Streusalz im Naturschutzgebiet

Von Andreas Gewinner
Der Fichtelsee (Archivbild vom März 2016) ist bei jedem Wetter einen Ausflug wert. Am vergangenen Sonntag wurde rund um dem See Tausalz gestreut, auch im nördlichen Teil, der Naturschutzgebiet ist. Doch das hatte einen triftigen Grund. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Ungewöhnlicher Winterdienst am Fichtelsee: Der Rundweg um den See, der auch durch das geschützte Fichtelseemoor führt, wurde am Sonntag mit Tausalz gestreut. Doch dafür gab es einen triftigen Grund.

 
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Am Sonntag war der Weg rund um den Fichtelsee gut besucht. Unter anderem führte hier eine geführte Wanderung im Rahmen des deutschen Winterwandertages („Auf historischen Wegen zum Silberhaus“) vorbei. Ein Besucher berichtet, dass der Weg um den Fichtelsee am Sonntagmittag sehr glatt gewesen sei, viele der häufig älteren Spaziergänger seien absichtlich im tiefen Schnee neben dem Weg gelaufen, um der Glätte auszuweichen. In den Tagen des fünftägigen Winterwandertages sind die Temperaturen am Ochsenkopf mehrfach um den Null-Grad-Punkt gependelt, was leider ideale Voraussetzung für Glatteis ist.

Das Unvermeidliche geschieht

Das scheinbar Unvermeidliche geschieht: Einer der Teilnehmer der geführten Winterwanderung, nach Kurierinformationen ein älterer Mann in den 50ern aus dem Raum Erlangen, stürzt schwer. Er wird mit Verdacht auf Knochenbruch zum Röntgen mit einem Krankenwagen nach Bayreuth gefahren. Doch kurz nach der Abfahrt kehrt der Krankenwagen wieder um, um ein zweites Glatteisopfer in Neubau einzuladen – allerdings nicht vom Fichtelsee. Kurz darauf streut ein Fahrzeug des gemeindlichen Bauhofs den Weg mit Salz.

Bürgermeister Georg Ritter bestätigt den Vorgang auf Nachfrage. Der Bauhof habe, wie in solchen Situationen üblich, kurzfristig entschieden und gehandelt, ohne ihn vorher zu fragen, zumal es ein Sonntag war. Ritter steht voll und ganz hinter der Entscheidung seiner Leute. Er räumt aber auch ein, dass das Streuen mit Salz am Fichtelsee ein Novum war und Ausnahme bleiben soll. „Normalerweise streuen wir in Ausnahmefällen Split, nämlich dann, wenn eine größere Veranstaltung am Fichtelsee und entsprechende Temperaturen aufeinandertreffen.“ Dass es diesmal Salz war, habe daran gelegen, dass der Streuer erst zeitraubend vom Salz entleert und mit Split hätte befüllt werden müssen, und die Zeitfrage war kritisch angesichts der Glätte und der vielen Menschen am Fichtelsee. Überdies sei die geringstmögliche Dosierung am Salzstreuer eingestellt gewesen, so Ritter.

Streusalz ist nicht verboten

Im nördlichen Teil des Fichtelsees führt der Rundweg direkt durch und auf Holzstegen über das geschützte Fichtelseemoor. Im Landratsamt – das auch Sitz der Unteren Naturschutzbehörde ist – sieht man den ausnahmsweisen Salzeinsatz indes nicht kritisch. Die Naturschutzgebietsverordnung enthalte kein explizites Streusalzverbot, überdies habe es sich um einen befahrbaren Weg und konkrete Gefahr für Leib und Leben gehandelt, so Pressesprecher Michael Benz. Außerdem laufe das mit Streusalz versetzte Wasser von der B 303 auch ins Fichtelseemoor.

Stimmt nicht ganz. Vor ein paar Jahren hatte das Staatliche Bauamt Bayreuth eine Drainage für das Wasser von der B 303 angelegt, die das Salzwasser ableitet, letztlich direkt in den Fichtelsee, aber eben nicht ins Moor. Der Forstbetrieb Fichtelberg hatte mit dem Verschluss von alten Entwässerungsgräben eigene Maßnahmen zur Erholung des Fichtelseemoors getroffen.

Der am Fichtelsee Gestürzte, der den ungewöhnlichen Streueinsatz ausgelöst hatte, ist übrigens nach Kurierinformationen ohne gebrochene Knochen davongekommen.

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