichten über das Schicksal des nach dem Zweiten Weltkrieg in Ost und West geteilten Dorfes ein. Mit drei weiteren Folgen geht es von diesem Montag (20.15 Uhr) an wieder zurück ins das fiktive Dorf an der Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Und möglicherweise - zumindest wenn es nach Regisseur Alexander Dierbach geht - nicht zum letzten Mal. Den Mauerfall würde er in Tannbach gerne noch inszenieren.

 
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Doch erst einmal wird die Mauer gebaut und verteidigt. Im Jahr 1952 endete die Trilogie über die Nachkriegszeit, seither sind im Film acht Jahre vergangen. „Tannbach II“ spannt den Bogen von 1960 bis 1968. Los geht es mit der vierten Folge „Schatten des Krieges“: Im Westteil Tannbachs stirbt ein Kind bei der Explosion einer Granate, die aus einem geheimen Waffenlager der Nato stammt. Im Osten erhöht die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) den Druck auf alle Bauern, die nicht beitreten wollen. „Frieden aus Stein“ (10. Januar/20.15 Uhr) beginnt im Mauerbau-Sommer 1961, „Traum von Frühling“ (11. Januar/20.15 Uhr) im Prager Frühling 1968.

Unfall bei Weidenberg

Die Dreharbeiten zu dem Dreiteiler fanden auch in Oberfranken statt. So entstanden einige Szenen in Kirchenlamitz; bei Weidenberg wurde gar ein Autounfall inszeniert.

Drei Mal jeweils rund 90 Minuten lang deutsch-deutsche Geschichte - das epische und ehrgeizige Projekt geht nahtlos und spannend weiter. Der Stoff rund um die Familien Striesow, Erler und Schober wird wieder aufgegriffen und vor dem Hintergrund des Kalten Krieges ausgebreitet. Die unterschiedliche Entwicklungen auf beiden Seiten werden vielfältig thematisiert - von der Mangelwirtschaft im Osten bis zur Rolle der Frau im Westen. Viele Personen, viele Schicksale, viele Schauplätze: Wer sich nicht zuvor die Wiederholung der ersten Staffel angeschaut hat, braucht etwas, um sich - ohne Rückblende - in Tannbach den Durchblick zu verschaffen. Wer sich kurz vorbereiten will: Die Homepage zur Serie gibt einen Überblick über die Bewohner.

Hochkarätige Besetzung

Zur hochkarätigen Besetzung rund um Schauspieler wie Heiner Lauterbach, Martina Gedeck, Jonas Nay, Henriette Confurius und Alexander Held kommen neue hinzu: Anna Loos etwa wird zur Frau an der Seite des Grafen von Striesow (Lauterbach), Robert Stadlober übernimmt von David Zimmerschied die Rolle des ehemaligen SS-Unteroffiziers Horst Vöckler, der als BND-Agent zurückkehrt, und Clemens Schick baut als Pastor im Osten die Kirche auf. „Geschichte im Kleinen“ wollen die Produzenten aus der Mitte eines Dorfes heraus liefern, persönliche Schicksale erzählen - in Tannbach geht es um das „kleine Glück“.

Nachbarn, Freunde und Verwandte werden jetzt zu Klassenfeinden und Fremden - manche finden trotzdem wieder zusammen. „Auf beiden Seiten wird militärisch und moralisch aufgerüstet“, sagt der am Projekt beteiligte Historiker Stefan Wolle im Presseheft. „Die politische Propaganda beider Seiten überschlägt sich in Hass und Hetze.“ Was in den Jahrzehnten der Trennung die Deutschen voneinander dachten, sei für die Wissenschaft vielleicht zu wenig greifbar. „Umso wichtiger ist es, dass sich ein Film dieser Geschichte des Fernrückens und Nahebleibens annimmt.“ Sehr oft seien es zuletzt Filme gewesen, die den öffentlichen Diskurs über die Geschichte bestimmten.

Unüberwindbare Mauer

Schauspielerin Confurius (26) konnte während des Drehs die Teilung gut nachempfinden. Plötzlich war da die Mauer - „die unüberwindbar ist, die genau vor einem steht, die riesig groß ist und total bedrohlich, die Stacheldraht hat und nicht zulässt, dass man auf irgendeine Weise miteinander kommunizieren kann“, sagte sie auf einer Pressekonferenz in Hamburg. „Wir saßen im Osten fest und haben manchmal so in den Westen rübergeguckt und uns gefragt, ob die bessere Heizlüfter haben, was die so den ganzen Tag machen, was die zum Mittag gegessen haben - wir sind uns gar nicht mehr begegnet.“

Mindestens einer würde das auf jeden Fall gern wieder ändern: „Als Regisseur von „Tannbach I/II“ wünsche ich mir sehr, dass wir gemeinsam mit dem ZDF auch „Tannbach III“ realisieren werden“, sagt Dierbach im Presseheft. „Den Fall der Mauer, die Zusammenführung unserer Ensemblefiguren, im nicht ganz fiktiven Ort Tannbach.“

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