Bauantrag liegt bei der Stadt, bald wird Architektenwettbewerb ausgeschrieben Synagoge wird ab Herbst saniert

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Das Iwalewa-Haus wird ab Herbst von der jüdischen Gemeinde genutzt. Foto: Wittek Foto: red

In der Bayreuther Synagoge wird ab Herbst die Zeit zurückgedreht, um sie für die Zukunft auszurichten: In etwas mehr als einem halben Jahr beginnen die Bauarbeiten für die grundlegende Sanierung des Hauses, auf die die Israelitische Kultusgemeinde seit gut vier Jahren hin arbeitet. Die Sanierung der Synagoge ist der zweite Baustein für das künftige Jüdische Kultus- und Kulturzentrum in der Münzgasse.

 
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Phase eins, der Bau des rituellen Tauchbads – der Mikwe – im Garten der Synagoge, ist abgeschlossen. Jetzt laufen die Vorbereitung auf das rund 3,8 Millionen Euro teure Projekt der Sanierung der Synagoge. Die Bayreuther Synagoge – als Markgräfliche Comödie der Vorläuferbau des direkt benachbarten Weltkulturerbes Opernhaus – ist seit 1760 im Besitz der Jüdischen Gemeinde und damit die älteste barocke Synagoge in Deutschland, die noch in Betrieb ist.

Architektenwettbewerb wird ausgeschrieben

„Den Bauantrag für die Sanierung haben wir kurz vor Weihnachten bei der Stadtverwaltung eingereicht“, sagt Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), im Kurier-Gespräch. In Kürze werde der Architektenwettbewerb für die Sanierung und Bauüberwachung der Synagoge ausgeschrieben. Eine Ausschreibung „auf Basis der Machbarkeitsstudie des Büros Wandel, Hoefer, Lorch von 2009“, wie Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl sagt. Nach den Plänen des renommierten Saarbrücker Architekturbüros, das unter anderem die Synagoge in Dresden geplant hat, war bereits die Mikwe gebaut worden.

Wie Gothart sagt, sehe die bisherige Planung vor, das Haus, das in den 60er Jahren „notdürftig wiederhergestellt und umgebaut wurde, weitgehend zu entkernen“. Der Innenraum der Synagoge wird wieder größer, lichter, ähnlich wie 1760, als die Gemeinde das Gebäude von den Markgrafen übernahm: „Damals war das ein von West nach Ost durchgehender Raum mit einer Empore. Der Großteil der Einbauten ist erst nach und nach gekommen.“

Die Fassade wird weitgehend so bleiben, wie sie heute ist. Nur der Eingang wird wieder auf die Westseite des Gebäudes verlegt. „So bekommen wir eine ganz neue Eingangssituation, so wie sie früher einmal bestanden hat.“ Nach der Sanierung der Synagoge wird das Dachgeschoss auf besondere Art nutzbar gemacht: „Wir werden im Dach einen gläsernen Raum einbauen, damit die Besuchern besondere Dachkonstruktion besichtigen können. Durch gläserne Linsen im Dach wird das Licht einfallen wie von einem Sternenhimmel“ – und die Möglichkeit eröffnen, „den einzigartigen Fund der Geniza zumindest in Teilen zu besichtigen“, sagt Gothart. Die über Jahrhunderte im Boden zwischen den Dachbalken abgelegten religiösen Schriften waren vor Jahren durch Zufall entdeckt und aufwendig katalogisiert worden.

Striedl geht von Sanierungsbeginn im Herbst aus

Wie Stadtbaureferent Striedl sagt, gehe er davon aus, dass die Sanierung der Synagoge im Herbst beginnen werde. „Gut eineinhalb Jahre dürfte es dauern, bis die Arbeiten abgeschlossen sind.“ In der Zeit werde die jüdische Gemeinde ins Iwalewa-Haus umziehen, das „voraussichtlich von 2016 bis 2018, wenn die Finanzierung klappt wie geplant, ebenfalls saniert werden soll“, wie Striedl sagt. Das wäre dann die letzte Phase auf dem Weg zum Kultuszentrum – mit Synagoge und Mikwe – auf der einen Seite der Münzgasse und dem Kulturzentrum der Gemeinde auf der anderen Seite.

Gothart: „Im Iwalewa-Haus möchten wir bereits , wenn wir in diesem Jahr umziehen, ein kleines Museum einrichten. Vermutlich in den Räumen der ehemaligen Jugendbücherei. Das soll natürlich ausgebaut werden, wenn wir dann alles nutzen können.“ Das Iwalewa-Haus – bis Ende des vergangenen Jahres von der Uni genutzt  – soll Ort der Begegnung, Ort der Geschichte werden. „Wir werden eine Grundausstellung haben, zu der unter anderem das komplett von 1760 bis 1933 erhaltene Archiv der Gemeinde gehört. Wechselnde Ausstellungen sollen das Angebot ergänzen und zusammen mit dem Kultusbereich für Besucher nicht nur aus Bayreuth und Oberfranken, sondern aus ganz Deutschland Anziehungskraft haben“, sagt Gothart.

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