Nachträgliche Sperre: VER wirft EHC blinden Aktionismus vor Streit zwischen VER Selb und EHC Bayreuth

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Die Schiedsrichterentscheidungen erregten beim Derby zwischen Selb und Bayreuth mehrmals die Gemüter: Hier musste Dennis Thielsch (rechts) seinen Trainer Sergej Waßmiller zurückhalten. Foto: Wiedel Foto: red

Das letzte Oberfrankenderby zwischen dem VER Selb und dem EHC Bayreuth (7:2) hat ein Nachspiel: Nachträglich wurde der Selber Tim Schneider gesperrt. Die Selber sprechen von einem Skandal, den die EHC-Verantwortlichen zu verantworten haben.

 
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„Das zuletzt immer besser werdende Verhältnis der beiden Vereine ist nachhaltig beschädigt", sagt VER-Vorsitzender Jürgen Golly. „Wir sind maßlos verärgert – und das ist noch harmlos ausgedrückt. Wir haben kein Verständnis für diese Aktion des EHC."

Die Bayreuther hatten eine Spielszene nach Ende der Partie per Zusatzangabe auf dem Spielberichtsbogen beim Deutschen Eishockeybund (DEB) angezeigt. Im ersten Drittel des Derbys am 7. Februar fuhr Tim Schneider einen Check gegen Bayreuths Kevin Altmann, der daraufhin sichtlich benommen auf dem Eis saß. Schiedsrichter Stefan Franz ließ weiterlaufen. Erst in der nächsten Unterbrechung erkundigte sich der Unparteiische nach dem Gesundheitszustand Altmanns. Und genau diese Nachlässigkeit hat Bayreuth beim Verband anzeigt. „Altmann lag 17 Sekunden auf dem Eis. Was wäre passiert, wenn er zum Beispiel seine Zunge verschluckt hätte", sagt EHC-Vorsitzender Michael Rümmele. „Der Schiedsrichter muss da sensibler reagieren. Aus unserer Sicht hat er seine Fürsorgepflicht verletzt, und das wollten wir dem DEB klar machen." Es sei nie das Ziel gewesen, eine Strafe für den Selber Spieler zu erwirken. „Hätten wir das gewollt, hätten wir das Foul selber angezeigt und nicht die Szene danach", fügt Rümmele hinzu.

Der DEB beurteilte aber die ganze Szene und sperrte Tim Schneider für drei Spiele, eine Partie muss er auf Bewährung absolvieren. Zudem gab es eine Geldstrafe im dreistelligen Bereich. Der VER legte gegen dieses Urteil Einspruch ein. Nach aktuellem Stand ist Schneider aber für die letzten beiden Hauptrunden-Partien und das erste Playoff-Spiel gesperrt.

Für die Verantwortlichen des VER war die Anzeige des EHC blinder Aktionismus. „Man muss damit rechnen, dass die Szene im Ganzen beurteilt wird, alles andere ist naiv", sagt Golly. „So etwas habe ich in meiner bisherigen Karriere als Funktionär noch nicht erlebt, die Sache stinkt zum Himmel. Ich weiß nicht, warum bei der sowieso vorhandenen Rivalität der beiden Fan-Lager mit dieser Anzeige nochmals Öl ins Feuer gegossen wird."

Diesen Vorwurf weist EHC-Vorsitzender Rümmele zurück. Der VER bringe selbst mit seinen „überzogenen und unüberlegten öffentlichen Äußerungen" Brisanz und Zündstoff in dieses Thema. „Ich habe Hochachtung vor Selb und dem, was der VER in dieser Saison bisher geleistet hat, aber bei aller Aufregung über die Sperre, hätte ich mir etwas mehr Sachlichkeit vom VER gewünscht", sagt Rümmele. „Nochmal: Es geht uns nur um die Gesundheit der Spieler. Dass der DEB die Szene nachträglich als brutales Foul gewertet hat, dafür können wir nichts." Und letztlich müsse Selb eben die Entscheidung des Verbandes akzeptieren.

Golly lässt sich aber nicht besänftigen: „Der EHC hat absolut den falschen Weg eingeschlagen." Ob sich der aktuelle Streit auch auf die Zusammenarbeit der beiden Vereine im Nachwuchsbereich auswirkt – das Jugendteam spielt als Spielgemeinschaft Bayreuth/Selb – lässt der VER-Vorsitzende offen. Dazu sei die „Angelegenheit zu frisch". Darüber müsse geredet werden, wenn sich die Gemüter wieder beruhigt haben.

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