Stuhlprobe überführt Tresorknacker

So sieht eine Untersuchung einer Stuhlprobe im Labor aus. Foto: Christian Charisius dpa/lno Foto: red

Ob vor Aufregung, wegen einer Magen-Darm-Verstimmung oder aus einem ganz anderen Grund - es wird vermutlich nie ganz zu klären sein, warum der Chef einer Diebesbande ausgerechnet am Tatort sein großes Geschäft verrichtete. An die Folgen hat er vermutlich nicht gedacht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sein etwas sorgloser Umgang mit einem menschlichen Bedürfnis könnte einem mutmaßlichen Bandenchef und seinen Kumpanen zum Verhängnis werden. Der Mann verrichtete unweit des Tatorts seine Notdurft - anhand der «Stuhlprobe» und damit seiner DNA konnte er identifiziert werden.

Vor dem Landgericht München II begann am Dienstag der Prozess gegen ihn und fünf weitere mutmaßliche Bandenmitglieder aus Kroatien und Serbien, die nach Ansicht der Anklage im Großraum München und in Baden-Württemberg ihr Unwesen trieben. Die fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 35 und 55 Jahren hatten es vor allem auf Tresore in Hotels und Restaurants abgesehen und dabei Geld in sechsstelliger Höhe erbeutet.

Abgleich mit Zentralregister überführt Kroaten

Dabei kamen die Ermittler dem mutmaßlichen Bandenchef Edvin D., einem 40 Jahre alten Gartenarbeiter aus Kroatien, auf kuriose Weise auf die Schliche: Beim Aufbruch eines Tresors, den er im Juni 2015 mit einem Komplizen aus einem Hotel in Rottach-Egern (Landkreis Miesbach) gestohlen haben soll, verspürte der Chef offenbar ein so dringendes Bedürfnis, dass er sich gleich auf der grünen Wiese unmittelbar am Tatort erleichterte. Damit erleichterte er aber auch den Ermittlern die Arbeit. Denn die hatten nun eine perfekte DNA-Spur - ein Abgleich mit dem Zentralregister ergab einen Treffer.

Seit dem Bekanntwerden der Tat werden die Tresordiebe aus naheliegenden Gründen zuweilen auch die «Panzerkacker» genannt. Eine Tageszeitung berichtete unter diesem Titel und druckte sogar eine Zeichnung von dem nächtlichen Vorfall am 21. Juni 2015 am Tegernsee.

Die weiteren Ermittlungen führten schließlich zu der kompletten Diebesbande, die seit Dienstag vor Gericht steht. Neben schwerem Bandendiebstahl lautet der Vorwurf auf versuchte Anstiftung zum Totschlag, weil einer der Täter nach Ansicht der Anklage seine Ex-Frau habe töten lassen wollen.

Die Staatsanwältin schilderte am Dienstag detailliert die 24 Einbrüche und Tresoraufbrüche, die die Bande begangen haben soll. Dabei erbeutete sie rund 171 000 Euro und richtete erheblichen Sachschaden an. Außerdem soll der Angeklagte Lazar D. (45) seine Schwester in Serbien telefonisch beauftragt haben, seine Noch-Ehefrau «erledigen» zu lassen, sagte die Staatsanwältin. Angeklagte und Verteidiger haben sich bisher noch nicht geäußert. Es sind 14 Verhandlungstage vorgesehen.

dpa

Autor