Seltsam aber komisch – Zwei Versionen für unterschiedliche Wetterlagen Studiobühne spielt "Gott" von Woody Allen

Von Andreas Dittmann
Man kann schon mal verwirrt sein: Wer ist hier wer, und was hat es mit der Kiste Ouzo auf sich? Foto: Studiobühne Foto: red

Woody Allens Stück „Gott“ aus dem Jahr 1978 ist eine Farce über das Theater, das Leben, Gott und den ganzen Rest. Eine Parodie auf das antike Schauspiel und moderne Stücke gleichermaßen. Wirklichkeit und Fiktion überlagern sich, verschwimmen, werden eins und trennen sich wieder. Einen richtigen Anfang gibt es nicht, denn das Publikum besteht auch nur aus Schauspielern. Das gefällt entweder - oder ganz und gar nicht.

 
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"So ein blödes Stück. Wenn ich ins Theater gehe, möchte ich etwas mit Handlung sehen“, brüllt der Mann aus dem Publikum. „Mit einem Anfang, einer Mitte und einem Schluss!“

Ja, dieser Schluss. An dem hapert’s gewaltig. Daran hat Hepatitis, antiker Autor, heftig zu knabbern. Es mag ihm einfach nichts Gescheites für sein Stück einfallen. Auch die mehr oder weniger hilfreichen Tipps seines Hauptdarstellers Diabetes bringen ihn nicht voran. Dabei ist doch schon gleich der Dramatik-Wettbewerb und es gibt eine Kiste Ouzo zu gewinnen. Jetzt kann eigentlich nur noch einer helfen: Der Gott aus der Maschine.

Woody Allens Stück „Gott“ aus dem Jahr 1978 ist eine Farce über das Theater, das Leben, Gott und den ganzen Rest. Eine Parodie auf das antike Schauspiel und moderne Stücke gleichermaßen. Wirklichkeit und Fiktion überlagern sich, verschwimmen, werden eins und trennen sich wieder. Einen richtigen Anfang gibt es nicht, denn das Publikum besteht auch nur aus Schauspielern. Die Souffleuse zischt irgendwann weinend ab, weil sich die Schauspieler über den Text beschweren und der Autor höchstpersönlich ruft an und möchte doch bitte Bescheid bekommen, wenn ein ordentlicher Schluss gefunden wurde. Das ist alles genauso verwirrend und absurd, wie es klingt.

Die Truppe der Studiobühne unter der Regie von Birgit Franz kriegt dieses Chaos recht gut unter Kontrolle. Das liegt vor allem am dominierenden Spiel der beiden hervorragenden Hauptdarsteller Gordian Beck und Dominik Kern. Als Diabetes und Hepatitis gehört ihnen vor allem der erste Teil. In fast schon comichafter Weise schneiden sie Grimassen, gucken blöd aus der Wäsche und bitten das Publikum um Hilfe. Zusammen mit Claudia Iberle als scharfe Doris Huber („fiktiv und aus Rosenheim“) streiten sie über Philosophie, künstlerische Freiheit und natürlich Sex.

Danach wird es noch absurder und komischer. Immer mehr Personen betreten und verlassen die Bühne, darunter eine abgestochene Frau aus Bayreuth, die Schicksalsgötter als amerikanische Touristen und Blanche DuBois aus Tennesse Williams „Endstation Sehnsucht“. Hepatitis’ Stück wird aufgeführt und endet im totalen Chaos: Die Gottesmaschine, eine Art Technotruck für die Love Parade, gibt den Geist auf, Zeus stürzt und stirbt.

Gott ist tot. Was für ein doofes Ende, findet Hepatitis. Und auch Diabetes gibt zu, dass man das noch mal überdenken sollte.

Die Künstler der Studiobühne schaffen es nicht immer, mit Woody Allens Stück zurecht zu kommen, manchmal entgleitet es den Darstellern fast. Gerade, wenn am Ende alle elf Schauspieler auf der Bühne umeinander rennen, wird es für den Zuschauer schlicht unübersichtlich.

Da ist es gut, dass das Bühnenbild recht schlicht gehalten wurde. Der durchweg guten Schauspielleistung sei es gedankt, dass das Stück nie lächerlich wirkt. Auch, wenn mancher Kalauer noch älter ist als das Stück selbst. Am Ende bleibt ein unterhaltsamer Abend voller absurder Comedy.

„Gott“ wurde in zwei Versionen eingeprobt. Wenn es zu kalt ist: eine für drinnen, auf der Hauptbühne. Bei gutem Wetter: eine für draußen, im Amphitheater. Dafür hat sich das Team der Studiobühne wirklich eine Kiste Ouzo verdient. Yia mas!

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