Stadtrat macht aus dem Hollfelder Kino ein kommunales – Digitalisierung droht zu platzen – Vereinsgründung Tage der Entscheidung für das Kintopp Hollfeld

Von Thorsten Gütling
Ein Verein will künftig das Hollfelder Kino führen. Wie es aussieht, bleibt an ihm auch die teure Umstellung auf digitale Vorführtechnik hängen. Foto: red

Die Zeit drängt beim Hollfelder Kintopp. Wenn sich bis Montag kein Sponsor findet, der 25000 Euro einbringt, platzt die für diesen Herbst geplante Digitalisierung des Kinos. Derweil hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, dass das Kino wieder ein kommunales sein soll.

 
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Winfried Hartl glaubt, nur ein Verein könne das Kintopp noch retten. Und ein solcher Verein wäre nur attraktiv, wenn Mitgliedsbeiträge und Spenden steuerlich begünstigt würden. Das wiederum setzt voraus, dass der Verein gemeinnützig ist. Und als solcher wird er nur anerkannt, wenn es kein gewinnorientiertes Kino ist, das er unterstützt.

Das alles erklärt Hartl den Hollfelder Stadträten. Am Ende stimmen sie seinem Anliegen zu, das Kintopp mit Ablauf des Jahres zu einem kommunalen Kino zu machen. Die Stadt müsse das Kino nicht fördern, sagt er, sondern nur Mitglied im Verein werden. Auch das wird einstimmig beschlossen. Übernehmen will das Kino zum Jahreswechsel der Verein selbst. Ralf Söhnlein und Anja Kupfer, die seit eineinhalb Jahren Pächter von Kino und Bistro sind, wollen dann aufhören.

Eineinhalb Jahre Verhandlungen

Eineinhalb Jahre hat Hartl mit Finanzamt und Amtsgericht über die Gemeinnützigkeit verhandelt. Erst als der Verein zustimmt, beides, das defizitäre Kino und das rentable Bistro, zu übernehmen, kommt Bewegung in die Sache. Ersteres kostet Pächter Söhnlein jährlich rund 10 000 Euro, zweiteres hätte er gerne behalten. Doch die Behörden befürchteten, dass von der Unterstützung des Vereins auch der Gewerbetreibende profitiert. Mit der Umwandlung des Kintopps in ein kommunales Kino hat Hartl jetzt das letzte Hindernis auf dem Weg zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins genommen.

Doch mit der Anerkennung der Gemeinnützigkeit hat Hartl nur das erste von drei Problemen gelöst. Der Verein braucht einen Vorstand. Heute Abend um 18 Uhr soll der im Kintopp gefunden werden. Hartl selbst will antreten. Genügend weitere Kandidaten stünden bereit. Aber ein Kassier sei nicht in Sicht.

Das dritte Problem ist derzeit noch das des Pächters. Doch es könnte schon nächste Woche das des Vereins werden. Es geht ums Geld. Bereits im März hat Söhnlein Fördergelder beantragt, um das Kino in das Zeitalter der digitalen Vorführtechnik zu führen. Die Gesamtkosten dafür schätzt er auf 78 000 Euro, 53 000 könnten aus Fördertöpfen fließen. Aber nur, wenn die restlichen 25 000 Euro anderweitig beschafft werden. Und die Suche nach Sponsoren verlief bislang ergebnislos.

Die Zeit drängt, weil das Kino während der Umrüstung geschlossen werden muss. Und das kann sich Pächter Söhnlein nur im Sommer leisten, wenn sowieso weniger Besucher kommen. „Uns bleibt nur noch der August", sagt er. Und um die Technik noch rechtzeitig bestellen zu können, habe ihm eine Firma eine Frist gesetzt. Findet sich bis Montag kein Sponsor, kann das Kino dieses Jahr nicht mehr digitalisiert werden.

Keine Geld-zurück-Garantie

„Ich würde die 25.000 Euro selbst aufbringen, wenn mir jemand versichert, dass ich das Geld wiedersehe", sagt Söhnlein. Doch eine solche Garantie kann ihm der Verein, der heute gegründet werden soll, bis Montag nicht geben. Und wer die Förderung beantragt, muss Teile davon auch zurückzahlen, wenn das Geförderte nicht fünf Jahre genutzt wird. Auch das kann niemand garantieren.

Und spätestens damit wird Söhnleins Problem zu Hartls. Denn an der Digitalisierung führt kein Weg vorbei, sagt der selbst. Filme auf Zelluloid würden immer rarer und schon heute müsste das Kintopp auf beliebte Streifen bis zu 16 Wochen warten. Rüstet Söhnlein also in diesem Jahr nicht selbst um, muss der Verein das im nächsten Jahr zu schlechteren Konditionen tun. Denn: Gemeinnützige Kinobetreiber werden weniger gefördert als gewerbliche. Bis zu 35.000 Euro müsste der Verein deshalb aufbringen.

Diese Bevorzugung des Gewerbes soll verhindern, dass das Geschäft dessen, der davon leben muss, durch den leidet, der es als Hobby betreibt. In Städten, in denen es Kinos beider Art gibt, mache das Sinn, sagt Hartl. In Hollfeld aber werde die Regel zum Problem. Immerhin leben eine Vollzeitkraft und 14 Helfer mit 400-Euro-Jobs von dem Kino.

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