Gemeinderat sorgt sich wegen Tilidin-Verpackungen Tablettenplättchen auf dem Spielplatz

Von Udo Fürst
Auf dem Spielplatz am Kindergarten finden sich immer wieder leere Tilidin-Tablettenplättchen. Das Schmerzmittel gilt auch als Modedroge. Foto: Fürst Foto: red

Die Gemeinde hat ein Problem mit der Nutzung des Kindergarten-Spielplatzes.Immer wieder werden dort leere Plättchen von Tilidin-Tabletten, einem starken Schmerzmittel, gefunden. Bürgermeister Klaus Wagner präsentierte in der Gemeinderatssitzung am Montag einen ganzen Becher voller Plättchen. Das Fatale: das Schmerzmittel Tilidin wird auch als Modedroge missbraucht.

 
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Nun befasste sich der Gemeinderat mit dem Thema. Man will dem Treiben mit Überwachungskameras Einhalt gebieten. Vorausgesetzt, es ist rechtlich zulässig. Seit Jahren wird der Spielplatz bei der Schule und der Kindertagesstätte durch zerbrochene Flaschen, Zigarettenkippen, Hundekot und Essensreste verschmutzt. Auch die Spielgeräte werden durch unsachgemäßen Umgang immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. „Ich habe keine Lösung“, sagte Bürgermeister Klaus Wagner und berichtete davon, dass die Kita-Leiterin Britta Wachs auf dem abends vorwiegend von Jugendlichen genutzten Spielplatz immer wieder solche leere Tablettenverpackungen gefunden habe. „Sie kann und will das jetzt nicht mehr verantworten“, sagte der Bürgermeister.

Nutzung des Spielplatzes einschränken

Die Vorschläge der Räte gingen von einer Sperrung des Geländes über eine zeitliche Nutzungsbegrenzung bis zur Kameraüberwachung. Jugendbeauftragte Claudia Busch, Nachbarin der Kita, sagte, sie habe in den letzten drei, vier Monaten keine Jugendlichen gesehen. „Die können nur nachts dort sein.“

Alexander Reichenberger war gegen eine Sperrung. „Irgendwohin müssen die jungen Leute.Die haben sonst keine andere Möglichkeit im Ort.“  Er brachte eine Kamera ins Spiel, was auch Rudolf Prechtl befürwortete. Ein Schmunzeln in Klaus Wagners Gesicht verursachte die Aussage, dass ja ein Schmerzpatient die Plättchen weggeworfen haben könnte. „Das wäre die für alle angenehmste Möglichkeit“, so Wagner.

Ein verschreibungspflichtiges Medikament

Tilidin ist ein sehr starkes, verschreibungspflichtiges Schmerzmittel, das zum Beispiel an Krebs- oder Rheumakranke verschrieben wird. Es gilt als gut verträglich. Allein im Jahr 2005 ging Tilidin etwa 1,5 Millionen Mal über deutsche Apothekentische. Tilidin lindert stärkste Schmerzen, ruft bei vielen Konsumenten aber auch eine Art Euphorie hervor, die sich bei entsprechender Veranlagung auch zu einem Überlegenheitsgefühl oder zu Größenwahn steigern kann.

Die Verwaltung prüft Überwachungskamera

Das Medikament gehört zur Gruppe der Opioide, ist jedoch nicht so wirksam wie etwa Morphin. Das Risiko der Abhängigkeit ist hoch. Dabei ist die psychische Abhängigkeit stärker als die physische. Nicht selten werden starke Entzugserscheinungen beobachtet, insbesondere da die Schmerztoleranz der Süchtigen enorm gesenkt ist. So weit wie in Berlin, wo in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich viele Straftaten mit der Modedroge Tilidin in Verbindung gebracht werden, ist es in der knapp 1400 Einwohnerzählenden Gemeinde Kirchenpingarten noch nicht. Dennoch will der Gemeinderat dem Problem unter dem Motto „Wehret den Anfängen“ so schnell wie möglich entgegenwirken.

Zunächst will man am Spielplatz einen Licht-Bewegungsmelder anbringen und gleichzeitig will Bürgermeister Klaus Wagner die Verwaltung mit der Prüfung beauftragen, ob und unter welchen Voraussetzungen der Einsatz einer Überwachungskamera möglich ist.

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