Sturm ist die größte Baustelle beim EHC

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Intensive Gespräche gab es zwischen Trainer Sergej Waßmiller (rechts) und Fedor Kolupaylo während der Vorsaison viele, doch seit sechs Wochen herrscht Funkstille. Die Rückkehr des jungen Stürmers zum EHC Bayreuth scheint aktuell eher unwahrscheinlich. Foto: Peter Kolb Foto: red

Nur noch wenige Tage bis zum Trainingsauftakt, am 1. August treffen sich die Spieler des EHC Bayreuth zu den ersten Fitnesstests. Doch von einem schlagfertigen DEL2-Kader ist der Aufsteiger noch weit entfernt. Dietmar Habnitt hat einige Sorgen, der Teammanager sieht noch zahlreiche offene Baustellen.

 
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Habnitts Wunschvorstellung ist klar: Drei Torhüter, acht Verteidiger und 13 Stürmer – und das ohne Förderlizenzspieler. „Talente von Kooperationspartner Nürnberg wären dann noch eine Zugabe zu unserem eigenen Kader“, sagt der Teammanager. Doch nur in einem Mannschaftsteil ist der EHC Bayreuth komplett.

Tor

Drei Spieler unter Vertrag: Tomas Vosvrada, Johannes Wiedemann, Julian Bädermann.
„Unser erstes Duo wird Vosvrada/Wiedemann heißen“, sagt Habnitt und sieht sein Team auf dieser Position „sehr gut“ aufgestellt. Zudem wird wohl der 21-jährige Friedrich Hartung seinen Vertrag noch verlängern. Nach Auskunft Habnitts seien nur noch Kleinigkeiten zu klären.

Doch was passiert dann mit Bädermann? „So leid es mir für Julian tut, wenn alles normal läuft, wird er wohl der U23-Regelung zum Opfer fallen“, sagt Habnitt. „Wir haben ihm mitgeteilt, dass er nur sehr geringe Chancen auf Einsätze hat.“ Die Rechnung ist einfach: Würde der 28-jährige Bädermann bei einer Verletzung von Vosvrada oder Wiedemann als Ersatzkeeper auf der Bank Platz nehmen, müsste einer der renommierten Ü23-Feldspieler auf die Tribüne. „Und das können wir uns nicht erlauben“, sagt Habnitt. 14 Ü23-Spieler dürfen pro Partie auf dem Spielberichtsbogen stehen.

Ein Abschied von Bädermann stehe aktuell aber nicht im Raum, das habe der Spieler bislang ausgeschlossen. „Wir sind auf der Suche nach Lösungen“, sagt Habnitt. „Trainieren kann Julian auf jeden Fall mit dem Team.“ Bädermann war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Verteidigung

Sechs Spieler unter Vertrag: Martin Heider, Christopher Kasten, Jozef Potac, Sebastian Mayer, Felix Linden, Jan Pavlu.
Zwei Spieler mehr brauche es in der Defensive schon, sagt Habnitt. Eine Lücke könnte mit Lukas Stettmer gefüllt werden. Doch bevor feststeht, ob der Youngster seinen Vertrag verlängert, müssen noch „einige Gespräche“ geführt werden. „Mehr Verteidiger werden wir bis Saisonstart nicht bekommen“, sagt Habnitt. Er hofft allerdings, dass noch Sponsorengelder akquiriert werden können, so dass spätestens im Oktober noch eine ausländische Defensivkraft zum Kader stößt. „Das sollte dann aber schon unser bester Verteidiger werden“, sagt Habnitt.

Sturm

Neun Spieler unter Vertrag: Marcus Marsall, Michal Bartosch, Fedor Kolupaylo, Andreas Geigenmüller, Ivan Kolozvary, Lukas Fröhlich, Dominik Piskor, Sergei Stas, Sebastian Busch.
Die Offensivabteilung ist das größte Sorgenkind. Sollte Fedor Kolupaylo nicht zum EHC zurückkehren, kann der Aufsteiger nicht einmal drei komplette Reihen stellen. Und die Rückkehr des jungen Russen steht mehr denn je in den Sternen. Zuletzt hatte der EHC vor etwa sechs Wochen Kontakt zu Kolupaylo, seitdem funktioniere seine Handynummer nicht mehr, berichtet Habnitt.

