Stimme ölen für das große Ziel

Von Udo Fürst
Heinz Schmidt (rechts) bei der ersten gemeinsamen Probe übt mit dem Projektchor, der sich aus drei Chören der Region zusammensetzt. Noch zwei weitere gemeinsame Proben wird es geben, dann ist das Konzert. Foto: Udo Fürst Foto: red

Projektchöre scheinen ein probates Mittel zu sein, wenn die Sänger und Sängerinnen immer weniger werden. Das dachte sich auch Heinz Schmidt, der Chorleiter der Speichersdorfer Musikfreunde und rief vor einigen Wochen alle sangesfreudigen Menschen aus der Gemeinde zu einem gemeinsamen Singen am Rathaus auf.

 
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Der Erfolg war durchschlagend: 80 Frauen und Männer kamen und boten gemeinsam einen höchst hörenswerten Liederreigen. Weil das damals so gut geklappt hat, griff Schmidt die Idee jetzt wieder auf. Sein aus Akteuren des Gesangvereins Trabitz, des MGV Kulmianer Neustadt am Kulm und den Musikfreunden Kirchenlaibach-Speichersdorf bestehender Projektchor wird am kommenden Samstag, 28. Oktober, beim Herbstkonzert der Max-Reger-Gruppe in Immenreuth auftreten.

Leidenschaftlicher Musiker

Was haben Sänger, Instrumentalisten und „Tagesschau“-Sprecher gemein? Sie alle wärmen sich vor ihren Auftritten auf, ölen ihre Stimmen durch spezielle Übungen. „Holt jetzt mal tief Luft ohne die Schultern zu heben und lasst sie wieder hörbar raus“, weist Heinz Schmidt die etwa 40 Sängerinnen und Sänger an. Wenig später fabrizieren sie die ersten Töne: „Ummhh“ klingt es durch das evangelische Gemeindehaus von Neustadt und Kulm und wieder „Ummhh“. Fünf Minuten später ist der Chor so weit. Es darf gesungen werden in der ersten von drei gemeinsamen Proben des Projektchors. Bisher haben Frauen und Männer getrennt geübt, doch nun wird es langsam ernst. In gut einer Woche steigt das große Herbstkonzert und dann will man sich natürlich so gut wie möglich präsentieren.

Heinz Schmidt ist, obwohl er es nie professionell gelernt hat, ein leidenschaftlicher Musiker. „Ich habe einfach Spaß dran“, sagt der im normalen Leben als Ingenieur bei der Telekom beschäftigte Speichersdorfer. Schon mit 13 entdeckte er seine Leidenschaft für das Singen, sang dann in kirchlichen und weltlichen Chören in Berlin, München, Freising und in seiner Heimatgemeinde.

Spaß am SIngen

Seine musikalischen Aktivitäten sind außerordentlich vielfältig: Seit 2015 leitet er den Chor der Musikfreunde Kirchenlaibach-Speichersdorf, war vorher bis 2012 Vorsitzender des Chors der Sängergruppe Max Reger, ist musikalischer Leiter der Fichtenhornbläser und Obmann des evangelischen Posaunenchors Speichersdorf, stellvertretender Leiter im Posaunenchorbezirk des evangelischen Dekanats Weiden, Organist und Kirchenchorsänger in katholischen und evangelischen Kirchen, Sänger und Instrumentalist bei der Musikkapelle Weinwallfahrer aus Neustadt am Kulm und er engagiert sich als leidenschaftlicher Fan der traditionellen Blasmusik für den Nachwuchs.

Seine Intention ist klar: „An erster Stelle steht der Spaß und die Lust am Singen. Ein Sänger muss gerne in die Probe gehen. Dann spürt er die Freude im Inneren“, sagt Schmidt. Um sein Hobby vielen Menschen möglichst professionell nahebringen zu können, hat er die dreistufige Chorleiterausbildung beim Fränkischen Sängerbund absolviert und macht derzeit die Ausbildung zum staatlich geprüften Chorleiter an der Bayerischen Musikakademie in Hammelburg. Voller Leidenschaft dirigiert der 57-Jährige die etwa 15 Frauen und 30 Männer. Das, was der Chor in seiner ersten gemeinsamen Probe bietet, klingt erstaunlich harmonisch. Schwungvoll, stimmgewaltig, inbrünstig hört sich das an. Als sängen sie schon viele Jahre zusammen.

Gemeinsames Singen im Schützenheim

„Da merkt man genau, die haben Freude am Singen und genauso muss es sein“, sagt Schmidt. Noch zwei gemeinsame Proben stehen nächste Woche auf dem Programm, ehe es zum Chorkonzert nach Immenreuth geht. Dort wird der Projektchor drei Liedsätze zum Besten geben: „Alles hat seine Zeit“, die „Capri-Fischer“ und „Tulpen aus Amsterdam“.

Indes hat der Sänger, Musiker und Chorleiter aus Leidenschaft schon die nächste Idee: Im November will er alle sangesfreudigen Speichersdorfer zum zweiten gemeinsamen Singen einladen – diesmal ins Schützenheim. Ganz ohne Eigennutz macht Heinz Schmidt das nicht. „Vielleicht fallen ja ein paar Sänger für meinen Chor ab.“ Denn wie viele Chorgemeinschaften plagen auch die Speichersdorfer Nachwuchssorgen.

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