Sumpfohreule: Ein extrem seltener Gast

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In der Wildvogelstation am Lindenhof lebt derzeit eine Sumpfohreule. Das vom Aussterben bedrohte Tier ist von einem Dobermann aufgestöbert worden. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Sie ist extrem selten. Und in Bayreuth dürfte sie gar nicht vorkommen. Dennoch wohnt eine Sumpfohreule derzeit am Lindenhof. In der Pflegestation für Wildvögel.

 
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Benannt wurde sie nach ihrem Lebensraum, Feuchtgebieten wie Sümpfen, Mooren und nassen Wiesen. Ihre kurzen Federohren sind nur dann zu sehen, wenn sie aufgeregt ist. Denn dann stellt sie sie auf. Weil weite Feuchtgebiete in Mitteleuropa rar geworden sind, gehört die Sumpfohreule heute laut Naturschutzbund zu den seltensten Brutvogelarten. In Europa wird die Sumpfohreule auf allen Roten Listen als "gefährdet" eingestuft. Die Vögel leben überwiegend in Nord- und Südamerika, auf einige Karibikinseln, im Südatlantik und Pazifik.

Auf der Durchreise

Das Exemplar, das in Bayreuth momentan gesund gepflegt wird, war vermutlich auf der Durchreise. Ein Dobermann stöberte die neben einem Schotterweg im Gras liegende Eule auf. Seit ungefähr zwei Wochen kümmert sich der Tierrettungsdienst Bayreuth um den Vogel. "Nur zirka 100 Brutpaare leben überhaupt noch in Mitteleuropa", meint Leiter Gerhard Schoberth. In Bayern sei die Sumpfohreule praktisch ausgestorben.

Extrem seltener Brutvogel

Helmut Beran, stellvertretender Geschäftsführer beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), besitzt genauere Informationen. "Die Sumpfohreule ist in Bayern ein extrem seltener Brutvogel. In Deutschland wird der Bestand auf weniger als 100 Brutpaare geschätzt." Der Wildvogel komme schwerpunktmäßig in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg vor. Im Großraum Bayreuth sei ihm keine Brut bekannt. Beran war selbst bis 2011 am Lindenhof tätig.

Überwintern in Bayern

In den vergangenen Jahren sei nur von vereinzelten Bruten und Brutversuchen im Bereich Nördlinger Ries und Donaumoos berichtet worden. "Etwas häufiger sind Beobachtungen von überwinternden Exemplaren in Bayern", sagt Beran. Zum Beispiel aus dem oberen Altmühltal oder dem Murnauer Moos. Der Vogel besiedele offene, baumfreie Bereiche, wie großflächige Niedermoore oder Dünengebiete im Küstenbereich.

"Eine kleine Sensation"

Dass der so wenig verbreitete Bodenbrüter in Bayreuth auftauchte, sei "eine kleine Sensation", so Beran. Denn er sei bei Weitem nicht so häufig wie etwa der Waldkauz, der Vogel des Jahres. Möglicherweise habe sich die Sumpfohreule an einem Zaun oder einer Stromleitung verletzt. Die intensive Landwirtschaft trage ebenso ihren Teil dazu bei, dass die Sumpfohreule beinahe ausgestorben sei. Üblicherweise baut sie ihr Nest am Boden, in Mooren, Dünen, im Röhricht, zwischen Gräsern und Stauden.

Familie der Ohreulen und Käuze

Die Sumpfohreule gehört zur Familie der Ohreulen und Käuze, informiert der Naturschutzbund. Sie sieht der Waldohreule ähnlich. Neben ihren kleinen Federohren sind ihre wichtigsten Kennzeichen ihre schwefelgelbe Iris und die schwarz umrandeten Augen im hellen Gesichtsschleier. Das Federkleid ist längsgerändert, oben schilffarben, unten weißgelb mit dunkelbraunen Flecken oder Strichen. Das Männchen ist an seinem Reviergesang erkennbar, es ruft "bu bu bu bu...". Das Weibchen dagegen macht mit "xschija"-Lauten auf sich aufmerksam.

Wühlmäuse als Hauptspeise

In der freien Natur frisst die Sumpfohreule hauptsächlich Wühlmäuse, selten Kleinnager und Kleinvögel. Am Lindenhof wurde der verletzte Vogel mit Hühnerherzen, Mäusen und Eintageskücken wieder aufgepäppelt. Die Wunde unter dem gebrochenen Flügel heilt langsam. Nach dem Absturz stand das Tier unter Schock. Die Tierhilfe übernahm die Notversorgung, die Tierarztpraxis Zartner operierte.

Noch sitzt das Tier scheu in seinem Käfig. Der Flügel wird jetzt von einem Nagel zusammengehalten. Wenn der Bruch geheilt ist, darf die Sumpfohreule wieder raus - und endlich weiterfliegen.

 

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