Er weiß nicht, wo sich der 20-Jährige aktuell aufhält: „Er erhält von uns aber definitiv keine Freigabe, außer ein anderer Verein zahlt eine Ablöse.“ Und ohne Freigabe könne ihn kein Verein unter Vertrag nehmen, da jeder Wechsel über den Weltverband laufen müsse – und dort ist Kolupaylo als Spieler des EHC gelistet. „Ich bin selbst gespannt, ob Fedor am 1. August auftaucht“, sagt Habnitt.

Reagiert hat der EHC auf die Querelen um den Aufstiegshelden bereits: Der Teammanager soll sich um die Verpflichtung eines starken und erfahrenen Kontingentstürmers bemühen. Dafür habe der Vorstand auch finanziell grünes Licht gegeben. Auf Nationalitäten schaut Habnitt dabei nicht, aber es sollte möglichst ein Center sein. Wenn Kolupaylo in der ersten Trainingswoche fehlt, soll sein Ersatzmann möglichst bald zum Kader stoßen.

Habnitt ist zudem zuversichtlich, dass bis zum Trainingsauftakt die Vertragsmodalitäten mit Michael Kuhn geklärt sind. „Er wird wohl bleiben.“ Ob dem EHC mit Johannes Feuerpfeil ein weiteres Talent erhalten bleibt, ist dagegen noch offen. Habnitt spricht von „schwierigeren Vertragsgesprächen“.

Mit Kuhn, Kolupaylo oder einem neuen Stürmer und ohne Feuerpfeil zählt der Tigers-Kader zehn Stürmer. „Eindeutig zu wenig“, sagt der Teammanager. „Ich vertraue unseren Spielern, aber mit diesem schmalen Kader kommen wir wohl schnell an unsere Grenzen. Wir bräuchten vor allem auch noch Spieler mit Erfahrung.“

Aktuell seien aber weder diese noch die Verpflichtung von Talenten realisierbar. „An mir sollen die Neuzugänge nicht scheitern. Aber aktuell steht zu wenig Geld zur Verfügung.“ Es müssten erst neue Sponsorengelder akquiriert werden. Das hat zuletzt auch Vorsitzender Matthias Wendel mehrmals öffentlich betont.

Habnitts Fazit

„Ich kann nur wiederholen, was ich vor einigen Wochen gesagt habe: Mit diesem Kader gehe ich mit Bauchschmerzen in die Saison“, sagt Habnitt. Zum einen sei die große Belastung auf die einzelnen Spieler – jeder müsse in jedem Spiel an seine Grenzen gehen – kaum stemmbar, zum anderen stelle schon der Trainingsbetrieb ein Problem dar. „Ab 3. August geht es aufs Eis, aber mit 17 Feldspielern kann man nicht vernünftig trainieren“, sagt Habnitt. „Allein für ein sinnvolles Trainingsspiel braucht man mindestens 20. Und aus unserem Nachwuchsbereich kann ich keine Spieler hochziehen, weil aktuell keiner da ist.“

Zudem läuft den Bayreuthern die Zeit mehr und mehr davon. Je näher der Saisonbeginn rückt, um so schwerer wird es, Spieler zu finden, die sportlich, menschlich und finanziell ins Anforderungsprofil passen. „Viele gute deutsche Spieler sind da nicht mehr auf dem Markt“, sagt Habnitt.

Wichtig sei auch, dass die Mannschaft die sechswöchige Vorbereitungsphase gemeinsam absolviere. „Wir müssen über die Fitness und das Kollektiv kommen.“ Und um hier bestmöglich vorbereitet zu sein, zähle jeder gemeinsame Trainingstag. Da sei es durchaus problematisch, wenn Spieler erst später zum Kader stoßen. „Schließlich müssen die Laufwege einfach stimmen, jeder muss mit der Taktik vertraut sein – und alle sollten auf dem gleichen Fitnessstand sein.“

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