Skatbank-Filiale war der Vorreiter
Der Genossenschaftsverband Bayern erklärte: „Der extreme geldpolitische Kurs der EZB verursacht bei allen Banken erhebliche Kosten.“ Sie allein zu tragen, sei „betriebswirtschaftlich dauerhaft nicht möglich“. Einige deutsche Banken haben deshalb ihre Gebühren für Kontoführung, Kreditkarten oder Überweisungen erhöht. Mit Strafzinsen für Einlagen ab drei Millionen Euro hatte die Thüringer Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land mit ihrer Skatbank-Filiale 2014 Schlagzeilen gemacht. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, sagte: „Wir erwarten nicht, dass Privatkunden flächendeckend Entgelte für Einlagen bezahlen müssen, dazu ist der Wettbewerb in Deutschland unter Banken und Sparkassen viel zu stark.“
Der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, hatte Ende Juni erklärt: „Die Schwelle, ins Negative zu gehen gegenüber dem Privatkunden, ist sehr, sehr hoch.“ Die Konkurrenz sei hart, und es drohe die Abwanderung von Anlegern zur Konkurrenz. „Die Kunden in Deutschland werden sich das in der Breite nicht gefallen lassen.“
(Mit Material von dpa)
Kommentar zum Thema von Roland Töpfer
Anleger zur Kasse
Noch halten die Dämme, die Privatkunden von Banken und Sparkassen davor schützen, für Geld, das sie anlegen, auch noch Zinsen zahlen zu müssen. Doch die kleine Raiffeisenbank in Gmund am Tegernsee zeigt schon mal, wo die Reise hingehen könnte. 0,4 Prozent „Verwahr-Entgelt“ müssen Kunden zahlen, wenn sie mehr als 100.000 Euro auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto bunkern.
Tabubruch
Der Tabubruch der oberbayerischen Bank zeigt: Kleine Banken kommen durch Nullzinsen und teure Regulatorik besonders unter Druck. Das bedeutet: Es wird mehr Fusionen und weniger Banken und Filialen geben. Das sehen wir auch bei den VR-Banken in Oberfranken: Bayreuth fusioniert mit Hof, Kulmbach übernimmt Kronach, Marktredwitz und Berg-Bad Steben rücken zusammen.
Phantasiereiche Beschreibungen
Die Vorteile von Fusionen werden von den Vorständen und Aufsichtsräten phantasiereich beschrieben. Und tatsächlich ist es ja auch im Interesse der Kunden, dass sie eine starke Bank haben. Das ändert aber nichts daran, dass Fusionen zunächst der wirtschaftlichen Absicherung der Bank dienen. Mögliche Nachteile für die Kunden: Längere Wege, Auslagerung von Kompetenz, weniger Wettbewerb, schlechtere Konditionen.
Online-Banken und Fintechs nagen am Kundenstamm der etablierten Banken und Sparkassen, deren Präsenz in der Fläche im digitalisierten Bankgeschäft an Wert verliert. Jetzt müssen die Flächenbanken aufpassen, dass sie ihre Nähe zum Kunden nicht verlieren. Denn das wichtigste Asset einer Bank ist? Richtig: der Kunde.
Lesen Sie auch:
Kulmbacher Bank will fusionieren
VR-Bank Bayreuth: Fusion nimmt Formen an