Nicht genug Zufluchtsstätten
Allerdings gibt es nicht genug solche Zufluchtsstätten. Allein in Mumbai schätzt Muttam die Zahl der Straßenkinder auf mindestens 200 000. Obwohl es die Schulpflicht für Kinder ab fünf Jahren gibt, versäumten gerade die Ärmsten den Schulbesuch. Dabei sei Bildung der einzige Weg aus ihrer Misere, so Muttam. Keinen kümmere es, ob sie in den Unterricht gehen oder nicht. Außerdem müssen die Eltern den Schulbedarf zahlen, was vielen unmöglich ist. Deshalb dachte sich Muttam mit anderen das Projekt „Schule auf Rädern“ aus. „Wir haben einen alten Bus umgebaut, darin sind Sitze und eine Tafel“, beschreibt Muttam das rollende Klassenzimmer. Täglich fährt der Bus in Mumbai sieben Stationen an und erreicht somit bis zu 500 Kinder. Wer zum einstündigen Unterricht kommt, wird mit einer warmen Mahlzeit belohnt. Doch Pater Muttam will über die Stiftung auch Geld sammeln für behinderte Kinder und Angehörige von Ureinwohnerstämmen, die zumeist Analphabeten sind. Behinderte würden auf dem Dorf von ihren Eltern noch immer versteckt, weil sie sich schämten, sagt der Priester. „So haben sie keine Chance auf ein Leben in Würde.“
Michael Heckel war dort
Mit dem Kulmbacher Arzt und Stiftungsvorstand Michael Heckel besuchte der Geistliche vor einiger Zeit die Heime. „Manche Kinder hatten mehrfache Spastiken, trotzdem strahlten sie uns an“, erinnert sich Heckel. Die Einrichtungen seien einfach eingerichtet, jedoch sehr sauber gewesen. Die Herzlichkeit und das Lachen der Kinder haben Heckel begeistert und betroffen gemacht. „Vielleicht können wir mit unserer Hilfe zurückstrahlen.“
Weil die Zahl der Bedürftigen so groß ist, ist die Aufgabe, die sich die Stiftung stellt, eine Herausforderung. Schlechte Organisation und Korruption verhinderten in Indien eine effektive Hilfe, weiß Muttam zu berichten. „In Deutschland ist alles gut organisiert, es gibt wenig Korruption. In Indien ist das genau umgekehrt.“ Für die Genehmigung einer speziellen Schule für behinderte Kinder habe er drei Jahre warten müssen. Hätte er sich nicht geweigert, dafür zu zahlen, wäre es womöglich schneller gegangen, meint der katholische Geistliche.
Gefahr für Kinder große, unter die Räder zu kommen
Einen Unterstützer für die Stiftung fand er auch in Pfarrgemeinderat Oliver Meinhardt, der sich um den Aufbau einer Internetseite für die Stiftung Hoffnungsstrahl kümmerte. „Ich musste nicht lange überlegen, als mich Pater Thomas angesprochen hat“, sagt Meinhardt. „Da ich ihn gut kenne, habe ich vollstes Vertrauen und weiß, dass die Hilfe dort landet, wo sie hin soll.“ Auch Barbara Semlinger (Ködnitz), Ute Becker (Kulmbach) und Ute Caspar-Gundel (Neudrossenfeld) engagieren sich im Stiftungsvorstand. „Diese Kinder haben keine Erwachsenen, die sie schützen“, sagt Barbara Semlinger. „Ohne fremde Hilfe ist die Gefahr groß, dass sie unter die Räder kommen.“
Da es in Indien keine verpflichtende Krankenversicherung gibt, will die Stiftung auch die medizinische Versorgung der Kinder unterstützen, zum Beispiel über Impfungen oder Physiotherapie. Kleidung, Unterrichtsmaterial und Essen können mit regelmäßigen Spenden unterstützt werden. In seinem Urlaub besucht Pater Thomas die Heime regelmäßig.
Info: Kinderstiftung Hoffnungsstrahl, Kalte Marter 1, Kulmbach, Telefon 01 51/20 68 50 22, E-Mail: info@kinderstiftung-hoffnungsstrahl.de. Am 6. November hält Pater Thomas Muttam im Anschluss an den Gottesdienst um 10.30 Uhr im Pfarrsaal von St. Hedwig einen Vortrag über die Kinderstiftung.