Streit um Franz Liszts Haus

Von Thorsten Gütling
Von vielen Pflanzen umrankt, steht an der Ecke Lisztstraße/Wahnfriedstraße, nur einen Steinwurf von Haus Wahnfried entfernt, das Franz-Liszt-Museum. Darüber, wie man dem Denkmal des großen Komponisten des 19. Jahrhunderts gerecht wird, ist man sich im Stadtrat Bayreuth nicht einig. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Er war einer der bedeutendsten Pianisten und Komponisten des 19. Jahrhunderts. In Bayreuth ist Franz Liszt gestorben. Aber wie sieht es um sein Andenken aus? Ziemlich schlecht, sagen die Grünen im Stadtrat, und fordern: Anstatt das Museum, das sein Sterbehaus heute ist, nur oberflächlich aufzuhübschen, sollte es grundsätzlich aufgewertet werden. Die Mehrheit im Stadtrat sieht das anders.

 
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Der Fraktionsvorsitzende der Bayreuther Gemeinschaft, Stephan Müller, sieht die Sache gelassen: „Sehr viel Besonderes steht da nicht drin, in dem Haus ist halt Franz Liszt gestorben.“ Immerhin zwischen 3000 und 5000 Besucher zieht das Museum jedes Jahr an. Die allermeisten davon während der Festspielzeit. 300.000 Euro hat der Stadtrat jetzt bereitgestellt. Mit dem Geld soll aber nicht etwas an der Bausubstanz des Hauses gemacht werden, in dem der ungarische Komponist 1886 starb. Die Fraktion der Grünen stimmt daher geschlossen dagegen, das Geld auszugeben.

"Völlig unsinnig"

Stefan Schlags (Grüne) spricht von einem „völlig unsinnigen Zeitdruck“. Bis zu den Feierlichkeiten im Oktober des nächsten Jahres blieben gerade einmal 15 Monate. Eine wirkliche Verbesserung des Museums könne in dieser Frist nicht erreicht werden. Eventuelle Schäden am Gebäude seien noch gar nicht bewertet. Geht es nach der Mehrheit des Stadtrats, soll das auch nicht passieren. Das Geld wird nur dafür bereitgestellt, eine neue Dauerausstellung für das Museum zu konzipieren, das dafür nötige Personal zu bezahlen und Teile der Innenräume zu renovieren. Renovierungsarbeiten an Bausubstanz, Dach, Kanal, Fassade, Sanitäranlagen, Heizungs- und Klimatechnik, Fenster und Türen sind damit ausdrücklich nicht geplant.

"Griff in die Standardkiste"

Schlags spricht daher von einem „Griff in die Standardkiste, wie beim Jean-Paul-Museum“. Und er sagt: „Das wird dem Museum nicht gerecht.“ Die Stadträte seien schließlich noch nicht einmal gefragt worden, ob sie mit den niedrigen Besucherzahlen des Museums einverstanden seien. Schließlich seien die Zahlen im vergangenen Jahr, trotz Wiedereröffnung des benachbarten Haus Wahnfried, wieder zurückgegangen. Zwei Monate im Sommer habe das Museum aus Personalgründen gar nicht geöffnet gehabt. Vielleicht, sagt Schlags, könne man in ein paar Jahren das derzeit noch privat vermietete Obergeschoss des Hauses dem Museum angliedern und damit ein deutlich besseres Angebot schaffen.

Jetzt nicht zu planen, weil man Angst habe, sich damit unter Zeitdruck zu setzen, das findet der Fraktionsvorsitzende der CSU, Stefan Specht, falsch. Planungen und Beschlüsse könnten ruhig parallel nebeneinander hergehen, sagt er. Der Chef der SPD im Stadtrat, Thomas Bauske, sagt: „Die Situation dort ist unbefriedigend. Es muss auf jeden Fall etwas getan werden. Sonst wird uns wieder vorgeworfen, dass wir ein Jubiläum verschlafen.“

"Von mir aus auch später"

So furchtbar sehe das Museum auch wieder nicht aus, dass man es zu seinem 25-jährigen Bestehen nicht herzeigen könne, sagt BG-Chef Müller. „Von mir aus werden wir mit den Arbeiten erst ein Jahr später fertig.“ Aber die Planungen müssten beginnen.

Nach der Renovierung soll das Museum am 22. Oktober des nächsten Jahres wiedereröffnet werden. Es wäre der 218. Geburtstag des Komponisten.

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