Warum der Rainer W. Markgraf seine Firma nicht verkauft und wie er damit noch Gutes tut Markgraf: Stiftung sichert Bayreuther Bauunternehmen

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Rainer W. Markgraf will noch einige Jahre an seinem Schreibtisch wirken. Für die Zeit danach hat er jetzt mit einer Stiftung vorgesorgt.⋌Foto: Harbac Foto: red

Was tun, wenn es in der eigenen Familie keinen Nachfolger gibt, der den Betrieb weiterführt? Bauunternehmer Rainer W. Markgraf hat eine Stiftung gegründet, die den Fortbestand der Firma mit Sitz in Bayreuth garantieren und zugleich noch Gutes tun soll.

 
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Eins stellt Rainer W. Markgraf gleich klar: „Ich bleibe hier der Chef, solange es mir gesundheitlich gut geht. Ich will mich nicht ausklinken und Halligalli machen.“ Dann hätte er seine Firma wohl auch besser verkauft und es sich mit dem Geld gutgehen lassen. Doch das will der 58-Jährige nicht, der lediglich ausschließt, „dass ich wie mein Vater noch mit über 80 an vorderster Front stehe“. Deshalb hat er eine Stiftung gegründet, in die er zunächst zwei Drittel der Gesellschaftsanteile der W. Markgraf GmbH & Co. KG eingebracht hat – zunächst allerdings stimmrechtslos. Mit dem restlichen, stimmberechtigten Drittel bleibt Markgraf persönlich Kommanditist. Das Sagen also hat er auch weiterhin selber, selbst, wenn er sich in ein paar Jahren als Geschäftsführer zurückziehen sollte.

Über zwei Millionen Euro Kapital

Neben den Anteilen hat Markgraf die Stiftung mit deutlich über zwei Millionen Euro ausgestattet. Eine Summe, die durch die auf die Unternehmensanteile fälligen Dividenden stetig wachsen dürfte. Aus den Erträgen will Markgraf „die leistungsbereite Jugend in Oberfranken und der Oberpfalz“ fördern, aber auch „die Region an sich“. Mit leistungsbereiter Jugend meint der Unternehmer vor allem junge Menschen auf dem Weg zur Fachkraft, die besondere Dinge auf sich nehmen oder besondere Leistungen erbringen. „Wir brauchen auch gute Handwerker und Facharbeiter, nicht nur Akademiker, damit Gesellschaft und Wirtschaft funktionieren“, sagt Markgraf, der sich auch stark in der Wissenschaftsstiftung Oberfranken engagiert.

Auch das ist ein Zeichen dafür, dass der Firmenchef einen übergreifenden Ansatz verfolgt. „Natürlich müssen wir gute Leute fördern. Aber das reicht nicht. Wir werden gute Leute nur dann bei uns halten oder sogar neue herholen können, wenn wir die Region lebenswert erhalten und machen.“

Deshalb legt er den Rahmen weiterer möglicher Förderungen bewusst breit an: Von Kinderveranstaltungen an Unis über Filmprojekte, die die Schönheiten und Vorzüge der Region zeigen, Schülerstudenten in Bayreuth, die Begegnungsstätte Kloster Speinshart oder das Museum der kontinentalen Tiefbohrung in Windischeschenbach bis zum Festival junger Künstler in Bayreuth – für all das kann er sich eine Förderung vorstellen.

Die Entscheidungen trifft Markgraf als Stiftungsvorstand zunächst selber, doch sollen ein Stiftungsrat und ein Beirat installiert werden. Die Kriterien für die Mitglieder des Stiftungsrates sind bereits festgeschrieben: Es soll sich um einen erfolgreichen bayerischen Familienunternehmer, einen erfolgreichen Präsidenten einer renommierten bayerischen Hochschule, den Beiratsvorsitzenden der W. Markgraf GmbH & Co KG sowie einen früheren oder noch aktiven Geschäftsführer der W. Markgraf GmbH & Co KG handeln. Den Beirat bilden Branchenkenner, etwa Vertreter von großen Kunden.

Hohe Investitionen

Markgraf ist sich sicher, dass er mit der Stiftungslösung unter den gegebenen Umständen die beste Lösung für den Fortbestand seines Unternehmens gewählt hat. Ein Verkauf jedenfalls wäre für ihn nicht infrage gekommen. Grund: „Das hätte binnen kürzester Zeit zu einem massiven Stellenabbau geführt, denn gewisse Geschäftsbereiche braucht man nun mal nur einmal.“ So aber sei der Unternehmensgrundsatz, alle Entscheidungen so zu treffen, dass die Firma auch in 40 Jahren noch erfolgreich besteht, beherzigt. Das sei er seinen rund 750 Mitarbeitern schuldig, so Markgraf, der das Unternehmen derzeit aber auch mit großen Investitionen fit für die Zukunft macht. So fließen rund 9,5 Millionen Euro in den Neu- und Umbau der Hauptverwaltung in Bayreuth. Spätestens Anfang 2016 sollen hier wieder rund 300 Menschen an einem Ort arbeiten – für Markgraf der Kopf des Unternehmens. Als „Herz und Kraftzentrum“ der Firma bezeichnet er den Standort Immenreuth, in den in den kommenden Jahren zehn Millionen Euro fließen sollen. Dort steht unter anderem ein großes Beton-Fertigteilwerk, sind Logistik, Stahlbau und Werkstatt angesiedelt.

Bauunternehmer Markgraf: "Dann wären wir längst pleite"

Herr Markgraf, Sie sind ein gestandener, ein erfolgreicher Bauunternehmer. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie das Desaster mit dem Berliner Hauptstadtflughafen sehen?
Markgraf: Das tut mir richtig weh. Das ist eine typische falsche politische Lösung. Aber nachdem dem Baukonzern Hochtief der Auftrag entzogen worden war, habe ich diese Entwicklung befürchtet, ja erwartet.

Was ist denn das Hauptproblem?
Markgraf: Die Politik hat sich von gleich zwei Behörden – eine in Berlin, eine in Brandenburg – beschwatzen lassen, dass sie das besser und billiger als Hochtief können. Jetzt zeigt sich das genaue Gegenteil. Das ganze Projekt konnte gar nicht anständig laufen, weil den Behörden einfach das Know-how fehlt. Hinzu kommt, dass sich die Politik seit den 70er-Jahren angewöhnt hat, die Kosten klein zu rechnen, damit Projekte überhaupt genehmigt werden – wohl wissend, dass es am Ende deutlich teurer wird. Es scheint so, als sei das bei der Villa Wahnfried in Bayreuth auch so gelaufen, sonst wäre das nämlich nie durch den Stadtrat gegangen.

Was würde passieren, wenn Sie sich auf einer Ihrer Baustellen so ein Desaster erlauben würden? Und haben Sie gleich einen Rat an die Politik, wie es besser laufen könnte?
Markgraf: Wenn wir das so handhaben würden, dann wären wir längst pleite, weil ein privater Auftraggeber das nicht lange mitmacht. Ein Rat an die Politik? Ich kann nur sagen, dass es problematisch ist, dass es nur noch so wenig wirtschaftlichen Sachverstand in der Politik gibt. Was natürlich auch daran liegt, dass sich kein Unternehmer die Ochsentour durch die Parteien antun will und zeitlich kann. Und Quereinsteiger werden nicht oder kaum zugelassen.

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