Stromtrasse: Bayreuth wahrscheinlich raus

Von Moritz Kircher
Tennet am 23.06.2015. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Landkreis Bayreuth von der Gleichstromleitung Südostlink betroffen sein wird, ist kleiner geworden. Wie der verantwortliche Übertragungsnetzbetreiber Tennet am Dienstag bekannt gab, führt seine erste Wahl für die Hunderte Kilometer lange Leitung von Sachsen-Anhalt in den Süden Bayerns über das östliche Fichtelgebirge.

 
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Lex Hartman, Mitglied der Tennet-Geschäftsführung, sagte: „Wir haben jetzt einen Korridorvorschlag identifiziert, mit dem wir in das Genehmigungsverfahren gehen." Über eine umfassende Bürgerbeteiligung sei ein Variante für die Gleichstromleitung gefunden worden die "die Region möglichst wenig belastet und die Hinweise der Bürger vor Ort mit berücksichtigt". Der sogenannte Vorzugskorridor führt über Hof und die Region Wunsiedel und dann östlich von Grafenwöhr, Amberg und Regensburg zum Zielpunkt - dem Kernkraftwerksstandort Isar bei Landshut.

Eine Alternative führt immer noch über den Landkreis Bayreuth

Doch damit ist der Landkreis Bayreuth nicht endgültig aus dem Rennen. Denn Tennet muss nicht nur einen Vorzugskorridor ermitteln und bei der Bundesnetzagentur zur Genehmigung einreichen. Der Netzbetreiber muss auch Alternativen vorschlagen. Und eine dieser Alternativen führt nach wie vor östlich an Bayreuth vorbei. Es ist die bereits bekannte Trassenführung die über Bad Bernecker, Bindlacher und Weidenberger Gebiet nach Speichersdorf und von dort nach Süden führt.

Bisher standen die beiden Alternativen gleichwertig nebeneinander. Durch die Entscheidung von Tennet für den Vorzugskorridor über das östliche Fichtelgebirge sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Landkreis Bayreuth von der Leitung, die komplett unterirdisch gebaut werden soll, betroffen sein wird. Die jetzigen Vorschläge seien, so Hartmann, "über die umfassendste Bürgerbeteiligung, die es je für ein Netzausbauprojekt in Bayern gab", erarbeitet worden. Die Vorarbeiten für Südostlink seien damit abgeschlossen, sagt der Tennet-Geschäftsführer.

30 Infotermine für potenziell betroffene Bürger

Nun ist die Bundesnetzagentur am Zug. Tennet will die erforderlichen Anträge in den nächsten Tagen dort einreichen. Denn beginnt das offizielle Planverfahren für die Gleichstromleitung, die sogenannte Bundesfachplanung. Erst am Ende dieses Verfahrens, das sich über Monate hinziehen wird, legt die Netzagentur fest, welcher Korridor für den Neubau der Stromleitung genutzt werden wird. Zwischen dem 15. März und dem 6. April will Tennet den potenziell betroffenen Menschen entlang der Leitungsvarianten die Pläne bei 30 Terminen vorstellen.

Bis die Leitung dann in Betrieb geht, wird es Jahre dauern. Tennet gibt aktuell das Jahr 2025 für die Fertigstellung an. Dann solle Strom aus den windreichen Regionen Ostdeutschlands in den Süden Bayerns transportiert werden. An dieser Darstellung hatte sich in der Vergangenheit heftige Kritik entzündet. Bürgerinitiativen laufen schon seit Jahren Sturm gegen die Leitung. Ihre Argumente: Die Leitung sei nicht notwendig, um die Stromversorgung Bayerns sicherzustellen. Und sie diene nicht vorrangig dem Transport von sauberem Windrstrom, sondern sichere die Stromabnahme für die ostdeutschen Kohlekraftwerke.

Staatsregierung mit dem Erdkabelkompromiss zufrieden

Zuerst hatte sich die bayerische Staatsregierung - allen voran Ministerpräsident Horst Seehofer - an die Spitze des Protestes gestellt. Doch dann änderte sich alles. Die Zuständigkeit ging vom Dortmunder Netzbetreiber Amprion an das Bayreuther Unternehmen Tennet über. Und die ursprünglich als Freileitung geplante Trasse soll nun komplett unterirdisch gebaut werden. Für die Staatsregierung war das ein tragbarer Kompromiss. Sie gab ihren Widerstand gegen das Projekt, das durch ein Bundesgesetz festgeschrieben ist, auf.

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