Nach Angaben der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, die die Umfrage gefördert hat, handelt es sich um die erste bayernweite Studie dieser Art. 1731 bayerische Haushalte wurden dazu befragt. Hintergrund sei die steigende Zahl rechter Straftaten in Bayern und das veränderte Profil der Täter, die oft nicht mehr aus der einschlägig bekannten, rechtsextremen Szene stammten.
Reaktionen auf die Studie:
Regionalbischof Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern: "Gesamtgesellschaftlich treibt uns um, dass das „Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland“ gepaart mit einem „Misstrauen in die politischen Institutionen“ zu den wichtigsten Gründen der Herausbildung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gehören. Hier stehen uns allen, Politik, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft, große Aufgaben bevor."
Dr. Martin Schneider, Diözesanrat der Katholiken der Erzdiözese München und Freising: "Wir nehmen das Ergebnis sehr ernst. Aus Angst um die eigene Identität andere abzuwerten, ist nicht christlich. Wenn gegen Fremde gehetzt wird, dann wird gegen Jesus gehetzt. Keine Nuance des Hasses darf hingenommen werden. Nicht zuletzt die hohen Werte in der Muslimenfeindlichkeit erschrecken uns. Der interreligiöse Dialog muss verstärkt werden, um Ängste und Vorurteile abzubauen."
Mehr dazu:
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit - was ist das und wie äußert sie sich? (bpb)
Bereits 2012 gab es an der Universität Bielefeld ein Forschungsprojekt dazu. Infos dazu gibt es Publikationen hier, hier und hier.
Lesen Sie dazu auch einen Kommentar von unserem Politikredakteur Peter Rauscher
Menschenfeinde
Die Bayern ein Volk von Menschenfeinden? So weit gehen auch die Soziologen der Universität München nicht, die nun ihre erste Studie über „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ im Freistaat vorgelegt haben. Aber die Ergebnisse sind schon alarmierend für eine freiheitlich-liberale Gesellschaft, wie sie Bayern angeblich hat. Mehr als die Hälfte der Bayern sind demnach kritisch bis ablehnend gegenüber dem Islam eingestellt, jeder Dritte gegenüber Flüchtlingen, Langzeitarbeitslosen, Sinti und Roma, rund jeder Fünfte gegenüber Juden oder Homosexuellen.
Giftige Mischung aus Ängsten, Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit
So stellt man sich eine offene Gesellschaft nicht vor. Hinter der bürgerlichen Fassade, so legen diese Zahlen nahe, verbirgt sich in vielen Fällen eine giftige Mischung aus Ängsten, Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit. Das Erstarken rechter Parteien scheint aus diesem Befund gut erklärbar. Man wundert sich allerdings, dass es dazu erst die Flüchtlingskrise brauchte und Bayern und Deutschland jahrzehntelang als Muster bürgerlicher Demokratie, geläutert vom Nationalsozialismus, gelten konnten, in der Extremisten von links wie rechts keine Chance hatten. Sind wir nicht mehr die, die wir mal waren?
Die Studie gibt darüber keine Auskunft, denn Vergleichszahlen mit früheren Jahren liegen nicht vor. Und sind die Autoren ihrem Anspruch wirklich gerecht geworden, „Menschenfeindlichkeit“ zu enttarnen? Ist es menschenfeindlich, wenn man der These nicht zustimmt: „Die muslimische Kultur passt gut nach Deutschland“?
Im Eifer übers Ziel hinausgeschossen
Es scheint, als wären die Studienautoren in ihrem Eifer übers Ziel hinausgeschossen. Und das ist schade. Denn methodische Schwächen untergraben die Glaubwürdigkeit und machen es denen einfach, die den alarmierenden Befund gar nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Wer 56 Prozent der Menschen in Bayern den Stempel „Menschenfeind“ aufdrückt, drängt sie förmlich in die Arme rechter Extremisten.