Studiobühne: Start mit "Sommernachtstraum"

Von Michael Weiser
Verdammt lang her: 1983 zeigte die Studiobühne den „Sommernachtstraum“ von Shakespeare zuletzt, damals mit Alexandra Engelbrecht als Titania und Miko Flegel als Zettel. Foto: Wolfgang Lammel/Archiv Foto: red

Die Studiobühne startet in die Freiluftsaison: Am Samstag feiert Shakespeares "Sommernachtstraum" im Römischen Theater Premiere - unter vermutlich nicht allzu sommerlichen Bedingungen, aber mit guter Laune. Verspricht zumindest Regisseurin Marieluise Müller.

 
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Reden wir zur Abwechslung doch mal nicht über Kultur. Reden wir über das Wetter, das an manchen Tagen wie die Fortsetzung des Winters mit anderen Mitteln wirkt und insgesamt sehr unerfreulich ist.

Von dieser Feststellung an kann man machen, was man will, man landet nun doch wieder bei der Kultur, denn natürlich hat das Wetter auch mit den Künsten zu tun, manchmal sogar im guten Sinne. Es verdirbt den Leuten den Biergartenbesuch und die Wanderlaune und macht ihnen möglicherweise den Aufenthalt in Museen oder Konzerthallen schmackhaft. Für die Akteure auf Freilichtbühnen jedoch ist es – eine Katastrophe.

Tapfere Schauspieler

Marieluise Müller befindet sich mit ihrem Team auf der Schlussgerade vor einem Premierenabend. Am Samstag, 4. Juni, will sie mit der Studiobühne William Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf die Bühne im Römischen Theater der Eremitage bringen. Und die Vorhersagen sind nicht gut, so wie es die vergangenen Tage auch nicht waren. Die Beleuchtungsprobe etwa wurde zum Härtetest, bis vier Uhr morgens probierte man bei eben so vielen Plusgraden. Die Hauptprobe musste gleichfalls verschoben werden, ein organisatorischer Kraftakt bei der Studiobühne, deren Schauspieler üblicherweise überwiegend Laien sind und sich darob auch noch um einen Beruf kümmern müssen. Etwas erträglicher soll es für die Zuschauer sein, auch wen sich am Samstag möglicherweise wieder die Schleusen des Himmels öffnnen. „Wenn man nichts mehr versteht, weil es einfach zu laut aufs Dach regnet, dann unterbrechen wir vielleicht. Aber unsere Spieler sind tapfer", versichert Regisseurin Müller. "Und es haben alle richtig gute Laune, was in diesem Stück auch wichtig ist."

Zu Ehren des größten Dramatikers

Im Shakespeare-Jahr – seit genau 400 Jahren weilt der größte aller Dramatiker nicht mehr unter den Lebenden – ist ein Shakespeare-Stück natürlich Pflicht. Die Regisseurin hat freilich auch noch persönliche Gründe, Shakespeares vielleicht meistgespieltem Drama eine weitere Fassung der Studiobühne hinzuzufügen. Der „Sommernachtstraum“ ist ein schönes Stück, klar, mit „unglaublich vielen Facetten, so dass man es zehn Mal anschauen kann und doch immer etwas neues entdeckt“, wie Müller findet.

Vor allem aber ist die Aufführung so etwas wie eine Zeitreise in ihre eigene Theatergeschichte. Sie hat die Zauberkomödie schon in Köln inszeniert, in Ingolstadt auch, vor allem aber hat sie es auch schon mal mit der Studiobühne gemacht. „Am selben Ort“, sagt sie, „vor 33 Jahren, eine echt schöne Erinnerung. Hyppolita, die ja als Kriegsbeute an den Athener Hof kommt und verheiratet wird, trägt an ihrem Schicksal so schlimm, dass sie sich in Puck verwandelt und den Menschen üble Streiche spielt.“ Auch in der neuen Fassung ist Puck der eigentliche Wortführer, der erneut feststellen muss, dass die Menschen aus dem Krieg nichts gelernt haben und somit weiter zu Zank und Streit neigen. „Ja, und da gerät die Natur durcheinander, ein Donnerwetter sollte dreinschlagen, so lebensecht aber wollten wir es gar nicht haben.“

Eine Pause von 33 Jahren

Im Jahre 1983 war der „Sommernachtstraum“ zum letzten Mal bei der Studiobühne zu sehen. In dieser Zeit hat sich eine Menge getan, auch im Verhältnis der Geschlechter. Handwerker gibt es nicht mehr, dafür Hofdamen aus der Markgrafenzeit, die sich an einem eigenen Stück über Pyramus und Thisbe versuchen wollen. „Meine Handwerker sind Frauen, und die werden in Männer verwandelt“, sagt Müller. Auch in andere Rollen hat sie eingegriffen, etwa in die des indischen Knaben. Davon wollen wir aber nicht weiter reden, in der Hoffnung, dass der Regen nicht so hart aufs Dach trommeln wird, dass die Zuschauer ohnehin keine Chance mehr haben, irgendetwas vom auf der Bühne Gesagten zu verstehen.

INFO: Termine: 4., 9., 11., 14., 17., 18., 22., 23., 25. und 28. Juni, jeweils 20 Uhr. Weitere Termine im Juli. Die nächste Premiere: „Des Kaisers neue Kleider“, Sonntag, 12. Juni, 17 Uhr.

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