Der "Drachenlord" zieht viel Hass auf sich
Der «Drachenlord» will Aufmerksamkeit und macht dafür Youtube-Videos. Manchmal streamt er sie, zeigt sich also live. Dabei zieht er auch viel Hass auf sich. Der Zuschauer, der ihm letztlich die Rettungskräfte auf den Hals hetzt, ist gerne im anonymen Teil des Internets aktiv - und nutzt es für viel Illegales. Volksverhetzung etwa, Verbreitung von Kinder- und Tierpornografie oder Ausspähen von Daten.
Kein Straftatbestand
Swatting ist in Deutschland kein eigener Straftatbestand; auf den Missbrauch von Notrufen steht maximal ein Jahr Haft. Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) hält es jedoch für denkbar, für Taten wie Cybermobbing, Hatespeech oder Sexting neue Straftatbestände zu schaffen. «Das sollten wir schon überlegen.» Es brauche zeitgemäße Werkzeuge, wesentlich dafür sei auch die Vorratsdatenspeicherung.
Den 25 Jahre alten Täter hat es in jener Nacht wohl auch gereizt, dem «Drachenlord» im Livestream dabei zuzusehen, wie er sich ärgert. Wie viele andere denkt er, er könne sich im Netz verstecken. Doch er irrt. Wie genau Staatsanwältin Reuß die Vorwürfe gegen ihn bestätigt hat, sagt sie nicht. Nur: «Mit Fleiß und ein bisschen Glück.»
Täter prahlte im Netz
Ihre Anklage war so gut ausgearbeitet, dass auch der Anwalt des Swatters sie lobt. Täter wie sein Mandant könnten ihre Taten verschleiern, und zwar gut, sagt Martin Gelbricht. Bis sie entdeckt werden. «Ihn hat man aber nicht erwischt, weil die Behörden besonders gut gearbeitet hätten, sondern weil mein Mandant nachlässig geworden ist.» Der 25-Jährige habe im Netz geprahlt mit seinen Taten - und dadurch Informationen über sich preisgegeben.
«Man hat hier einen Tätertypus, der aus einem vermeintlich sicheren Umfeld heraus - sprich von zuhause - mit technischem Know-How an einem wildfremden Ort anderen Leuten schadet», erläutert Gelbricht. Über das Motiv ist damit freilich nicht allzu viel gesagt. Der Richter hingegen findet in seiner Urteilsbegründung im Dezember eine wortgewaltige Antwort: Es sei erschreckend, wie jemand andere Leute mobbt, beleidigt und ihre Existenz gefährdet, nur damit er selbst einmal kräftig lachen kann.
dpa