Von Otto Lapp Studie: Uns geht’s hier noch gut

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Wer in Oberfranken lebt, kann sich noch einiges leisten, selbst wenn er wenig verdient. Foto: dpa Foto: red

Wissenschaftler haben in einer Studie belegt, dass man sich auch mit wenig Geld in Oberfranken etwas leisten kann. Die Preise sind günstig. Das senkt auch das Risiko, hier arm zu werden.

 
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Ist die Wahrheit noch so banal, so richtig glauben wollen es die Leute erst, wenn sie eine Studie in den Händen halten. Eine dieser Banalitäten heißt. München ist ein teures Pflaster. Die zweite Banalität: In Oberfranken lässt sich’s leben. Die Studie dazu hat jüngst das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln vorgelegt.

Hochbezahlte Ökonomen sind der Frage nachgegangen, ob denn diese banalen Wahrheiten stimmen können. Alle Oberfranken dürfen seitdem beruhigt aus dem Biergarten nach Hause gehen: Ihnen geht’s gut. Dass sie nach dem Verzehr von einem Brotzeitteller und ein paar Bier verarmen, ist äußerst unwahrscheinlich. In Zahlen ausgedrückt: In München beträgt das Risiko, arm zu werden, 37 Prozent, hier bei uns nur um die zehn Prozent.

Vergleichsweise sieht es hier richtig rosig aus, da kann man sich glatt ein Bier zusätzlich leisten. Auch das war schon längst bekannt, aber bitteschön, die Wissenschaftler haben nachgerechnet: Wer in der Weltstadt mit Herz fast 1100 Euro pro Monat hat, kann sich dort schon fast nichts mehr leisten.

„Kaufkraftarm“ ist der Fachbegriff dafür. Wer hier den gleichen Betrag hat, lebt auch nicht gerade im Luxus, aber er kann sich trotzdem einige der schönen Dinge des Lebens leisten. Erst bei einem Betrag zwischen 800 und 900 Euro im Monat wird’s in Oberfranken eng.

Natürlich gibt es auch hier viele Menschen, die wegen ihrer Armut vom Leben ausgeschlossen sind. Dazu gehören vor allem Langzeitarbeitslose und alleinerziehende Mütter. Das kann auch die beste Studie nicht schönreden. Aber es gilt die Gesamtheit der Möglichkeiten, und um die ist es in Oberfranken nicht schlecht gestellt. Zwar verdienen die Münchner mehr, aber was nützt das Oktoberfest, wenn man sich wegen der hohen Miete kein Bier leisten kann? Das ist beim Bayreuther Bürgerfest genauso drin wie in Forchheim beim Annafest.

Doch die Leute suchen sich ihren Wohnort nicht nach den kleinen Bierpreisen aus, sondern unter anderem nach den Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die sind zwar in Oberfranken nicht so schlecht, wie sie immer geredet werden, aber im Großraum München sind sie deutlich besser. Das könnten die Mitarbeiter von BAT in Bayreuth bald zu spüren bekommen, wenn das Werk größtenteils schließt. In der näheren Umgebung gibt es einfach nicht die Möglichkeiten, die eine Großstadt hat.

Insofern ist es zwar schön, wenn wir Oberfranken es endlich wissenschaftlich erwiesen und schwarz auf weiß haben, dass sich’s hier günstig leben lässt. Aber noch schöner wäre es, wenn die Zahl der Arbeitgeber hier noch mehr ansteigen würde. Dann würde das Bier noch besser schmecken, vorausgesetzt, es bliebe so günstig.

otto.lapp@nordbayerischer-kurier.de

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