Bund Naturschutz und Bauernverband warnen Stromtrasse: Auch Erdkabel umstritten

Von Peter Engelbrecht
Die Luftlinie ist eine Planungshilfe für die neue Südostlink-Stromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern. Die Linie entspricht nicht dem wirklichen Verlauf der Leitung. Karte: Bundesnetzagentur Foto: red

Die geplante Erdverkabelung der Südostlink-Stromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Ohu bei Landshut stoßen beim Bund Naturschutz, bei Aktionsbündnissen und beim Bauernverband auf Kritik. Am Montagabend sollen Landtags- und Bundestagsabgeordnete vom Netzbetreiber Tennet über den möglichen Verlauf der Stromautobahn informiert werden, Ende der Woche dann die Öffentlichkeit.

 
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Für Klimaschutz und Atomausstieg seien keine neuen Stromautobahnen notwendig, erklärte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern. Wichtiger seien vielmehr mehr Energiesparen, mehr Energieeffizienz und der naturverträgliche Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dafür müssten dezentrale Energiestrukturen aufgebaut werden, forderte Weiger. "Eine zentralistische Netzausbauplanung ist der falsche Weg. Neue überregionale Übertragungsnetze, wie die Gleichstromtrassen Südlink und Süd-Ost, sind eine energiepolitische Sackgasse", betonte Weiger. Die geplante Trasse Südlink soll ebenfalls mit Erdkabel von Wilster in Schleswig-Holstein bis Grafenrheinfeld in Unterfranken führen. Der Bund Naturschutz forderte ein Planungsmoratorium und eine Fortführung der Diskussion über die Berechtigung des Baus dieser Gleichstromtrassen.

Raab: Besser als 85 Meter hohe Masten

Der geplante überdimensionierte Übertragungsnetzausbau in Deutschland sei der Todesstoß für die dezentrale Energiewende, warnte Matthias Grobleben, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen die Südost-Trasse. Auch Uwe Raab, Bürgermeister von Pegnitz und Vorsitzender des „Vereins gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost“, ist der Überzeugung, dass eine Stromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern nicht notwendig ist. Sollte die Trasse allerdings kommen, sei eine Erdverkabelung besser als 85 Meter hohe Masten, wie ursprünglich geplant. Der Verein, dem mehr als 70 Kommunen beigetreten sind, werde auf das Einhalten der vorgeschriebenen Geradlinigkeit der Südostlink-Trasse zwischen Sachsen-Anhalt und Ohu bei Landshut achten. Wichtig sei auch, das Erdkabel möglichst tief zu verlegen, um eine Strahlenbelastung zu reduzieren. Auch ein St.-Florians-Prinzip beim Trassenverlauf dürfe es nicht geben.

Bauernverband fordert Entschädigung

Der Bayerische Bauernverband fürchtet Nachteile durch die Erdverkabelung. Die Landwirte sorgen sich, dass dadurch gravierende Eingriffe in den Boden und seine Strukturen zu erwarten seien. "Das Gleichstromkabel in der Erde führt zu einer Erwärmung des Bodens. Diese Eingriffe können zu dauerhaften Produktionseinbußen auf landwirtschaftlichen Flächen führen", warnte Wilhelm Böhmer, Direktor des Bayerischen Bauernverbandes für Ober- und Unterfranken. Bei Strommasten könne die landwirtschaftliche Fläche normal genutzt werden, bei einer Erdverkabelung sei ein 35 bis 40 Meter Streifen betroffen, erläuterte Böhmer. "Das ist ein größerer Straßenbau", zog er einen Vergleich.

"Erdkabel ist keine optimale Lösung für die Bauern", lautete sein Fazit. Nach dem Verlegen eines Erdkabels sollten die betroffenen Bauern eine Entschädigung für die Nutzungseinschränkung erhalten. Auch Böhmer hegte Zweifel, ob die großen Gleichstromleitungen notwendig sind. "Wenn man Energie auf regionaler Ebene erzeugt, könnte man sicherlich auf die eine oder andere Leitung verzichten." 

Ackerbau möglich

Nach Aussage des Netzbetreibers Tennet ist eine Erdkabeltrasse je nach Übertragungskapazität 20 bis 40 Meter breit und müsse komplett freibleiben von tiefwurzelnden Pflanzen. Ackerbau und Viehhaltung seien zwar möglich, aber mit Einschränkungen. Denn bei Störungen müssen Notfalltrupps die Trasse jederzeit aufgraben können.