Drohende zweiteilung des deutschen Strommarktes Steigende Strompreise: IHK befürchtet schleichende Deindustrialisierung

Von Moritz Kircher
Die Stromzähler läuft unaufhaltsam, die Kosten für die Kilowattstunde steigen. Was tun? Weniger Energie verbrauchen, rät die Energieagentur Oberfranken. Foto: dpa Foto: red

Zahlen die Bayern künftig vielleicht mehr für den Strom als die Nachbarn in den nördlichen Bundesländern? "Quatsch" sagt Ministerpräsident Horst Seehofer. Durchaus möglich warnt dagegen die Europäische Union. Die hiesige Wirtschaft will keine höheren Strompreise - egal wie. Und dazu können die Unternehmen durchaus selbst etwas beitragen.

 
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"Wir Unternehmer sind keine Energie-Experten und deshalb darauf angewiesen, dass die Politik sachgerechte Entscheidungen in energiepolitischen Fragen trifft", sagt Heribert Trunk. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Oberfranken (IHK) spielt damit auf den Streit um den Bau zweier großer Stromleitungen nach Bayern an. Die Staatsregierung lehnt die Leitungen derzeit ab. Angeblich, so die EU, droht deshalb der Zerfall Deutschlands in zwei Preiszonen und höhere Strompreise für den Freistaat.

Lösungsvorschlag: Den Strom selbst produzieren

"Jetzt vorherzusagen, welche Auswirkungen der Ausbau der Netze auf die Strompreise hat, ist sehr mutig", sagt Markus Ruckdeschel. Er ist Sprecher der Energieagentur Oberfranken, die kleine und mittelständische Betriebe in Sachen Energiekosten und -verbrauch berät. "Ich würde den Spieß einfach mal umdrehen", sagt er. "Warum nicht den Strom selbst produzieren?", fragt Ruckdeschel. Firmendächer mit Solarzellen bestücken, Abwärme der Maschinen zu Strom machen.

Genau das geschieht derzeit schon bei SiLi in Warmensteinach. Firmenchef Stefan Trassl steht der ganzen Diskussion deshalb "gelassen gegenüber". 120 Mitarbeiter hat der Glas- und Keramikspezialist. Eigene Fotovoltaikanlagen, ein Blockheizkraftwerk, stromsparende LED-Beleuchung - das alles ist bei SiLi schon Realität.

SiLi-Chef Trassl: Strom wird mit oder ohne neue Trassen teurer

Zwischen den beiden Firmenstandorten in Warmensteinach pendelt ein Elektroauto, das den firmeneigenen Sonnenstrom tankt. "Der Strom wird teurer. Egal, ob Stromtrassen gebaut werden oder nicht", sagt Trassl. "Was wir machen können, ist, Energie effizient einzusetzen."

IHK-Präsident Trunk befürchtet, dass nicht alle Unternehmen so gelassen auf die Debatte blicken. Er fordert, "dass weitere zusätzliche Steigerungen der Energiepreise ausgeschlossen werden müssen und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden muss". Ansonsten befürchtet er eine "schleichende Deindustrialisierung" der Region. Das dürfe die Politik auf keinen Fall zulassen.